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Match um den Landeshauptmann

(VN) Bregenz -  Markus Wallner oder Karlheinz Rüdisser? Sausgruber sagt nur, es wird kein Duell geben.
Wer soll Landeshauptmann werden?

Die laufende Legislaturperiode ist politisch von besonderer Bedeutung: Erstmals regiert die ÖVP alleine, ohne Koalitionspartner. Und wohl noch in dieser Periode wird es im Land Vorarlberg zu einem Wechsel an der Spitze kommen. Landeshauptmann Herbert Sausgruber, seit 1997 im Amt, wird seinem Nachfolger Platz machen. Er hatte selbst bereits ausgeschlossen, bei den Landtagswahlen 2014 nochmals antreten zu wollen. Doch wem er übergibt – Markus Wallner (43) oder Karlheinz Rüdisser (56) – und wann dieser Wechsel erfolgen soll, ist offen.

Landeshauptmann Sausgruber hält sich bedeckt

Sausgruber (64) selbst gibt sich bedeckt. Im VN-Interview 2010 reagierte der LH auf die Feststellung, dass er sich in Sachen Nachfolge partout nicht in die Karten schauen lassen wolle, mit dem launigen Satz: „Das können Sie interpretieren, wie Sie das freut.“ Er stehe „grundsätzlich die ganze Periode zur Verfügung, Vorbehalt Gesundheit.“ Trotz dieser Aussage wird Sausgruber wohl noch vor der Landtagswahl 2014 übergeben – um seinem Nachfolger den Amtsbonus einzuräumen. Wann wäre der ideale Zeitpunkt? „Entweder bald nach einer Wahl, damit der Nachfolger den vollen Amtsbonus aufbauen kann – oder sehr knapp vor der nächsten Wahl, damit der Nachfolger mit dem Neuigkeitsaspekt voll punkten kann“, sagt Politologe Peter Filzmaier. „Bald nach der Wahl“ ist passé. Also deutet vieles darauf hin, dass eine Übergabe Ende 2013 oder Anfang 2014 erfolgen könnte.

Schwere Nachfolge im Landhaus

Doch einerlei, wer Vorarlbergs nächster Landeshauptmann sein wird, eines ist klar: Der Nachfolger wird in große Fußstapfen treten, wird es schwer haben, Sausgrubers Popularitäts- und Bekanntheitswerte auch nur annähernd zu erreichen. Wieso legt sich Sausgruber nicht schon fest? „Entweder hat er seine Entscheidung wirklich noch nicht getroffen“, sagt Filzmaier, „oder er hat bereits entschieden, knapp vor der Wahl 2014 zurückzutreten. Dann muss er sich bedeckt halten, um Nachfolgekämpfe in der Partei zu verhindern.“ Dabei schien diese Frage bereits im November 2006 und damit frühzeitig entschieden zu sein, als der damalige Statthalter Hans-Peter Bischof krankheitsbedingt aus der Regierung ausschied – und Sausgruber den damals 39-jährigen Wallner zum Landesrat und Statthalter machte. Sausgruber setzte damit ein klares Signal, sagte in einem VN-Interview am 1. November: „Die Nominierung von Wallner ist eine Weichenstellung.“ Wallners steiler Aufstieg stieß innerparteilich freilich nicht nur auf Zustimmung. Eine Diskussion, ob Wallner der richtige sei, entstand aber erst gar nicht.

Rüdisser taucht auf

Bis es dann Ende 2008 erneut zu einem Wechsel in der Landesregierung kam – und Karlheinz Rüdisser, unterstützt vom mächtigen Wirtschaftsbund, neuer Wirtschaftslandesrat wurde. Rüdisser, langjähriger Leiter der Wirtschaftsabteilung, schaffte es innert kürzester Zeit, sich in der Politik und in der Öffentlichkeit zu etablieren. Rüdisser gilt seither als deklarierter Wunschkandidat der Wirtschaft auf die Landeshauptmann-Nachfolge. Detto verfügt Wallner, Sausgrubers politischer Ziehsohn, über prominente Fürsprecher. Dass beide Ambitionen haben, ist klar. Dass beide zum Stand der Dinge aber nichts sagen wollen, ebenso – auch sie halten sich bedeckt. Wobei das Ganze ein Luxusproblem der ÖVP ist: Wallner und Rüdisser sind beide kompetent, politisch erfahren, beide wären geeignete Nachfolger. 1997, als Sausgruber von Martin Purtscher übernahm, war die Sache weitaus klarer. Sausgruber war bereits 1986 Landesparteiobmann geworden, weil die ÖVP – damals einem Trend der Zeit folgend – Landeshauptmann und Parteivorsitz gesplittet hatte. Mit der Trennung der beiden Funktionen sollte damals verdeutlicht werden, dass ein Landeshauptmann über der Partei steht. Die Übergabe an Sausgruber überraschte allerdings: Purtscher hatte im Zuge der Weihnachtsfeier 1996 den Mitarbeitern eröffnet, dass er abgeben wird. Ob daraus Lehren zu ziehen sind? Gewiss. Etwa jene, dass die Sache entschieden wäre, würde Sausgruber im Zuge eines Landesparteitags den Parteivorsitz an einen der beiden Kandidaten abgeben. Das wäre unmissverständlich.

„Es wird kein Duell geben“

Politologe Peter Hajek sagt: „Will Sausgruber eine geregelte Übergabe haben, wären zwei Jahre vor der Wahl gut – damit der Neue die Möglichkeit hat, sich zu etablieren.“ Viel wichtiger aber sei es für die ÖVP, zu verhindern, dass die Partei durch aufflammende Flügelkämpfe Schaden nehme. Doch in diesem Punkt hat Sausgruber, der politische Profi, längst schon abgewunken. Denn soviel ließ er sich im Sommerinterview 2010 dann doch entlocken: „Es wird kein Duell geben.“

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