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Maddie: Auch nach sechs Monaten keine Spur

©AP
Seit sechs Monaten ist Madeleine McCann verschwunden und noch immer gibt es keine ernste Spur, die zur Aufklärung des Schicksals der kleinen Britin beitragen könnte.

Ein beispielloser globaler Medienrummel, die umstrittenen Ermittlungen der portugiesischen Behörden, 1,5 Millionen Euro Spenden, Privatdetektive und Internetseiten – nichts hat seit dem 3. Mai mehr Klarheit in die Verwirrung um Maddie gebracht, die an jenem Tag aus einem Hotelzimmer an der portugiesischen Algarveküste verschwand. Auch ob die Eltern zu dem ersehnten „normalen“ Leben zurückkehren können, bleibt offen: Am Freitag warf ein Medienbericht in ihrem Mietwagen gefundene DNA erneut den Schatten des Verdachts über die McCanns.

Maddies Eltern, Gerry und Kate McCann, zeigten sich bis vor kurzem völlig überzeugt, dass ihre Tochter noch lebt und entführt wurde. Damit widersprachen sie den portugiesischen Ermittlern, die schon seit August davon ausgehen, dass Maddie tot sei. Auf welche Indizien deren Annahmen sich stützen und ob sie wirklich Gültigkeit haben, bleibt ungewiss. Denn das Zimmer, aus dem Madeleine verschwand, wurde nicht versiegelt, und im Nachhinein gefundene Spuren sind möglicherweise wertlos. Ein britisches Labor, das lange nach dem Verschwinden des Mädchens genommene Proben auswerten sollte, hat offiziell noch keinen abschließenden Bericht verfasst.

Dennoch rückten die McCanns im September aufgrund erster Laborbefunde selbst ins Visier der Ermittler. In stundenlangen Verhören versuchten die Portugiesen, Kate McCann zu dem Eingeständnis zu bewegen, sie habe einen Unfalltod ihrer Tochter vertuschen wollen. Portugiesische Zeitungen veröffentlichten die Tagebücher der Frau, die angeblich eine überforderte Mutter war. Ins Zwielicht setzte die Eltern auch das Geständnis, zwei Hypothekenraten mit dem Spendenfonds für Maddie bezahlt zu haben.

Am Freitag dann meldete der britische „Evening Standard“, die im Mietwagen der McCanns gefundenen DNA-Spuren gehörten Maddie. Außerdem gab die Zeitung ohne Nennung von Quellen an, die Erbgutspuren stammten „von einer Leiche, die transportiert wurde“.

Nicht nur den McCanns weht der Wind ins Gesicht. Im Oktober wurde der portugiesische Chefermittler gefeuert und durch einen ehemaligen Vizechef der Staatspolizei ersetzt. Der fing noch einmal bei Null an – somit könnte nun auch der anfangs vorübergehend verdächtigte Brite Robert Murat, der in der Nähe der Ferienanlage wohnt, wieder befragt werden.

Während die amtlichen Nachforschungen auf der Stelle treten, melden sich angesichts eines 1,5 Millionen Euro Spendenfonds aus aller Welt selbsternannte Experten und Seher zu Wort, die bei der Suche nach Maddie helfen wollen. Die McCanns selbst engagierten ein spanisches Detektivbüro, das die Hypothese verfolgt, Maddie sei entführt und nach Marokko gebracht worden. Dort wollen bisher auch die meisten Menschen Maddie gesehen haben, wie beispielsweise Ende September auf dem Rücken einer marokkanischen Bäuerin – doch das Kind entpuppte sich als die kleine Tochter der Marokkanerin.

Inzwischen ist der Ort von Maddies Verschwinden selbst zur Attraktion für Sensationstouristen geworden: In der Ferienanlage von Praia da Luz gehört „das Zimmer, aus dem Maddie verschwand“ sowie die nahegelegene Tapas-Bar, in der ihre Eltern gleichzeitig gemeinsam mit Freunden zu Abend aßen, längst zum touristischen Basisprogramm.

Die McCanns, beides Ärzte, kehrten in ihr Haus in Rothley in der Nähe von Leicester zurück. Am Donnerstag ging Gerry McCann zum ersten Mal wieder zur Arbeit ins Krankenhaus. Die zweijährigen Zwillinge Sean und Amelie sollen wieder mit anderen Kindern spielen. „Einen gewissen Grad an Normalität“ will die Familie wiederfinden – angesichts der andauernden Medienspekulationen ein schwieriges Unterfangen.

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