Der Ärztemangel im niedergelassenen Bereich wird immer konkreter. Ein nachdrückliches Beispiel dafür liefert die Marktgemeinde Lustenau. Obwohl es dort sieben Kassenstellen für Allgemeinmediziner gibt, ordinieren derzeit nur drei. Der Grund: Zwei Ärzte fallen wegen Krankheit aus, eine Vertragsstelle wurde aus persönlichen Gründen gekündigt und für die neugeschaffene Kassenstelle fand sich noch kein Bewerber.
Auch Thema bei den Leuten
Die prekäre Situation brachte auch Bürgermeister Kurt Fischer auf Trab. Zum einen kontaktiert er selbst potenzielle Kandidaten, zum anderen überlegt die Gemeinde mögliche Fördermaßnahmen, die Jungärzten den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtern sollen. „Nur warten allein reicht nicht mehr“, meint Fischer. In der Bevölkerung ist die dezimierte medizinische Versorgung ebenfalls Thema. Immer wieder werde er darauf angesprochen, so der Bürgermeister. Er will, schon aufgrund der geografischen Nähe zu gleich zwei Spitälern, eine „gute Versorgung im Ort“. Denn: „Es kann nicht sein, dass die Ambulanzen überrannt werden, nur weil in Lustenau die Ärzte fehlen.“
Absehbare Problematik
Dass sich ihre Reihen lichten, sei aufgrund der Altersstruktur absehbar gewesen. Deshalb drängte die Marktgemeinde auf eine zusätzliche Kassenstelle. Als weiteres Argument diente die gestiegene Bevölkerungszahl. Lustenau hat heute rund 22.000 Einwohner. Tendenz steigend. Die Kassenstelle wurde bewilligt, doch ein Arzt fehlt noch. Nun soll aktive Unterstützung den einen oder anderen Mediziner nach Lustenau bringen. Kurt Fischer denkt da vorrangig an Anreize wie die Bereitstellung von Räumlichkeiten, schließt aber auch eine finanzielle „Anschubförderung“ nicht aus. Möglichkeiten werden demnächst in einem Gespräch mit der Ärztekammer sondiert.
Internisten als Lückenfüller
Eine gute Botschaft gibt es trotzdem. Für die nach dem Abgang von Dr. Bernhard Jochum vakant gewordene Kinderarztstelle fand sich mit Dr. Gerald Endres sehr rasch ein Nachfolger. Am Montag stattete ihm der Bürgermeister den offiziellen Antrittsbesuch ab. Die Lücken bei den Praktikern müssen hingegen derzeit die Internisten stopfen. „Ihre Ordinationen sind übervoll und die Belastungen dadurch enorm gestiegen“, bestätigt Ärztekammerpräsident Dr. Michael Jonas. Lustenau ist jedoch nicht die einzige Gemeinde mit einem Ärzteproblem. Auch für die Stellen in Kennelbach und Schruns gibt es keine Interessenten. Aus eben diesem Grund wurde eine der insgesamt sechs neugeschaffenen Vertragsstellen bislang erst gar nicht ausgeschrieben.
Kritik am Land
Einmal mehr kritisiert Jonas in diesem Zusammenhang die Haltung des Landes, was die Einrichtung von Lehrpraxen angeht. „Für die Ausbildung von Praktikern ist das Land zuständig“, lässt er ein sich „Hinausreden auf den Bund“ nicht gelten. Wenn schon Föderalismus, dann solle man ihn auch praktizieren. LR Rainer Gögele bleibt in einer ersten Reaktion dabei: „Ein Alleingang in dieser Sache ist nicht klug.“ Man wolle, wie mit den anderen Bundesländern vereinbart abwarten, bis das vom Bund angekündigte Konzept vorliegt.
Dennoch scheint das starre Festhalten an der Länder-Abmachung in Anbetracht der sich verschärfenden Problematik zu bröckeln. Jedenfalls kündigte Gögele auf VN-Nachfrage an: „Wir werden uns mit dem Thema beschäftigen.“
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