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Meisterwerk und Interpret

Der Geiger von Weltruf – Benjamin Schmid.
Der Geiger von Weltruf – Benjamin Schmid. ©Veranstalter/Wesely
Im 5. Dornbirner Abo-Konzert im Kulturhaus begeisterte Benjamin Schmid.

Dornbirn. Benjamin Schmid, der weltberühmte, 1968 in Wien geborene und in Salzburg als Professor am Mozarteum wirkende Geiger, war für seine zahlreichen Vorarlberger Fans ein Publikumsmagnet im Konzertsaal. Nach längerer Pause gastierte Schmid diesmal mit dem renommierten Staatsorchester Rheinische Philharmonie (Koblenz) unter dem russischen Dirigenten Daniel Raiskin wieder in Dornbirn. Und er brillierte mit dem grandiosen Violinkonzert in D-Dur, op. 35, des österreichischen Komponisten Erich Wolfgang Korngold (1897–1957). Es entstand (UA 1947) nach der Rückkehr des aus rassischen Gründen emigrierten Komponisten nach Amerika, wo er vor allem zahlreichen Hollywood-Filmklassikern den musikalischen Klangteppich geliefert hatte. Nun, Schmid hat sich mit besonderer Hingabe dem fast vergessenen Violinkonzert Korngolds, das bei der Uraufführung immerhin Jascha Heifetz spielte, gewidmet. Es waren die Salzburger Festspiele 2004, als Schmid mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Seiji Ozawa das schwierige Meisterwerk von Korngold in der „höchsten Liga“ aufführte und seither als authentischer Künder Korngolds gilt.

Schmid mit Korngold
Das hörgefällige, spätromantische und mit etlichem Hollywood-Breitwand-Sound garnierte Opus faszinierte vor allem mit seinen enormen geigerischen Schwierigkeiten (für Heifetz gedacht) wie Doppelgriffen, Spiccati, Springbogen, Collegno-Spiel oder Flageolett, die der smarte Maestro mit unglaublicher Souveränität meisterte. Vor allem der Schlusssatz mit seinem burlesk-polternden Thema aus einer Filmmusik von 1937 glich einer Explosion höchster Geigenkunst. Schmid dankte für den Applaus mit einem atemberaubenden „Presto“ von Ysaye.
Die „Fünfte“ und „1812“

Chefdirigent Daniel Raiskin (geb. 1970 in St. Petersburg) und sein Staatsorchester Rheinische Philharmonie in Koblenz waren bei Korngold sensible Mitgestalter. Die einleitende 5. Sinfonie in c-Moll, op. 67, von Beethoven erklang sehr zügig, schlank; das Andante bekam zu Recht keine Trauermarschdehnung. Und die voluminöse Ouvertüre „1812“, op. 49, von Tschaikowsky lag dem Russen Raiskin natürlich besonders am Herzen. Spannend führte er musikalisch das Geplänkel zwischen Zarenhymne und Marseillaise zum pompösen Höhepunkt mit Schlachtenlärm, Kanonenschüssen, Glockengeläute, zum Sieg der Russen über Napoleon. Der sinnlich-blühende „Blumenwalzer“ als Zugabe zeigte eine weitere Facette vom russischen Großmeister mit lyrischer Seele, Pjotr Iljitsch.

 

Text: Edgar Schmidt

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