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Molières Meisterkomödie „Der eingebildete Kranke“ am Saumarkt

Rainer Gögele als Argan, ein unglücklicher „kranker“ (?) Mensch.
Rainer Gögele als Argan, ein unglücklicher „kranker“ (?) Mensch. ©Emir T. Uysal
Kann man sich eine Depression einbilden?
Der eingebildete Kranke

Feldkirch. (sch)  Die renommierte Studiobühne Montfort ist nun endgültig ins Theater am Saunarkt übersiedelt. Die zauberhaften Sommerabende im  Hof des Palais Liechtenstein sind somit Geschichte. Und exakt  nach 34 Jahren (1982) steht dasselbe Stück wieder auf dem Spielplan der aktuellen Produktion – Molières berühmte Komödie „Der eingebildete Kranke“ in der Regie des nun 79-jährigen Gründers der Studiobühne Montfort, Gerhard Fetka. Die kürzlich stattgefundene Premiere mit Rainer Gögele in der Hauptrolle des Argan löste am Premierenabend beim Publikum sogar eine interessante Diskussion aus – Gögele spielte den klistier- und medikamentensüchtigen Argan nämlich als leisen, unglücklichen, leidenden Psychopathen; und wenn ein Mensch psychosomatisch „leidet“, dann ist dieser Zustand doch wohl eine Depression und keine bloße „Einbildung“. Somit verlagerte sich die „Komödie“ auf die Nebenfiguren. Wenn Gögele, erfreulich übrigens, dass er nach einer Politik-Episode auch wieder auf die Bühnenbretter zurückgekehrt ist, noch ein paar Spritzen lockere Selbstironie statt Selbstmitleid verschrieben bekommt, wird sein Argan authentisch sein, als tragikomische Figur. Leider wird die zeitlose Molière-Kritik an gierigen Ärzten und Pillendrehern von der Regie zuwenig „behandelt“.

Auch heitere Typen

Wie gesagt, es gibt auch Komödientöne bei dieser Produktion.  Die allzeit quirlige und vor Spiellaune fast berstende Bettina Nimtz als Zofe Toinette war bald Publikumsliebling; der junge Michael Nemetschke als „Heiratskandidat“ gab einen liebenswerten Tölpel mit erstaunlichem Mundwerk. Frau Argan (Christine Gögele) hätte ihre Geldgier brutaler zeigen können, Gerhard Fetka hielt als Dr. Purgot einen berührenden medizinischen Monolog; sehr erfreulich auch das „junge Volk“ Michaela Gödl, Carmen Popescu, Martin Häusle. Die älteren Theaterhasen wie Marcus Harm,

Wolfgang Rainer, Werner Schneider komplettierten versiert das Treiben rund um Argans weinerliche Miene. Markus Bertsch untermalte mit Gitarre dezent das Geschehen. Ein Molière, der eher zum Diskutieren als zum Lachen einlädt.

Weitere Aufführungen am Saumarkt bis 25. Mai; Tel. 05522 72 895.

 

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