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„Madonna weiß genau, was sie will!“

©Weber + Weber
Christian und Manuel Weber im W&W-Talk über ihr erfolgreiches Modelabel und weshalb sie guten Kontakt zu Madonna, Victoria Beckham und Donatella Versace pflegen.

von Lisa Purin/Wann & Wo

WANN & WO: Christian, wie bist du zur Mode gekommen?

Christian Weber: Ich denke, das ist eine Familienkrankheit (lacht). Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die in dieser Branche tätig war. Meine Oma war Schneiderin, genauso meine Großtante, bei der ich teilweise aufgewachsen bin. Mein Papa war Textilingenieur und Geschäftsführer bei Stoffwebereien in Vorarl­berg. So bin ich schon als kleiner Junge damit in Kontakt gekommen. Witzigerweise haben meine Eltern jedoch darauf bestanden, dass ich etwas Anständiges lerne und so machte ich eine betriebswirtschaftiche Ausbildung an der Handeslakademie. Gleich darauf bin ich allerdings nach Los Angeles gegangen, um Modedesign zu studieren. Ich wollte immer genau das machen und habe es deshalb auch nie in Frage gestellt.

WANN & WO: Männer in der Modebranche – hattet ihr beiden je mit Vorurteilen zu kämpfen?

Weber + Weber: Es kommt ganz darauf an, in welcher Position man sich befindet. Der Frauenanteil in dieser Branche ist sehr hoch, doch gerade im Design sind eigentlich mehr Männer tätig. Geht es aber um die Produktentwicklung, wie Nähereien, sind eben überwiegend Frauen am Werk. Es benötigt ein geschicktes Händchen und viel Geduld. Ich denke, das Zusammenspiel zwischen Mann und Frau ist hier sehr wichtig.

WANN & WO: Ihr achtet darauf, dass ihr Slow-Fashion produziert. Wieso ist euch das so wichtig?

Weber + Weber: Der Hintergrund ist der, dass wir teilweise in der Vergangenheit für Marken gearbeitet habe, die sehr modisch sind – wie etwa für Versage oder Victoria Beckham. Diese Brands sind davon getrieben, eine führende Rolle bei Trends einzunehmen – das verursacht enormen Druck, immer wieder etwas Neues zu machen. Nach wenigen Monaten sind die Teile schon alt und von Modeketten kopiert – bevor sie richtig beim Kunden angekommen sind. Aber in einem Kleidungsstück steckt so viel Arbeit, so viele Menschen, die daran beteiligt waren. In dieser Schnelllebigkeit hat es gar keine Chance, anerkannt zu werden. Weber + Weber schaffen Produkte, die nicht morgen schon „out of Fashion“ sind. Es geht darum, den Stress aus dem Produkt zu nehmen.

WANN & WO: Woran arbeitet ihr derzeit?

Weber + Weber: Die Frühjahr/Sommer-Kollektion 2019 ist gerade fertig, gestern wurde schon die neue Kampagne fotografiert. Das ist ein spannender Moment, da die meisten Modelle erst am Tag zuvor fertig gestellt werden. Parallel dazu wird gerade die Herbst/Winter-Kollektion produziert.

WANN & WO: Euer erster Kunde war Stefan Sagmeister. Wie wichtig ist euch diese Wertschätzung?

Weber + Weber: Sehr wichtig! Sagmeister war unser erster Kunde und ist uns immer noch sehr treu geblieben. Wir sind stolz drauf, dass die Firma Sagmeister auch den ersten Auftrag für uns geschrieben hat.

WANN & WO: Nachhaltigkeit und Regionalität ist euch sehr wichtig. Wie geht ihr privat damit um?

Weber + Weber: So gut es eben geht – mit Maß und Ziel! Wir hätten da beispielsweise die Ländle-Gemüsekiste, die wir beide sehr schätzen. Man darf sich aber auch hin und wieder einen kleinen Luxus gönnen.

WANN & WO: Wie würdet ihr die heutige Jugend und ihr Einkaufsverhalten beurteilen?

Weber + Weber: Wir finden es toll, dass es heutzutage sehr viel Informationen gibt. Über Social Media erfährt man vieles über die Produkte und deren Herkunft. Das beeinflusst auch das Trage- oder Kaufverhalten. Jugendliche haben noch Vorbilder, wollen mit den Trends gehen, manche machen auch aus Protest etwas ganz anders. Auch das finden wir cool.

WANN & WO: Ist es schwieriger, eine Frau oder einen Mann einzukleiden?

Weber + Weber: Frauen sind spontaner in ihrer Kaufentscheidung. Wenn das Teil eine tolle Farbe oder einen außergewöhnlichen Schnitt hat, wird es schneller gekauft. Ein Mann kauft etwas, weil er es braucht. Es wird nach Bedarf gekauft – eine Hose ist kaputt? Der Mann geht in das eine Geschäft und kauft sich dasselbe Modell noch einmal. Was man sagen muss ist, hat man einmal einen Kerl überzeugt, kommt er immer wieder. Bei Frauen ist das etwas anderes.

WANN & WO: Wie ist es, mit seinem Partner zusammenzuarbeiten?

Weber + Weber: Es gibt Situationen, in denen wir uns nerven oder auch einmal eine Auseinandersetzung haben. Wären wir immer der gleichen Meinung, wäre es langweilig. Es ist wichtig, dass man ab und zu das Geschäft auch einmal hinter sich lässt. Das ist einerseits eine Belastung für eine Beziehung, andererseits aber auch schön, wenn wir gemeinsam Erfolge feiern oder auch Niederlagen gemeinsam einstecken. Zu zweit ist alles einfacher.

WANN & WO: Mit Superstars wie Madonna, Victoria Beckham und Donatella Versace habt ihr schon öfters zusammengearbeitet. Wie glamourös sind diese Stars wirklich?

Weber + Weber: Weniger glamourös, wie man sich das vorstellt. Shows wie Germany’s next Topmodel werden immer so edel dargestellt. Arbeitet man mit Stars zusammen, sind das auch nur ganz normale Menschen. Die Starallüren verfallen, es geht dann einfach um das Business. Natürlich macht es Spaß, Menschen, die schon so viel erreicht haben, privat kennenzulernen. In der Öffentlichkeit werden die Stars anders vorgestellt. Victoria Beckham etwa ist sehr still. Donatella Versace ist auch eher eine zurückhaltende Person. Madonna weiß genau, was sie will, sie ist eine tüchtige Geschäftsfrau. Übrigens ist sie auch die Taufpatin von Donatellas Kindern, weswegen wir mit ihr in Kontakt kamen.

WANN & WO: Habt ihr euch eigentlich bei der Arbeit kennengelernt?

Christian Weber: Nein, Manuel ist eigentlich Quereinsteiger. Früher war er Florist bzw. Gärtner. Er hat dann in meinem Unternehmen angefangen und arbeitet jetzt mit mir. Wir kannten uns davor schon.

WANN & WO: Wie sieht ein ganz normaler Tag im Leben von Christian und Manuel Weber aus?

Weber + Weber: Aufgeweckt werden wir von unserer Hündin Emma. Das ist unser Wecker. Dann geht alles recht schnell: Wir frühstücken zusammen, düsen ins Büro nach Ems, halten Absprache mit unseren Kunden, liefern Teile aus und kümmern uns um den Webstore. Was aber typisch für uns ist: Abends kocht Manuel für uns beide, das ist immer ein kleines Highlight.

WANN & WO: Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Weber + Weber: Hoffentlich in Griechenland auf einer Insel im Urlaub (lacht). Natürlich hoffen wir auch, dass wir weiterhin erfolgreich mit unserem Label sind und die Vorarlberger das auch schätzen.

Die ganze Ausgabe der Wann & Wo lesen Sie hier!

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