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Sprüher von Reizgas nach Massenpanik in Disco ausgeforscht

Sechs Menschen kamen in Ancona ums Leben
Sechs Menschen kamen in Ancona ums Leben ©APA
Die italienische Polizei hat nach Medienberichten einen minderjährigen Jugendlichen aus Ancona identifiziert, der mit Pfefferspray in der Nacht auf Samstag eine Massenpanik mit sechs Toten in einer Diskothek ausgelöst haben soll. Der Bursche, der im Lokal eine schwarze Kappe trug, wurde mithilfe von Zeugen identifiziert. Er soll demnächst befragt werden.
Sechs Tote bei Massenpanik
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Sechs Tote bei Panik in Diskothek

Der Mailänder Rapper Sfera Ebbasta, auf dessen Auftritt die Gäste der Diskothek “Lanterna Azzurra” (Blaue Laterne) in Corinaldo bei Ancona zum Unglückszeitpunkt gewartet hatten, kondolierte unterdessen den Angehörigen der Opfer. Der 26-Jährige sagte seine nächsten Shows ab. Er wolle nicht über die Verantwortlichen spekulieren, doch sollten alle darüber nachdenken, “wie gefährlich und dumm” der Einsatz von Pfefferspray in einem Nachtclub sei, betonte er auf Instagram.

Chaos absichtlich ausgelöst

Immer wieder soll es Berichten zufolge zuletzt in Discos mit vielen Besuchern vorgekommen sein, dass Personen mit Reizgas versuchten, Chaos auszulösen, um Menschen zu bestehlen, hieß es. Dies war auch beim Public Viewing des Champions-League-Finales im Juni 2017 in Turin der Fall. Bei der damaligen Panik waren 1.500 Menschen verletzt worden, eine Frau war an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Auch bei mehreren Rap-Konzerten in Italien wurde Reizgas gesprüht.

Der Gesundheitszustand von sieben schwerverletzten Jugendlichen im Krankenhaus von Ancona blieb stabil, aber weiterhin kritisch, berichteten Ärzte am Sonntag. Mehrere Leichtverletzte konnten die Spitäler der Gegend verlassen. Die Todesopfer waren 14 bis 16 bzw. 39 Jahre alt.

Mehr Menschen als erlaubt

Unterdessen wurden die Sicherheitsvorkehrungen im Lokal überprüft, in dem sich laut Ermittlern wesentlich mehr Menschen als erlaubt aufhielten. Dies wurde jedoch vom Inhaber der Disco dementiert. Im Lokal befanden sich laut seinen Angaben nicht mehr als 800 Personen. Der Mann bestritt auch, dass wesentlich mehr Karten für das Konzert des Mailänder Rappers verkauft worden seien, als die Diskothek Platz biete. Der Inhaber des Lokals beklagte Morddrohungen gegen ihn.

Inzwischen wurden Kontrollen in italienischen Diskotheken verschärft. Die Polizei schloss zwei Lokale in der süditalienischen Provinz Salerno, nachdem festgestellt wurde, dass sich darin zu viele Besucher befanden. “Die Sicherheitsvorschriften sind in Italien vorhanden. Wenn man sie verbessern kann, wird es die Regierung tun”, versprach der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte.

Die ermittelnde Oberstaatsanwältin von Ancona, Monica Garulli, hatte am Samstag bestätigte, dass sich in der Diskothek wesentlich mehr Personen als erlaubt befanden. Nach Ermittlerangaben hätten zum Auftritt von Sfera Ebbasta maximal 870 Personen zugelassen werden dürfen, 1.400 Eintrittskarten seien aber verkauft worden.

(APA)

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