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"Mein Jahr mit den Straßenkindern in Indien" - Der Höchster Raphael erzählt

Der Höchster Raphael Grabher-Meyer arbeitete in der Millionenstadt Vijayawada in einem Don Bosco Heim. Ein Jahr lang betreute er dort Straßenkinder, viele davon waren drogenabhängig oder schwer erziehbar. Trotz Schwierigkeiten im fremden Land hat Raphael bei seinem Auslandseinsatz viel gewonnen.
Raphael erzählt von seinem Einsatz


Indien war in letzter Zeit vor allem wegen mörderischer Hitzewellen im Gespräch. Bis zu 50 Grad musste auch Raphael während seines Indien-Jahres erdulden. „Zwölf Liter Wasser am Tag, dann geht das schon“, ist der Tipp des 21-jährigen Höchsters für diese Situation.

Mittlerweile hat der Monsun eingesetzt, auch in Vijayawada an der Südostküste Indiens. Das war Raphaels Heimatstadt, für ein ganzes Jahr. Vijayawada ist ein Eisenbahnknotenpunkt, täglich stranden hier Kinder aus dem Bundesstaat Andhra Pradesh (50 Millionen Einwohner, zwei Mal die Fläche von Österreich) und aus ganz Indien.

Unterkunft im Don Bosco Heim

Viele Kinder und Jugendliche halten sich in der Nähe des Bahnhofes auf. Einige verloren ihre Eltern beim Umsteigen und konnten sie nicht mehr finden, andere flohen vor Misshandlung und Kinderarbeit. Sozialarbeiter sprechen diese jungen Menschen direkt an, bieten ihnen einen Platz im Don Bosco Heim an.
In diesem Heim arbeitete Raphael. Zu tun hatte er es mit einer schwierigen Gruppe von Straßenkindern. Nämlich schwer erziehbaren und oft drogenabhängigen 14- bis 22-Jährigen.

Drogen und Gewalt

„Die Kinder rauchten Zigaretten und – was viel schädlicher ist – schnüffelten Klebstoff“, berichtet Raphael von den Süchten der Kinder. Viele tranken auf der Straße auch Unmengen Alkohol. „Im Lager wurden alle auf Entzug gesetzt“, sagt Raphael zur Anti-Drogen-Strategie im Don Bosco Heim. Manchmal riss eines der Kinder jedoch aus und kam später unter Einfluss diverser Substanzen wieder zurück.

Bei seinem Vortrag in der alten Schule in Höchst sammelte  Raphael 750 Euro Spenden für sein Projekt.
Bei seinem Vortrag in der alten Schule in Höchst sammelte Raphael 750 Euro Spenden für sein Projekt. ©Bei seinem Vortrag in der alten Schule in Höchst sammelte Raphael 750 Euro Spenden für sein Projekt.

Schwierigkeiten bereitete dem Höchster das Klima, die indische Unpünktlichkeit (indian flexible time), die ungewohnten Speisen und vor allem die Gewalt. „Diese spielt in der indischen Gesellschaft eine viel größere Rolle als bei uns“, sagt Raphael. Auch in den Bollywood-Filmen sei immer derjenige der Held, der am meisten Prügel austeilt. Nach diesem Schema hatte auch in seiner Kinderschar der Stärkste das Sagen.

Eine Umarmung hilft

Raphael musste öfters prügelnde Kinder trennen. Selbst zugeschlagen hat er nie. „Ich habe ein Kind umarmt und an mich gedrückt. Das war die Strafe dafür, wenn es mich schlagen wollte.“

Raphaels Projektbetreuerin Susanne Schaudy fügt hinzu: “Das gewaltvolle Agieren der Kinder lässt sich darauf zurückführen, dass sie unter schlimmsten gewaltvollen Situationen leben und vor allem überleben lernen mussten. Daher müssen sie Liebe erst wieder erfahren und – so seltsam es klingen mag – auch wieder lernen.”

Reisetipps für Indien

Die Straßenkinder hatten im Heim einen strukturierten Alltag. Dazu gehörten Spiele und Sport, Unterricht und Arbeit und geregelte Essens- und Schlafenszeiten. Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jugend und Jungschar Vorarlberg hat Raphael den Projektplatz vermittelt.

Indienreisenden gibt Raphael folgenden Tipp: „Öffnet euch neuen Menschen und Sachen. Und auch wenn sprachlich nicht alles gleich hinhaut, man findet immer einen Weg miteinander zu kommunizieren.“

Raphael und ein weiterer Freiwilliger mit den Jugendlichen im Don Bosco Heim.
Raphael und ein weiterer Freiwilliger mit den Jugendlichen im Don Bosco Heim. ©Raphael und ein weiterer Freiwilliger mit den Jugendlichen im Don Bosco Heim.

Sein Auslandseinsatz machte zwar keinen Inder aus Raphael, doch er wurde offener und geduldiger. Außerdem gewöhnte er sich an die indischen Temperaturen. Mittlerweile muss er frösteln, wenn er bei 25 Grad nur ein T-Shirt trägt.

Mehr Informationen zum Solidareinsatz der Dreikönigsaktion in Indien oder in anderen Ländern.

 

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