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Minderjährige Flüchtlinge: Caritas schließt letztes Wohnheim

• Von 2004 bis Juni 2019 wurden 451 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF) durch die Caritas Vorarlberg betreut
• Von 2004 bis Juni 2019 wurden 451 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF) durch die Caritas Vorarlberg betreut ©Caritas | VOL.AT
Nach 15 Jahren schließt die Caritas Vorarlberg mit dem „Haus Said“ in Bregenz das letzte Wohnquartier für junge Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht allein nach Österreich gekommen waren.

Damit geht eine weitere Etappe in der Flüchtlingsbetreuung der Caritas zu Ende. Das Land Vorarlberg wird bei Bedarf wieder Ressourcen bereitstellen und begleitet noch verbleibende Jugendliche durch das Kompetenzzentrum der Bezirkshauptmannschaft und Regelangebote der Kinder- und Jugendhilfe.

Damals Neuland betreten

Beim Start vor 15 Jahren wurde von der Caritas Neuland in der Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen betreten. Innerhalb kurzer Zeit wurden entsprechende Quartiere eingerichtet um die Jugendlichen aufzufangen.

Insgesamt wurden in den letzten 15 Jahren sieben Quartiere eingerichtet und 451 Jugendliche betreut. „Nun braucht es diese Wohngemeinschaften nicht mehr, weil die meisten Jugendlichen inzwischen volljährig geworden sind und in den letzten Monaten nur noch ganz vereinzelt minderjährige Flüchtlinge ohne erwachsene Begleitperson nach Vorarlberg gekommen sind", sagt Caritas-Direktor Walter Schmolly

Besondere Etappe der Flüchtlingsarbeit

Für den Direktor geht mit der Schließung des „Haus Said“ in Bregenz auch eine besondere Etappe in der Flüchtlingsthematik in Vorarlberg zu Ende.

Integrationswege von jungen Menschen verliefen nicht immer nur glatt und zielgerichtet, so Walter Schmolly, „aber im Gesamten überwiegt die Tatsache, dass mit diesen Jugendlichen viele bereichernde Potenziale für unsere Gesellschaft verbunden sind“.

Wiesflecker: "Gleicher Schutz für alle"

"Für Kinder und Jugendliche sollen - so wie es die UN-Kinderechte-Konvention und unsere Landesverfassung vorsieht - ohne Unterschiede gleiche Rechte und gleicher Schutz gegeben sein“, definiert Landesrätin Wiesflecker den Grundsatz.

Seit 2015 hat unter anderem das Kompetenzzentrum in der BH Feldkirch die Obsorge für die Jugendlichen übernommen. Zum Höhepunkt in den Betreuungszahlen mit 236 Jugendlichen im Dezember 2016 waren neben der Caritas weitere Sozialeinrichtungen mit eingebunden (u.a. ifs, SOS-Kinderdorf oder Vorarlberger Kinderdorf).

Junge Flüchtlinge als Arbeitskräfte

„Das Interesse der Gesellschaft am Potential der jungen Flüchtlinge sollte wesentlich stärker gesehen werden und die Politik hier Lösungen ermöglichen anstatt neue Hürden aufzubauen“, fasst Bauunternehmer Joachim Alge von i+R Gruppe GmbH seine Erfahrungen der letzten Jahre zusammen. Unternehmen seinen permanent auf der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften und auch bereit in dieses Ziel mit Zeit und Ressourcen zu investieren.

„Allein die Anforderungen, sprachliche Kompetenzen in kürzester Zeit aufzubauen und fachliches Wissen zu vermitteln sowie Fragen von Wohnen und Bleibestatus zu klären sind ein Kraftakt für alle Unternehmen und nicht jeder Anlauf ist erfolgreich“, berichtet Alge von seinen Erfahrungen. So habe der erste Start mit 15 Flüchtlingen aus Syrien in seinem Unternehmen kein Ergebnis gebracht und erst in weiteren Anläufen sei es gelungen zu beschäftigen. Inzwischen sind 13 Flüchtlinge aus Afganistan, Syrien, Sri Lanka, Iran und Somalia im Unternehmen. Vier davon als Lehrlinge, andere als Bauhelfer und einer als Bautechniker. Die meisten davon sind subsidiär schutzberechtigt, drei Konventionsflüchtlinge.

Nach Ablauf der Frist für den subsidiären Schutz sind bei der i+R Grppe acht von 13 Mitarbeiter von einer möglichen Abschiebung betroffen.

BH Feldkrich organisiert weitere Betreuung

Für die aktuell in Betreuung verbleibenden 108 Jugendlichen organisiert das Kompetenzzentrum in der BH Feldkirch die weitere Betreuung und es stehen vorhandene Strukturen in der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung. Ebenfalls werden inzwischen volljährige Jugendliche neben der Grundversorgung der Caritas Flüchtlingshilfe bei Bedarf durch eine 2017 eingerichtete nachgehende Sozialarbeit vom ifs ambulant betreut, um so den Übergang ins Erwachsenenleben zu begleiten.

Zahl der Asylwerber rückläufig

Die Zahl der in Vorarlberg betreuten Asylwerber ist insgesamt weiter rückläufig. Derzeit werden von der Caritas in der Grundversorgung 794 Personen betreut, 2016 waren es noch deutlich über 2.500.

Daten aus der Betreuung der Caritas

  • Von 2004 bis Juni 2019 wurden 451 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge durch die Caritas Vorarlberg betreut
  • Insgesamt wurden die unbegleitet minderjährigen Flüchtlinge seit 2004 in sieben Wohngruppen untergebracht
  • Seit 2015 wurden 274 umF aus 16 Nationen betreut, das sind 61 Prozent der gesamt betreuten umF. Die meisten jungen Flüchtlinge kamen in diesem Zeitraum aus Afghanistan und Syrien.
  • Es wurden zahlreiche Projekte und Workshops in den WGs durchgeführt.
  • 46 Mentoren begleiteten Jugendliche ab Sommer 2016 in einem eigenen Projekt.
  • Deutschkurse: Mit der steigenden Anzahl an unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen wurde ein reguläres Deutschkurssysteme für alle minderjährigen Jugendlichen eingeführt.
  • Bildungsmaßnahmen und Lehre: 2017 und 2018 haben 45 umF eine Bildungsmaßnahme (Pflichtschulabschlusskurs, Übergangsklasse) begonnen. 2017 und 2018 haben 18 umF eine Lehre begonnen.

Wüsche für die Zukunft

Gemeinsam mit Landesrätin Katharina Wiesflecker und Unternehmer Joachim Alge wünscht sich Caritasdirektor Walter Schmolly für die Jugendlichen:

  • Verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen, die mehr Sicherheit geben
  • Verzicht auf Abschiebungen bei aufrechtem Lehrverhältnis
  • Raschere Klärung des Asyl- und Aufenthaltsstatus
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