Es ist tragisch. Und wahrscheinlich kann der Lokführer in beiden Fällen gar nichts dafür, erklärt René Zumtobel, ÖBB-Pressesprecher für Tirol und Vorarlberg gegenüber der NEUE Vorarlberger Tageszeitung. Am rabenschwarzen Freitag, dem 29. Dezember 2006, fuhr der 45-jährige Vorarlberger Lokführer zwei Züge. Zuerst einen Regionalzug nach Lindau. Und vier Stunden später einen Eurocity von Lindau in Richtung Zürich. Bei beiden Zugfahrten kamen insgesamt vier Menschen ums Leben. Ein 18-jähriger Wolfurter, eine Polizistin aus Andelsbuch (32), ein Polizeikollege (63) aus Lochau und ein Bestatter (47) aus Lauterach.
Aber warum steuerte ein Lokführer beide Todeszüge? Zumtobel erläutert gegenüber der NEUE die Umstände, wie es dazu kommen konnte.
Blutspuren an Zugachse
Der 45-jährige, erfahrene Lokführer ist am 29. Dezember mit dem Regionalzug nach Lindau unterwegs. Um 5.45 Uhr passiert er den Bahnhof Lochau. Spürt plötzlich eine Erschütterung. Am Zielbahnhof Lindau hält er Nachschau. Entdeckt bei einer Zugachse Blutspuren. Vorschriftsmäßig meldet er das bei der ÖBB-Leitstelle in Innsbruck. Diese wiederum informiert den Polizeiposten Lochau. Bei einer sofort eingeleiteten Nachschau beim Bahnhof Lochau wird aber nichts gefunden. Für die ÖBB war die Sache damit abgeschlossen. Es gab keinen Grund den Lokführer außer Dienst zu stellen, betont Zumtobel.
Gegen 9.30 Uhr rückt aber nochmals ein Polizeiteam aus. Dehnt die Suche bei Tageslicht aus. Und entdeckt Leichenteile. Wie sich später herausstellt, war ein 18-jähriger Wolfurter beim Überqueren der Gleise vom Zug erfasst und getötet worden. Die Polizei meldet das den ÖBB weiter. Auch, dass an den Geleisen gearbeitet wird.
Von alldem bekommt der 45-jährige Lokführer aber nichts mit. Er übernimmt den Eurocity-Zug von Lindau nach Zürich. Weiß gar nichts von dem Zwischenfall. Deshalb drosselt er auch die Geschwindigkeit des Zuges nicht. Fährt mit Tempo 100 in Richtung Bregenz. Und um 10.12 Uhr passiert der zweite, schreckliche Unfall. Drei Menschen werden getötet.
Hätte man von dem Unglück mit dem Wolfurter vorher gewusst, wäre der Lokführer sofort außer Dienst gestellt worden. Das dient dem Schutz des Mitarbeiters, betont Zumtobel. Der 45-Jährige befindet sich nach wie vor in psychologischer Behandlung und soll möglichst bald auf Kur geschickt werden.
Wie die NEUE bereits exklusiv berichtete, wurde ein Mitarbeiter der Leitstelle Innsbruck außer Dienst gestellt. Bei den ÖBB geht man bei dem Zugunglück von Lochau von menschlichem Versagen aus.
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