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"Mein Sohn hatte tausend Schutzengel"

Noch sichtlich gezeichnet von dem Unfall: Mutter Beate und Sohn Elias. Sie hoffen, dass sich Zeugen bei der Polizei melden.
Noch sichtlich gezeichnet von dem Unfall: Mutter Beate und Sohn Elias. Sie hoffen, dass sich Zeugen bei der Polizei melden. ©Sams
Vergangene Woche war Elias Ender (15) in einen Verkehrsunfall verwickelt und wurde schwer verletzt. Der Täter beging Fahrerflucht. WANN & WO sprach mit dem Opfer und seiner Familie, die nun nach Zeugen sucht.

Von: Saskia Heel (WANN & WO)

„In dieser Sekunde gehen einem natürlich gleich die schlimmsten aller Gedanken durch den Kopf“, schildert Beate Ender den Moment, als sie vergangene Woche den Anruf bekam, dass ihr 15-jähriger Sohn bei einem Verkehrsunfall vergangenen Mittwoch in Röthis schwer verletzt wurde. Elias und sein 16-jähriger Kumpel waren mit dem Moped unterwegs, als es am späten Nachmittag zum Unfall mit einem Pkw kam. Laut Polizeimeldung wurde das Moped bei der Kreuzung Walgaustraße/Treietstraße von einem silbernen PKW (vermutlich Audi A4 Avant) von hinten angefahren. Die beiden stürzten und verletzten sich dabei schwer. Der Lenker des Wagens fuhr daraufhin einfach weiter. „Für mich ist das unverständlich. Wer macht sowas?“, macht Beate Ender ihrem Ärger über den Vorfall Luft. Ihr Sohn hat sich bei dem Unfall Verletzungen am rechten Arm und am linken Bein zugezogen. „Ob ich am Knie noch operiert werden muss, entscheidet sich erst“, sagt Elias und man merkt, der Schock des Unfalls sitzt noch tief. Aber nicht nur die Schmerzen der Verletzung auch die begangene Fahrerflucht machen dem Jugendlichen und besonders seiner Familie sehr zu schaffen.

Nach Zeugen gesucht

„Ich verstehe, dass man im Schock vielleicht nicht sofort anhält, aber allerspätestens wenn dieser überwunden ist, stelle ich mich“, betont seine Mutter. Für die 36-Jährige ist das Verhalten des Pkw-Lenkers nicht zu entschuldigen. „Auch jene, die einen Fahrerflucht-Lenker eventuell decken, verstehe ich nicht.“ Da sich der Lenker auch Tage nach dem Unfall nicht stellte, versuchte Elias Familie via Social Media Zeugen des Vorfalls zu finden. Auf Beate Enders Wunsch hin, erstellte seine Tante Katharina Ender auf Facebook einen Aufruf. „Dass dieser dann binnen kürzester Zeit mehrere tausend Mal geteilt wird, damit hätte ich nie gerechnet“, erklärt Katharina. Auch für sie ist das Handeln des Täters unverständlich. Umso wichtiger ist es ihr, dass sich Zeugen melden. „Wir sind über jeden noch so kleinen Hinweis dankbar.“

„Ich könnte damit nicht leben“

„Alle die so etwas machen, sollen sich einmal in die Lage des Opfers versetzten“, appelliert Mutter Beate. „Ich kann seitdem kaum mehr ruhig schlafen.“ Ihr sei es vor allem wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Fahrerflucht nicht nur strafbar, sondern auch moralisch verwerflich ist. „Ich könnte damit nicht leben“, betont sie. Was passieren würde, wenn sich der Täter bei ihnen melden würde, darauf weiß sie keine Antwort. „Im Moment überwiegt einfach meine Wut.“ Trotzdem versucht die 36-Jährige positiv in die Zukunft zu blicken. „Es hätte alles noch viel schlimmer ausgehen können. Mein Sohn hatte tausend Schutzengel.“

Hinweise an die Polizeiinspektion Sulz

Wer am Mittwoch, den 10. Juli, gegen 17.45 Uhr im Bereich des Kreisverkehrs (Kreuzung Walgaustraße-Treietstraße) etwas beobachtet hat, wird gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Sulz zu melden. (Tel: 0591338161).

Kurz Gefragt

WANN & WO hat sich bei Peter Rüscher (Landesverkehrsabteilung) über Fahrerflucht und richtiges Verhalten bei einem Verkehrsunfall informiert.

  • Nach den Verkehrsunfällen vergangenen Mittwoch und Samstag, stellt sich die Frage, ob Fahrerflucht in den letzten Jahren vermehrt stattgefunden hat? Eine auffällige Steigerung ist für die Polizei nicht feststellbar. Fahrerflucht ist kein neues Phänomen, derartiges Fehlverhalten hat es immer schon gegeben.
  • Wie sollte man sich Ihrer Meinung nach verhalten, wenn man selbst Opfer eines Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht wird? Die eigene Sicherheit und die anderer Betroffener hat oberste Priorität. Wenn notwendig und möglich: Absicherung der Unfallstelle, allfällig notwendige Hilfe leisten und sofortige Verständigung der Polizei.
  • Wie reagiert man als Zeuge in einer solchen Situation? Bei Notwendigkeit entsprechende Hilfe leisten oder für fremde Hilfe sorgen. Absicherung der Unfallstelle und Verständigung Polizei/Rettungsorganisationen sowie Mitwirkung bei der Sachverhaltserhebung durch die Polizei gehören zu den Aufgaben eines Zeugen.

Mit welchen Folgen ist bei Fahrerflucht zu rechnen?

Peter Rüscher, Landesverkehrsabteilung: „Wenn man Fahrerflucht begeht, können Strafen im Bereich des Verwaltungsrechts, des Strafrechts und des Zivilrechts drohen. Für alle Personen, deren Verhalten am Unfallort mit einem Verkehrsunfall in ursächlichem Zusammenhang steht, gelten die Pflichten laut § 4 Absatz 1 (Straßenverkehrsordnung). § 99 Absatz 2 StVO definiert bei Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des § 4 StVO Geldstrafen bis zu 2180 Euro.“

(WANN & WO)

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