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Ministerium entscheidet über Zukunft von Asylwerbern in Lehre

Das Thema "Asylwerber in Lehre" beschäftigt die Politik.
Das Thema "Asylwerber in Lehre" beschäftigt die Politik. ©pixabay.com
Im Innenministerium wird weiter über eine Lösung zum Thema Asylwerbern in Lehre diskutiert. Heute gibt es erneut ein Treffen, bei dem das Thema besprochen wird.
Peschorn will Lösung finden
Kickl wettert gegen Asyl-Lehrling

Die Parlamentsparteien ringen weiter um eine Lösung zum Thema "Asylwerber in Lehre". Am Dienstag gibt es erneut ein Treffen im Innenministerium, bei dem u.a. ein zuletzt vom ÖVP-Abgeordneten Karl Mahrer im Nationalrat eingebrachter Antrag diskutiert wird. Der Antrag sieht etwa vor, dass die Frist zur freiwilligen Ausreise abgelehnter Asylwerber erst nach Abschluss der Lehre zu laufen beginnt.

800 Lehrlinge warten auf Asylbescheid

Offenbar ist der Mahrer-Antrag deckungsgleich mit einem aktuellen Gesetzesvorschlag von Innenminister Wolfgang Peschorn. Aus dem Innenministerium hieß es am Dienstag, man verstehe sich in der Causa vor allem als Vermittler und bringe daher die Parteien zu Gesprächen zusammen. Anfang Dezember findet der nächste Budgetausschuss statt, in dem die Lage der Lehrlinge wieder Thema sein wird.

An dem Treffen im Innenministerium nehmen am Dienstag alle Parlamentsparteien außer der FPÖ teil. SPÖ-Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner sagte vor dem Treffen, die SPÖ habe mittlerweile einen "pragmatischen Zugang" zu dem Thema. Es gebe noch zwei bis drei offene Punkte, als problematisch bezeichnete Einwallner Fälle mit rechtskräftig negativem Bescheid, in denen die Lehrlinge laut aktueller Gesetzeslage umgehend abgeschoben werden sollen - wie etwa im Fall eines Lehrlings aus Schladming, so der SPÖ-Abgeordnete. Er forderte einen Gesetzesbeschluss noch vor Weihnachten. "Das muss endlich erledigt werden", sagte er mit Blick auf die mehr als 800 Lehrlinge, die sich derzeit noch in Lehrausbildung befinden und auf ihren Asylbescheid warten.

NEOS: Asylwerber sollen im Betrieb arbeiten

Auch NEOS-Sicherheitssprecherin Stephanie Krisper hoffte am Dienstag auf eine Einigung der vier Parteien. "Für unseren Antrag gibt es sowieso keine Mehrheit", sagte Krisper. Die Pinken hatten sich für das deutsche 3plus2-Modell eingesetzt, bei dem Asylwerber in Lehre nach der dreijährigen Berufsausbildung noch zwei Jahre im Betrieb arbeiten dürfen. Auch ein Antrag auf "3plus2 ohne die zwei"", so Krisper damals, hatte keine Mehrheit gefunden. Trotzdem möchte man bestmöglich verhandeln und im Sinne der betroffenen Asylwerber in Lehrausbildung "endlich" eine Lösung finden.

Keine Einigung, weitere Gespräche geplant

Die Verhandlungen der Parteien im Innenministerium über den Umgang mit Asylwerbern in Lehre haben am Dienstag keine Einigung gebracht. Knackpunkt ist weiterhin, ob der im Raum stehende Abschiebestopp auch für Asylwerber, die jüngst einen rechtskräftig negativen Asylbescheid erhalten haben, gelten soll. Diese Hürde soll nun in bilateralen Verhandlungen aus dem Weg geräumt werden.

Am ehesten einig waren sich die verhandelnden Parteien am Dienstag im APA-Gespräch darin, dass es in der Causa bald eine Lösung geben soll. Für das Innenministerium, das sich in der Causa als Vermittler zwischen den Parlamentsparteien sieht, sind die Gespräche jedenfalls "recht gut" verlaufen. "Es wurde herausgearbeitet, bei welchen Punkten sich die Parteien noch einigen müssen", teilte ein Sprecher nach dem Treffen mit. ÖVP, SPÖ, Grüne und NEOS hätten sich darauf verständigt, weitere Details bilateral zu verhandeln. Die FPÖ nahm an dem Treffen gar nicht erst teil, sie spricht sich grundsätzlich gegen einen Abschiebestopp aus.

Diskutiert wurde am Dienstag ein ÖVP-Antrag, der als Minimalkonsens zwischen den Parteien gilt. Für die ÖVP ist der Antrag eine Art Zugeständnis, für SPÖ, Grüne und NEOS geht er noch nicht weit genug. Innenminister Wolfgang Peschorn stehe bereit, "falls der Antrag von der ÖVP noch abgeändert werden soll", hieß es aus dem zuständigen Ministerium.

Die Parteien versuchen jetzt getrennt voneinander, auf die ÖVP einzuwirken. Die Volkspartei zeigte sich nach dem Treffen im Innenministerium zwar "gesprächsbereit", stellte aber auch fest: "Unser Standpunkt ist klar." Die ÖVP hatte sich vor der Nationalratswahl dafür ausgesprochen, eine pragmatische Lösung für die - damals noch mehr als 900 - Altfälle von Asylwerbern in Lehre zu finden.

ÖVP "nicht gänzlich verschlossen"

"Mittlerweile sind es ohnehin nur mehr 786 Fälle", kritisierte SPÖ-Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner und wies auf die Dringlichkeit der Angelegenheit hin. Aus seiner Sicht habe man am Dienstag "inhaltlich nicht viel weitergebracht", sagte er im Anschluss an das Treffen. Bei Fällen, in denen die Betroffenen erst kürzlich einen negativen Bescheid bekommen hätten und sich noch in Österreich aufhalten würden, müsse sich die ÖVP noch bewegen, forderte er. Die SPÖ will, dass der Abschiebestopp rückwirkend gelten kann, sagte Einwallner. Er forderte die ÖVP auf, über ihren Schatten zu springen und appellierte an den "Hausverstand".

Die Grünen äußerten sich nach dem Treffen bei Innenminister Peschorn vorsichtig optimistisch. "Heute haben wir in Details Fortschritte gemacht, aber es fehlt noch einiges bis zu einer tragbaren und wirksamen Lösung der Vernunft", teilte der oberösterreichische Integrationslandesrat Rudi Anschober per Aussendung mit. Er nannte es als Ziel, "dass es eine Einigung für eine klare Mehrheit im Nationalrat bis zum kommenden Budgetausschuss am 3. Dezember gibt". Dazu sollen in den kommenden Tagen Parteiengespräche geführt werden.

Auch die NEOS kündigten an, weiter verhandeln zu wollen. "Die ÖVP soll noch auf die Seite des Lichts gezogen werden", umschrieb NEOS-Sicherheitssprecherin Stephanie Krisper ihr Vorhaben. Positiv bewertete sie, dass sich die ÖVP "nicht gänzlich verschlossen" habe, sagte sie.

(APA/red)

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