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Magnetik-Sensoren für Satelliten werden am Trafelberg bei Wien kalibriert

Jeder Satellit braucht Magnetfeldsensoren.
Jeder Satellit braucht Magnetfeldsensoren. ©pixabay.com (Sujet)
Ab August werden am Trafelberg südlich von Wien Magnetik-Sensoren für Satelliten getestet. Dafür wird dort ein drei Meter hohes Spulensystem aufgebaut, mit der die Feinabstimmung übernommen werden kann.

Im Conrad-Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Trafelberg südwestlich von Wien entsteht eine neue Testumgebung, mit der ab August Magnetik-Sensoren für Satelliten kalibriert werden können. Aktuellen Fragen zur präzisen Vermessung des Erdmagnetfeldes gehen in dem unterirdischen Observatorium momentan zahlreiche Wissenschafter nach.

Am Trafelberg werden bald Magnetik-Sensoren für Satelliten getestet

Die Forschungseinrichtung liegt am Trafelberg in Muggendorf bei Pernitz (NÖ) in rund 1.000 Metern Seehöhe – weit weg von Verkehr oder Industrie garantiert das größtenteils unterirdische, in einem ausgedehnten Waldgebiet gelegene Observatorium störungsfreie Messungen. Seit 2002 ist der seismisch-gravimetrische Teil der Forschungsstation in Betrieb, in dem Erdbeben und Erdanziehungskraft beobachtet werden. 2014 kam die Einrichtung zur Erforschung des Erdmagnetfelds dazu. Mit den Informationen der Magnetometer lassen sich nicht nur der absolute Wert des Magnetfelds, sondern auch dessen Veränderung – etwa durch das Weltraumwetter – berechnen. Die Station umfasst ein System aus rund zwei Kilometern an Stollen und Schächten.

Seit Anfang Juni wird dort nun zusätzlich ein drei Meter hohes Spulensystem aufgebaut, erklärte der Leiter des Observatoriums, Roman Leonhardt, im Gespräch mit der APA. Damit lässt sich sozusagen die Feinabstimmung der wichtigen Magnetfeldsensoren von Satelliten vornehmen. “Jeder Satellit – egal wo er fliegt – braucht Magnetfeldsensoren, damit man seine Lage im Weltraum bestimmen kann”, so Leonhardt. Damit diese Systeme dann die richtigen Informationen sammeln, brauche es Tests an Orten, “wo ich jede natürliche Schwankung des Magnetfeldes sehr genau kenne und berücksichtigen kann – also bei uns hier oben”.

Zusammenarbeit von ZAMG, IWF, ÖAW und Serviciencia S.L.U.

Fertig soll die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Weltraumforschung (IWF) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz und der spanischen Serviciencia S.L.U. umgesetzte Anlage im August sein. Der vom IWF betriebene und großteils finanzierte Aufbau zielt auf Hersteller von Satellitensystemen und internationale Forschungsmissionen ab.

Dieser Tage geben sich am Conrad-Observatorium und bei der ZAMG in Wien aber noch Erdmagnetfeld-Forscher aus aller Welt die Klinke in die Hand: Im Rahmen einer “Summerschool” wurden in den letzten Tagen 23 Jungforscher an den Messgeräten ausgebildet. Am heutigen Freitag geht ein Workshop der von den “Vermessern der Welt”, Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß, ins Leben gerufenen Internationalen Organisation für Geomagnetismus und Atmosphärenforschung (IAGA) zu Ende. Im Kern geht es den rund 100 Nachfolgern der beiden Wissenschafts-Pioniere im Rahmen der Veranstaltung um den Abgleich der Qualität von Messdaten und die Eichung der wichtigen Messgeräte. Schlussendlich kommen ab Montag (2. bis 4. Juli) noch 25 Vertreter der weltweit wichtigsten geophysikalischen Observatorien in Wien zusammen.

Erdmagnetfeld für Navigation wichtig

Die Messung des Erdmagnetfelds und seiner Änderungen ist vor allem für die Navigation von größter Bedeutung. “Auch wenn es die meisten Leute nicht wissen, läuft hier noch sehr viel über Kompasse. Selbst jedes Handy hat noch einen eingebaut, denn ohne könnte das GPS die Richtung auch nicht bestimmen”, so Leonhardt.

Zudem interessieren sich die Wissenschafter für das Weltraumwetter, also die Wechselwirkung der geladenen Teilchen des Sonnenwindes mit dem Erdmagnetfeld. Bei starker Sonnenaktivität kann sich dieser Strom auch zum Sonnensturm auswachsen und Telekommunikations-, Navigations- und Stromversorgungseinrichtungen stören. Grundsätzlich schützt das Erdmagnetfeld vor diesem Teilchenstrom, es wird aber dadurch komprimiert. Das weltweite Netz an Observatorien fungiere hier laut Leonhardt als “Wetterstation”.

(APA/Red)

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