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Mai 1945: Französische Feldartillerie in Genfahl

Andreas Rupp, 1893 - 1973
Andreas Rupp, 1893 - 1973 ©Rupp
1945 Französische Artilleriestellung in Hörbranz

Aus der jüngeren Geschichte von Hörbranz

Vom 3.Mai bis 10. Mai 1945 war im Haus von Andreas Rupp, Genfahl 103, ein französisches Feldartilleriekommando untergebracht. Im Juli 1945 erinnerte sich Andreas Rupp an diese ersten Tage der Befreiung:

“Am 30. April 1945 vormittags 9 Uhr wurde die eiserne Brücke über die Leiblach bei Oberhochsteg durch deutsche Truppen mit einer 500-kg-Fliegerbombe vollständig in die Luft gesprengt. Zwei Stunden vor der Sprengung der Brücke flüchtete der Gast- und Landwirt Wendelin Huber mit seiner Familie und den allernotwendigsten Habseligkeiten, da der Zeitpunkt der Sprengung unbekannt war, in das 5 Minuten entfernte Bauernhaus des Andreas Rupp, Genfahl 103 und fand dort schützendes Obdach. Die Sprengung war von sehr starker Heftigkeit, so daß das Haus 108 des Gastwirtes Huber und sein Ökonomiegebäude sehr schwer beschädigt wurden; dasselbe war auch beim Hause des Feßler Gebhard Nr 107 der Fall. Über die Luftdruckwirkung der Brückensprengung könnte man sich eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß dem 800 m entfernten Haus, Genfahl Nr. 103 – trotz geschlossener Fensterläden – drei Fenster eingedrückt wurden.

Doch zurück zur Einquartierung Hubers bei Rupp; diese dauerte nicht lange, denn am 3.Mai 8 Uhr Früh nahm französische schwere Feldartillerie auf der Wiese zwischen Straußen und Genfahl Aufstellung und schlug ihr Batteriekommando im Wohnzimmer des Andreas Rupp, HNR 103 auf. Infolge dieses Ereignisses musste Herr Huber mit seiner Familie abermals ausziehen, nachdem er alles Bewegliche hierher gerettet hatte. Da sein Haus fast zerstört war, konnte er nicht zurück, sondern Herr Huber zog nach Weidach Nr. 160 zu Familie Großgasteiger.

Der Kommandant dieser französischen Feldartilleriebatterie war ein Leutnant, ein sehr freundlicher Herr, der sich alsbald häuslich eingerichtet hatte. Seine Diener waren in der Heuscheune, die Unteroffiziere jedoch in der Wagenremise untergebracht. Als anfangs der besagten Einquartierung der elektrische Strom fehlte, wurde vor meinem Hause ein mächtiger Dynamo mit Benzinmotorantrieb aufgestellt und sofort war überall Licht, auch dort wo früher nie ein Beleuchtungskörper gewesen war. Das ganze Haus (mit) Stadel glich einem Spinngewebe von Leitungsdrähten, selbst in die nahe gelegenen Zelte bei den Geschützen, deren Mündungen gegen den Pfänderrücken gerichtet waren, führten Lichtleitungen. Wie schon erwähnt, war im Wohnzimmer die Kanzlei. Das Schlafzimmer nebenan war von zwei Leutnants bewohnt. Außer den beiden Offizieren, von deiner keiner ein Wort Deutsch sprechen konnte, dabei aber stets mit der Grammatik in den Händen herum gingen, ganz besonders dann, wenn sie eine Frage zu stellen hatten. Zwei Diener, davon einer ein Marokkaner, waren in meiner Heuscheune untergebracht, wobei die brennende Zigarette nie fehlen durfte. Daß es bei dieser Unvorsichtigkeit nicht zu einem Schadensfeuer kam, klingt fast wie ein Wunder. Dasselbe war auch bei den 6 Unteroffizieren, die auf Stroh in der Wagenremise hausten, der Fall.

Bei der am 8. Mai 1945 stattgefundenen allgemeinen Siegesfeier, bei der jeder mit seiner Waffe nach Herzenslust feierte, schoss sich der marokkanische Offiziersdiener in die rechte Hand.

Am 10.Mai 1945 war das Ende der Einquartierung und diese französische Batterie fuhr, nachdem sie – außer bei der Siegesfeier – keinen Schuß während des hier erwähnten Aufenthaltes, abgegeben hatte, in (der) Richtung Weingarten davon.”

Willi Rupp

Genfahlweg 8,6912 Hörbranz, Austria

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