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Mehr Blöde her

Im Auftrag der Baronschaft arbeitet Ben Überle, ein 2004 am Zanzenberg entdeckter Ableger des Homo ferrectus, an der Sprachleere. Grund dafür ist das stattfindende Inhaltssterben der Sprache, die noch bis vor etwa 100 Jahren als das wichtigste zwischenmenschliche Kommunikationsmittel galt. Diesen inhaltlichen Zerfall betreibt heute die überall anwachsende Gruppe der Sprachzersetzer in Politik & Wirtschaft. Ihr Trick besteht in gezielter inhaltlicher Vernebelung aus Eigennutz, einer machtvoll betriebenen Volksverbildung. Sie kürzen gezielt überall dort, wo Wissen vermittelt wird. Nicht die Bildung der Menschen ist beider Ziel, es ist die Verbildung, kurz: die Volksverblödung & die Heranzüchtung von Konsumidioten. So sichern sie ihren Machterhalt. Sie schmücken sich mit „plakativen“ Leerworten, loben die Teppen, heiligen Klischees, bekunden Leutseligkeit mit Volkessprüchen. Sie berauben unsere Sprache ihres Inhaltes, indem sie Komplexes banalisieren, populäre Sprachformeln einsetzen, in Vergleichen Märchen erzählen. Selbst unfähig, Originales zu denken (oder wenigstens zu lesen), setzen sie ihre Geschwätzigkeit mit charismatischer Gestik für eines ein: Volksverdummung.

Diese Grundhaltung entleert gleichzeitig die Demokratie ihres Sinns und macht sie zum banalisierten Abstimmungsinstrument. Der Abstimmende versteht immer weniger und flüchtet zu opportunem Verhalten. Verkaufen und sich verkaufen (Prostitution) ist der Grund, warum Plotikeri & Konzernisten sich gerade beim Unwissenden feil bieten. Der bemerkt die Leere seines Geschwätzes nicht so schnell wie ein Wissender.

In der letzten Stufe dieses Verhaltens wählt der Volk die zu Angebot stehende Diktatur, sogar den eigenen Schlachthof. Nicht weil der Volk blöd ist, handelt er so: weil er vom Plotikeri & Konzernist gezielt unwissend gemacht wurde. Das Verstecken des Inhalts macht die Sprache zum Wörterskelett, dessen günstige Eigenschaft die Beliebigkeit ist. Die skelettierte Sprache lässt sich mit Fleisch nach Bedarf füllen, sogar mit vergiftetem, z.B. mit Glyphosat oder Braunkohle, wie wir es gerade „demokratisch“ erleben. In der Gewinnmaximierungspolitik wählt der so verblödete Volk seine Hinrichtung selbst und schwenkt unter Blasmusikklängen sediert die nationale Fahne dazu. Tote Sätze sichern die Macht.

„Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“ (Orwell 1948 im Roman „1984“) sind solche Formeln, die, geil vermittelt, gerne Glaube finden. Die Farm der Tiere lebt ein letztes Mal auf.

Wer z.B. den Satz „Einstein ist der Vater der Atombombe“ abnickt, ist dem Fänger schon ins Netz gegangen. Es kann keinen „Vater der Atombombe“ geben, der „Vater ist Lebensspender, die Atombombe Lebenszerstörer“ (Marcuse).

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