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Mellental: "Geht nur um's Töten" - Gedicht lässt Emotionen hochgehen

Sind die Abschusszahlen für Hirsche im Mellental zu hoch oder muss der Rotwildbestand radikal reduziert werden?
Sind die Abschusszahlen für Hirsche im Mellental zu hoch oder muss der Rotwildbestand radikal reduziert werden? ©APA
Sind die Abschusszahlen für Hirsche im Jagdgebiet Mellental zu hoch oder muss der Rotwildbestand radikal reduziert werden? Während das Land hohe Abschusszahlen durchsetzen will, setzen sich Jäger für die Hirsche ein. Das provokante Gedicht eines Mellauers zeichnet ein Bild der Situation, die teils hoch emotional diskutiert wird.
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Schon seit langem wird über den Wildbestand im Mellental diskutiert. Ein Auszug aus dem Gedicht:

"Für mich als Hirsch das größt`Malheur,
ist der Bezirksforstingenieur.
Jagdethik ging schon lange flöten,
es geht hier nur noch um das Töten.
Leider ist er nicht allein,
es folgt ihm brav der Waldverein."

Aber von vorn: Die Wildabschussverordnungen für das Jagdjahr 2019/2020 schreibt vor, dass im gesamten Mellental, das drei Jagdgebiete umfasst, mindestens 130 Rotwild-Exemplare erlegt werden müssen.

"Zu viele Tiere"

Die angestiegene Anzahl der TBC-Fälle im Land war einer der Gründe für die Erhöhung der Mindestabschusszahlen für Wild. "Es gibt im Wildgatter Mellental einfach zu viele Tiere. 100 dürften sich dort an dieser Futterstelle befinden, fast doppelt so viele sind es", bemängelte Landesvolksanwalt Florian Bachmayr-Heyda noch im Dezember 2019.

Tiere sollten in Wildgatter erschossen werden

Deswegen veranlasste die zuständige Landesbehörde, die Abschussquote zu erhöhen und Tiere auch im Wildgatter, wo sich die Futterstelle befindet, zu erlegen. Dieses Vorgehen lehnten die Jäger ab, sie weigerten sich, Tiere im Wildgatter zu erschießen. "Für uns ist das Schießen im Gehege ein absolutes No-Go. Die Tiere müssen sich dort 'wohlfühlen'", sagt Gernot Heigl, Geschäftsführer der Vorarlberger Wirtschaft.

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Provokantes Gedicht

Dass nicht alle mit den hohen Abschusszahlen einverstanden sind, zeigt sich am provokanten Gedicht eines Mellauers.

Das Gedicht im Wortlaut

Ich bin der Hirsch vom Mellental,
uns gab's mal reichlich an der Zahl.
[...]
Waldbesitzer, Forstmaschinen,
alle müssen Geld verdienen.
Für mich als Hirsch das größt`Malheur,
ist der Bezirksforstingenieur.
Jagdethik ging schon lange flöten,
es geht hier nur noch um das Töten.
Leider ist er nicht allein,
es folgt ihm brav der Waldverein.
Mit viel Geld von Volkes Steuer,
ist denen leider nichts zu teuer.
[...]
TBC im Oberland,
der Schuldige liegt auf der Hand:
Bei den Kühen hätte ich`s vermehrt,
war es vielleicht umgekehrt???
„Egal“ sagt der Herr Volksanwalt,
der Hirsch muß weg, so ist es halt!
Und brav folgt vom Bezirkshauptmann,
der Befehl den man kaum glauben kann:
Im Gatter an der Futterstelle,
werden wir ganz auf die Schnelle,
mit Nachtsichtgerät und Wärmebild,
ohne Schonzeit hingekillt.
Die Politik, die läßt´s geschehn,
wir dürfen ja nicht wählen gehn.

So grüß ich Euch zum letzen Mal:
Euer Hirsch vom Mellental.

"Es gibt einfach zu viele Tiere"

Hubert Schatz, Wildbiologe der Landesregierung, widerspricht den Jägern: "Der Wildbestand ist in Bezug auf die Zielvorgaben, die Wald- und die Überwinterungssituation zu hoch. Da peilen wir eine Reduktion des Bestandes an."

"Mellau I ist aufgrund der topographischen Lage und der Biotopqualität sicherlich das Hauptrevier des Rotwilds im Tal und hat daher den Hauptabschussanteil zu tragen", erklärt Schatz. Das betreffe in dem Fall Kahlwild und Junghirsche, wobei das in allen Regionen des Landes so sei. Es gebe aber bei den männlichen Tieren Höchstabschussgrenzen, weil man sonst zu stark in die Strukturen eingreifen würde. Die Reduzierung des Wildbestandes solle aber in sinnvollem Maße vonstatten gehen.

Gemeinde will sachliche Lösung

Eine Arbeitsgruppe der Gemeinde soll eine Lösung für den Wildbestand erarbeiten, erklärt Tobias Bischofberger, Bürgermeister in Mellau, gegenüber VOL.AT. Das Thema, das teilweise hoch emotional diskutiert wird, müsse laut Bischofberger sachlich und gemeinsam gelöst werden. "Ich stehe nicht für Extremmaßnahmen, es ist aber unbestritten, dass etwas an der Situation geändert werden muss", so der Bürgermeister, der sich in der Vermittlerrolle sieht.

(Red.)

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