Über der Unglücksstelle schlägt dunkelbraune und schwarze Schlick in Wellen gegen das Versorgungsschiff “Joe Griffin”. Die Dämpfe sind so stark, dass die Besatzungsmitglieder und ein AP-Fotograf an Bord Atemgeräte anlegen müssen, wenn sie an Deck wollen. Nach dem Fehlschlag mit einer gigantischen Absaugglocke schossen die Spezialisten mit einem Tauchroboter Chemikalien in das Leck, um das ausströmende Öl zu verdünnen. Die Umweltschutzbehörde EPA hat den Versuch erlaubt, obwohl weitgehend unbekannt ist, wie sich das Mittel auf die Umwelt auswirkt.
Eine andere Idee ist, das Leck mit Krempel wie Golfbällen und Reifenteilen zu verstopfen und dann mit Lehm und Zement zu verschließen. Statt der großen Stahlglocke, in der sich Eiskristalle bildeten und die Auslässe verstopften, wollen die Techniker mit einer kleineren Vorrichtung versuchen, das Öl aufzufangen. Das Gehäuse misst nur 1,2 Meter im Durchmesser und wiegt keine zwei Tonnen, wie BP-Einsatzleiter Doug Suttles erklärt. Beim Absenken soll diesmal warmes Wasser und Methanol hineingepumpt werden, damit sich erst gar keine Eiskristalle bilden können.
Keine dieser Methoden ist je in so großer Tiefe angewandt worden. Gleichzeitig wird eine Entlastungsbohrung vorangetrieben, um den Druck von der Unglücksstelle zu nehmen. Das gilt als dauerhafteste Lösung, kann aber bis zu drei Monate dauern. Seit der Explosion auf der Bohrinsel “Deepwater Horizon” am 20. April strömen täglich schätzungsweise 800.000 Liter Öl aus. Wenn das so weitergeht, hat die Ölkatastrophe schon bis 20. Juni das Ausmaß des Tankerunglücks vor Alaska 1989 übertroffen.
In Grand Isle an der Küste von Louisiana ist eine ganze Armee schweren Geräts aufgefahren: Kipplaster und Schaufelbagger, Militärjeeps und Hummer schütten Dämme auf um zu verhindern, dass das Öl in die Marschen vordringt. Hubschrauber der Nationalgarde setzen tonnenschwere Sandsäcke ab.
Weiter landeinwärts versuchen Arbeiter derweil, Wasser aus dem Mississippi in die Feuchtgebiete zu pumpen in der Hoffnung, dass es das ölige Meerwasser zurückdrängt. Das Leitungssystem ist eigentlich dazu gedacht, sedimenthaltiges Flusswasser in die Marschen zu leiten und so der Erosion entgegenzuwirken.
Vielen Fischern, die wegen des Fangverbots nicht ausfahren dürfen, geht es inzwischen an die Existenz. Der Garnelenfischer Manuel Meyer aus Hopedale in Louisiana hat stundenlang vergebens gewartet, dass er zum Auslegen von Ölsperren angeheuert würde. “Ich weiß nicht, wie ich meine Familie ernähren soll. Ich weiß nicht, wie ich meine Rechnungen bezahlen soll. Wir leben von einer Woche zur anderen”, sagt der 37-Jährige niedergeschlagen. Im Kreis St. Bernard sind schon Hilfsorganisationen und Spender eingesprungen und verteilen Lebensmittel, Babynahrung und Einkaufsgutscheine.
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