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Machtkampf um Le Duigou entbrannt

Götzis - 51-Prozent-Eigentümer Müller beruft Geschäftsführer ab – André Le Duigou wehrt sich gerichtlich.
Grafik: Wem Le Duigou gehört

Es sind die turbulentesten Tage in der 38-jährigen Geschichte der Vorarlberger Traditionsfirma Le Duigou. Tausende Vorarlbergerinnen und Vorarlberger vertrauen in Beauty-Fragen dem von Martha und Ernst Le Duigou gegründeten Unternehmen. Jetzt, sechs Monate nach dem Einstieg der deutschen Drogeriekette Müller, kann die Zukunft des heimischen Unternehmens mit 80 Mitarbeitern nur als ungewiss bezeichnet werden. Während der Verkaufsbetrieb normal weiterläuft, fliegen hinter den Kulissen die Fetzen: Streit im Gesellschafterkreis, die Fronten sind verhärtet.
Es geht nach VN-Informationen neben angeblichen Lieferschwierigkeiten des Müllerschen Zentrallagers vor allem um den offenbar im Raum stehenden Strategiewechsel vom Luxus-Beratungs-Segment in Richtung von herkömmlichen Drogeriemarkt-Filialen, wie Müller bereits über 600 in Europa betreibt. Im Herbst 2010, anlässlich des 51-Prozent-Einstiegs, hieß es noch, mit dem Know-how von Le Duigou wolle Müller im Premium-Bereich wachsen. Die Götzner Parfumeur-Familie baute mit dem Verkauf von 51 Prozent der Anteile auf einen strategischen Partner, der für günstigere Einkaufskonditionen bei Großhändlern und die Finanzierung der Expansion in der Schweiz hätte sorgen sollen.

Schwergewicht der Branche

Der 78-jährige Erwin Müller ist Schwergewicht der Branche und Legende zugleich, sein Vermögen wird auf 900 Millionen Euro geschätzt. Damit ist er einer der 100 reichsten Deutschen. Er kauft auch peu à peu Aktienpakete des Müller-Konkurrenten Douglas. Mit schon über 10 Prozent der Douglas-Papiere versucht er, Einfluss auf die Einkaufspolitik des Parfumriesen zu bekommen. Bei der Firmenhochzeit mit Le Duigou engagierte er sich persönlich, verhandelte die Verträge selbst – so war er auch anlässlich der Filialeröffnung von Le Dui­gou im Rankweiler Vinomna­center im Oktober 2010 zu Gast. Heute, wenige Monate später, läuft die Kommunikation nur noch über Anwälte und die Rechtsabteilung.
In einer Generalversammlung vor wenigen Wochen dann der vorläufige Höhepunkt: Le Duigous Abberufung als Geschäftsführer wurde mit der Müller-Mehrheit von 51 Prozent beschlossen.

Kampf um die Macht

„Ja, wir müssen uns dieser Abberufung derzeit fügen, aber der Vorgang ist unseres Erachtens absolut vertragswidrig“, erklärt André Le Duigou auf VN-Anfrage. Er hat Klage eingebracht, wie das Landesgericht Feldkirch bestätigt. „Es ist ein entsprechendes Zivilverfahren anhängig, in dem sich Herr Le Duigou gegen die Abberufung als Geschäftsführer mit Klage wehrt“, sagt Gerichtssprecher Reinhard Flatz. Man hofft noch auf eine außergerichtliche Einigung. Die Chancen darauf dürften aus derzeitiger Sicht allerdings minimal sein.

André Le Duigou, der die Firma 2007 übernommen hatte, muss sich nun die Frage gefallen lassen, ob man solche Entwicklungen nicht hätte erahnen können. „Es gab sehr engmaschige Verträge über die Zusammenarbeit – und ob sich Herr Müller noch innerhalb dieser Verträge bewegt, werden wir nun gerichtlich klären.“ Aber ja, setzt er nach, man hätte das voraussehen können, „wenn nicht der Konzerneigentümer Erwin Müller persönlich die Gespräche geführt hätte und wenn es dort nicht ganz klare Vereinbarungen gegeben hätte“. Die Gesellschafterverträge sähen Einstimmigkeit bei solch schwerwiegenden Richtungsänderungen vor.

Sichtbare Änderungen

Der Drogeriemarkt-König Erwin Müller (25.000 Mitarbeiter europaweit), derzeit einziger handlungsfähiger Geschäftsführer bei Le Duigou, nimmt bereits Konzeptänderungen vor. In der Götzner Stammfiliale bemerkten Kunden erste Umbauten – ungewohnt auffällige Preisauszeichnungen an den Regalen, Lock-Preise à la 69,95 und rote Hinweise „Reduziert!“ – wie man sie eben aus Drogeriemärkten kennt. Eine VN-Anfrage bei der Müller-Zentrale in Ulm blieb am Mittwoch ohne Antwort.

ZUR PERSON

Erwin Müller
Geschäftsführer, Eigentümer der Fa. Müller
Geboren: 8.9.1932
Unternehmen: 1953 Gründung Herren-Friseur-Geschäft „Salon Müller“, Entwicklung zu Drogerie-Konzern mit 25.000 Mitarbeitern in sieben Ländern: 612 Filialen. Umsatz 2008: 2,02 Mrd. Euro.

FIRMENFAKTEN

Le Duigou
» Mitarbeiter: 80
» Umsatz 2008: 11 Mill. Euro
» Standorte: 15 (Mood, Le Duigou)
» GF: André Le Duigou, Erwin Müller
» Im Oktober 2010 Einstieg der deutschen Müller-Gruppe mit 51 Prozent.

(VN)

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