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"Modfather" dröhnte im Wiener Konzerthaus

50 Jahre alt ist Pop-Legende Paul Weller im Mai ge­worden. Ein reifes Alter für einen Popstar - und so scheint das Wiener Konzerthaus durchaus ein pas­s­en­der Rahmen für einen gediegenen Live-Auftritt.

Lieferte der Brite vor zwei Jahren im Gasometer noch eine rundweg gelungene Show ab, gab es am Montag im gut gefüllten Großen Saal leider gewisse Einschränkungen in Form eines doch merklich dröhnenden Klangbilds. Beim Publikum gab es trotzdem kein Stimmungstief zu vermelden. Das gab sich keine Blöße und feierte seinen “Modfather”.

Weller ist ein Mann mit Stil. Nicht nur die visuelle Erscheinung von Weller hat einen solchen, auch das Gitarrenspiel des Briten darf dies für sich beanspruchen. So präzise er seine Soli zu spielen versteht, so sehr versteht er sie auch in seine Songs zu integrieren. Mit “Wild Blue Yonder” startete er gestern, und wer sich im Rahmen des Wiener Konzerthauses einen akustischen Leckerbissen erhofft hatte, sollte bald sein blaues Wunder erleben: Denn ein Dröhnen sollte der ständige Begleiter durch die mehr als zwanzig Songs umfassende Setlist sein. Ob man beim Soundcheck die “Dämmeigenschaften” des Publikums angesichts des hohen Saales überschätzt hat, ist unklar, doch eines stand bald fest: auch der Einsatz von Ohrstöpseln oder Positionswechsel im Parterre sollten nur partielle Linderungen bringen – alles klang ein wenig übersteuert.

Immerhin bekamen die zahlenden Besucher eine sehr ausgewogene Songauswahl dargeboten. Den Schwerpunkt nahm erwartungsgemäß das aktuelle Album “22 Dreams” ein, das von sanftem Folk angefangen bis hin zu fast schon punkigem Rock alles enthält, was man von einem Briten mit einer Gitarre erwarten kann – die Hits fehlten trotzdem nicht. So gab es mit “Shout To The Top” und im Zugabe-Teil mit “A Town Called Malice” wohl die zwei bekanntesten Songs von Wellers beiden früheren Bands “The Style Council” und “The Jam”, mit denen Weller vor dem Start seiner Solokarriere seit den späten Siebzigern musikalische Maßstäbe zu setzen verstand. Ebenso gab es eine recht rockig geartete Version seines Comeback-Hits “Wild Wood” und eine Band, die durchwegs auf Tempo setzte.

Potenziell hätte es ein gutes Konzert werden können. Dass man ihm Konzerthaus durchaus auch Rockkonzerte spielen kann, bewies zum Beispiel der Auftritt von Lou Reed vor fünf Jahren, gestern aber erwies sich der fehlgeleitete Sound leider als ein ziemlicher Spielverderber. Von Andreas Westphal

Ein Klassiker: Paul Weller – “Changingman”

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