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Mindestens 65 Tote bei Anschlag auf Spielplatz in Pakistan

Taliban: "Unserer Selbstmordattentäter werden Angriffe fortsetzen"
Taliban: "Unserer Selbstmordattentäter werden Angriffe fortsetzen" ©AP
Bei einem Selbstmordanschlag an einem Kinderspielplatz im Osten Pakistans sind mindestens 65 Menschen getötet und mehr als 315 verletzt worden. Die meisten Opfer seien Frauen und Kinder, teilten die Behörden am Sonntag mit. Der Attentäter habe die Bombe in der Millionen-Stadt Lahore in einem Park nahe von Kinderschaukeln gezündet. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.


Der Park sei “voll gewesen mit christlichen Familien, die Ostern gefeiert” hätten, sagte der hochrangige Behördenvertreter Muhammad Usman. Ein Polizeisprecher sagte, es sei noch unklar, ob sich der Anschlag gezielt gegen Christen gerichtet habe.

Augenzeugen berichteten nach Medienberichten, blutende und verstümmelte Opfer seien teils auch von Privatleuten mit Rikschas und Taxis in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. Dort wurde der Notstand ausgerufen. Laut Rettungsleiter Arshad Zia wurden Armeeärzte herbeigerufen, um zu helfen. Hunderte Menschen versammelten sich nach TV-Aufrufen binnen kurzer Zeit vor den Krankenhäusern, um Blut zu spenden. Laut der Zeitung “Dawn” fanden Sicherheitskräfte den Kopf des Attentäters.

Da die Detonation sehr stark gewesen sei, lagen Leichenteile den Augenzeugen zufolge in dem Park, der in einem Wohngebiet liegt, weit verstreut. Auf Fernsehbildern waren weinende Frauen und Kinder zu sehen, die unter Schock inmitten von Blutlachen standen.

Die Regionalregierung von Punjab ordnete nach dem Anschlag die Schließung aller öffentlichen Parks an. Soldaten wurden zur Kontrolle abgestellt. Lahore hat mehrere Millionen Einwohner und gehört zu dem größten Städten des Landes.

Nach Medienberichten steckt die pakistanische Talibangruppe Jamaat ul-Ahrar hinter dem schwersten Anschlag in Pakistan seit Monaten. Journalisten meldeten, sie seien vom Sprecher der Gruppe, Ehsanullah Ehsan, angerufen worden. Der Radiosender Voice of America Deewa twitterte, der Islamist habe gesagt, man reagiere auf Militäroperationen der Regierung. Einem Reporter der “Express Tribune” sagte der Taliban, die Aktion sei gegen Christen gerichtet.

Der Sprecher der Armee, General Asim Bajwa meldete per Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Regierung die Armee zur Sicherung des Geländes anforderte. Soldaten errichteten eine “Rote Zone”. Der Ministerpräsident der Provinz Punjab, Shehbaz Sharif, rief eine dreitägige Trauerzeit aus.

Deutschland und die USA verurteilten den Terroranschlag scharf. “Dieser abscheuliche Anschlag gegen Familien in einem belebten Park zeigt, dass sich Terrorismus in seinem mörderischen Wahn gegen alle Menschen gleichermaßen richtet – gleich ob Mann oder Frau, jung oder alt, gleich welchen Glaubens und welcher Hautfarbe”, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Ned Price, sprach von einer “feigen” und “entsetzlichen” Tat. Die USA stünden an der Seite des pakistanischen Volkes und der Regierung.

Punjab hat seit mehr als einem Jahr keinen größeren Anschlag erlebt. In der Provinz Khyber Pakhtunkhwa gab es aber jüngst einen Anschlag auf einen Bus voller Regierungsangestellter; 16 Menschen starben.

Ende Februar hatten dort pakistanische Taliban auch eine Universität angegriffen und mehr als 20 Menschen getötet, darunter 17 Studenten. Kurz darauf hatten sie weitere Anschläge angekündigt.

Seitdem im Dezember 2014 pakistanische Taliban in einer von der Armee betriebenen Schule in Peshawar 136 Kinder getötet hatten, hat die Armee ihre Operationen gegen Extremisten massiv erweitert. Dem Terrorismus werde das Rückgrat gebrochen, wiederholen Armeechef und -sprecher. Die Zahl der Anschläge und ihrer Opfer ging 2015 auch stark zurück. Aber Anschläge wie in Lahore und Peshawar zeigen, dass Extremisten weiter über Ressourcen und Rekruten verfügen.

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