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Michael Köhlmeier wird 60!

Hohenems - Am Donnerstag feiert der Vorarlberger Bestsellerautor Michael Köhlmeier seinen 60. Geburtstag.

Knapp 800 Seiten hatte Michael Köhlmeiers Roman “Abendland” – und handelte von einem ganzen Jahrhundert. Etwas mehr als 600 Seiten hat der Band “Mitten auf der Straße” mit seinen gesammelten Erzählungen, der soeben bei Deuticke erschienen ist. Er handelt von den Nebensachen des Alltags. Aber ob in seinem Opus Magnum oder in seinen kleinformatigen Meisterwerken erweist sich der Vorarlberger Autor doch stets als Erzähler in den großen Zusammenhängen des Lebens oder der Geschichte.

Lange schon gilt er als einer der populärsten und meistgelesenen Autoren des deutschen Sprachraums – wenn er auch den Durchbruch weniger dem ureigenen Erzählen denn dem Nacherzählen zu Verdanken hatte: Vermittler alter Mythen, antiker Sagen, Märchen, des Nibelungenliedes und der Bibelgeschichte war Köhlmeier in seinen Bestsellern sowie im Radio. Schon seine früheren Romane, wie der “Spielplatz der Helden” (1988), “Die Musterschüler” oder der “Telemach” (1995) hatten Köhlmeier als kraftvolle österreichische Erzählerstimme etabliert, mit dem hochgepriesenen Mammut-Werk “Abendland” (2007) gelang dem auch als Mundart-Musiker tätigen Autor nach sechsjähriger Schreibarbeit allerdings ein ganz neuer literarischer Höhepunkt.

1949 in Hard (Vorarlberg) als Sohn eines Journalisten geboren, studierte Köhlmeier nach der Matura zunächst Germanistik und Politikwissenschaften in Marburg und später Mathematik und Philosophie in Gießen und Frankfurt. Mit “Originalton-Hörspielen”, in denen er Konflikte in Fabriken und sozialen Randgruppen dokumentierte, begann sein vielfältiges literarisches Schaffen. 1982 erschien sein Debütroman “Der Peverl Toni und seine abenteuerliche Reise durch meinen Kopf”. Nach emsiger Produktion weiterer Romane wie der Liebesgeschichte “Bleib über Nacht” oder der “Trilogie der sexuellen Abhängigkeit” fing Köhlmeier 1995 an, die “Klassischen Sagen des Altertums” in der gleichnamigen Ö1-Reihe zu erzählen, schrieb sie in drei Bänden nieder und adaptierte sie später auch für das Fernsehen.

“Ich war zeitweise auf mich selber eifersüchtig, weil die Sachen so unvergleichlich viel bessergegangen sind als meine eigenen”, erzählte Köhlmeier einmal im APA-Interview und lehnte weitere Neuerzählungen alten Kulturguts für die Zukunft ab: “Ich habe meinen Beitrag geleistet gegen das Vergessen.” Aus seinem breiten Wissen in der Kulturgeschichte und den Naturwissenschaften und aus seiner Fähigkeit, davon in unvergleichlicher Einfachheit zu erzählen, schöpft Köhlmeier aber freilich auch in seinem eigenen, in den vergangenen zwanzig Jahren nie versiegten Geschichten-Strom: Mehr als dreißig Prosa-Werke, zahlreiche Hörspiele, Theaterstücke und Drehbücher (etwa der von Robert Dornhelm verfilmte “Unfisch”) listet sein Werkverzeichnis. In der neuen Gesamtausgabe der Erzählungen befinden sich neben der Zusammenstellung der beliebten Bände “Bevor Max kam”, “Der traurige Blick in die Weite”, “Roman von Montag bis Freitag”, “Nachts um eins am Telefon” und “Vom Mann, der Heimweh hatte” auch sechs bisher unveröffentlichte Erzählungen.

Eine seiner jüngsten Veröffentlichungen, die “Idylle mit ertrinkendem Hund” (2008) widmete Michael Köhlmeier einem zutiefst persönlichen Thema und arbeitete den Unfalltod seiner Tochter Paula im Jahr 2003 auf. Mit seiner Frau, der Schriftstellerin Monika Helfer, lebt er in Hohenems. Dort kommentiert der Autor, der erst im Sommer in den ORF-Sommergesprächen mit BZÖ-Obmann Josef Bucher zusammentraf, auch die Lokalpolitik und fand erst kürzlich scharfe Worte gegen die Äußerungen von FPÖ-Landesrat Dieter Egger zum Jüdischen Museum an seinem Wohnort.

Ausgezeichnet wurde er u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis (1982), dem Johann-Peter-Hebel-Preis (1988), dem Manes-Sperber-Preis (1993), dem Anton-Wildgans-Preis (1996), dem Grimmelshausen-Preis (1997) und dem Preis des Vorarlberger Buchhandels (2001). Mit “Abendland” war er 2007 Finalist für den Deutschen Buchpreis und erhielt im selben Jahr den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur. 2008 wurde ihm der Bodensee-Literaturpreis für “Abendland” und für sein literarisches Gesamtwerk verliehen. Im Vorarlberger Literatur-Kompetenzzentrum “Franz-Michael-Felder-Archiv”, das auch Manuskripte und Korrespondenz Köhlmeiers verwahrt, wird der 60. Geburtstag am 19. November mit einem Symposium gefeiert. Aus seinem Erzählband liest Köhlmeier am 29. Oktober im Adalbert-Stifter-Haus in Linz und am 13. November im Wiener Burgtheater-Kasino.

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