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Lokale drängen Qualm zurück

600 Vorarlberger Lokale reservieren knapp die Hälfte ihrer Sitzplätze für Nichtraucher – und es werden immer mehr. Rauchfrei Vereinbarung[PDF - 127 KB]

Die Wirte haben mit dem Gesundheitsministerium eine freiwillige Vereinbarung getroffen, nach der bis zum 31.12.2006 90 Prozent der Speiselokale über Nichtrauchertische verfügen. „Auf die 90 Prozent fehlen uns noch 150 Betriebe – aber wir sind eifrig dran”, schildert Fachgruppen-Geschäftsführer Harald Furtner. Schafft die Branche die Quote nicht, werden gesetzliche Regelungen folgen.

„Ich hoffe, dass wir in Österreich auf dem freiwilligen Weg bleiben können – und keine gesetzliche Keule wie in Italien oder Irland notwendig ist”, so Furtner.

Wilma Fink, die Chefin des Lustenauer „Krönele” hat die Raucherfrage für ihr Restaurant längst geklärt. Kleine weiße Tisch-Kärtchen weisen auf das strikte Rauchverbot in den Gaststuben hin. Die Glimmstängel dürfen im Krönele nur noch im Empfangsbereich und an der Bar glühen.

Befürchtungen

„Ich hatte Angst und Bauschmerzen, als wir das Rauchverbot bei uns eingeführt haben”, erzählt Fink. Die Wirtin befürchtete, die Gäste würden ausbleiben. Einige beschwerten sich tatsächlich und drohten, nie wieder in das Vier-Sterne-Haus zu kommen. Andere Besucher gratulierten der Hotel-Chefin zu ihrem neuen nikotinfreien Restaurant. Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt. Viele Nörgler von damals kommen nun doch wieder ins Krönele und zünden sich ihre Zigaretten eben an der Bar oder im Freien an. „Vom Umsatz her hat uns das Rauchverbot auf keinen Fall geschadet, ganz im Gegenteil”, so Wilma Fink. Auch die Angestellten genießen die rauchfreie Zone.

Wilma Fink, die selbst seit 30 Jahren Nichtraucherin ist, empfiehlt auch anderen Wirten die Einrichtung von Nichtraucherzonen. „Natürlich hat jeder Restaurant-Besitzer Angst um seinen Umsatz. Aber wenn das Gaststättengewerbe nichts tut, kommt bei uns vielleicht auch bald ein gesetzliches Rauchverbot in den Kneipen wie in Italien. Und das wäre für unsere Lokale wirklich schädlich.”

„Wie im Wohnzimmer”

Gegen gesetzlichen Nichtraucherschutz wehrt sich die gesamte Branche vehement. „Ein Gastbetrieb ist kein öffentlicher Raum, wie öffentliche Gebäude. Jeder Wirt hat in seinem Gastraum das Hausrecht, wie Sie in Ihrem privaten Wohnzimmer”, so der Fachgruppen-Geschäftsführer. Schließlich könne der Gast frei wählen, ob er den Raucher- oder Nichtraucherbereich bevorzuge.

90 Prozent bis Ende 2006

Die „Vereinbarung zur freiwilligen Einrichtung von Nichtraucherbereichen in Gastgewerbebetrieben” mit dem Gesundheitsministerium gilt für Speiselokale mit mehr als 75 m². Es wird auf gesetzliche Reglementierung des Nichtraucherschutzes im Gastgewerbe verzichtet, wenn bis 31.12.2006 90 Prozent der Betriebe einen Nichtraucherbereich (mind. 40 Prozent der Sitzplätze) haben.

Nicht ganz freiwillig

Aus freien Stücken bindet sich niemand eine lästige Einschränkung ans Bein. Nicht Sie, nicht ich, schon gar nicht die Wirte. Schon allein eine Vereinbarung „Freiwillige Verpflichtung” zu nennen, zeugt von tiefer Widersprüchlichkeit. Denn freiwillig verbannen die wenigsten Wirte Tabakrauch. Die Initiative „Rauchfrei Genießen” ist mehr ein Zugeständnis ans Gesundheitsministerium. Denn die Wirte wissen, dass rauchfreie Lokale nur mehr eine Frage der Zeit sind.

Österreich wäre nicht das erste Land, in dem das durchgezogen wird. Nicht von Wirten, sondern vom Gesetzgeber. Und genau davor hat die Branche Angst. Angst, dass mit dem Zigarettendunst auch der Umsatz schwindet. In Restaurants, mehr aber in Bars, Cafés und Diskotheken.

Das Lustenauer Krönele hat für sich den Königsweg gefunden, ganz freiwillig. In den Gasträumen sind Glimmstängel generell tabu. Die Wirtin weiß warum. Denn der Ärger an einem halbherzigen „Nichtrauchertisch” über den Qualm vom „Rauchertisch” im selben Raum ist einfach unterträglich. Und selbst heftige Raucher finden Gefallen daran, beim genussvollen Essen den Geschmackssinn wiederzuentdecken

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