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LKH Feldkirch: Erste österreichweite Tracheostoma-Ambulanz

Ambulanzteam: v.li.: Doris Rinner-Sturm, Dipl. Logopädin; Maria-Magdalena Wetzinger, MSc, Diaetologin; OÄ Michaela Ranta, MRCS(Glasg) DLO; Helga Siebel, DGKS.
Ambulanzteam: v.li.: Doris Rinner-Sturm, Dipl. Logopädin; Maria-Magdalena Wetzinger, MSc, Diaetologin; OÄ Michaela Ranta, MRCS(Glasg) DLO; Helga Siebel, DGKS. ©Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit bietet Vorteile für Patienten.

Am LKH Feldkirch kümmert sich seit 2012 ein interdisziplinäres HNO-Ambulanzteam um Patienten, die eine operativ angelegte Öffnung der Luftröhre – ein so genanntes Tracheostoma – erhalten haben. Eine Medizinerin, eine Diaetologon, eine Logopädin sowie eine Pflegefachkraft und ein medizintechnischer Berater beraten und untersuchen 2x monatlich jene Tracheostoma-Patienten, bei denen Probleme z.B. mit der Stimmprothese oder der Kanüle, mit dem Schlucken oder mit der Ernährung aufgetreten sind. Dem Patienten kommt die Interdisziplinarität zugute – es reicht ein Termin zur Abklärung und für eine Lösung. Vorgestellt wurde die Ambulanz kürzlich bei einer Dreiländer-Tagung zum Thema Ernährung im Festspielhaus Bregenz.

Ein Tracheostoma (altgr. Trachys – rau, tome – Schnitt) ist eine operativ angelegte Öffnung der Luftröhre nach außen. Diese Öffnung wird in der Regel durch ein Kunststoffröhrchen (Trachealkanüle) offen gehalten, das individuell für den Patienten in Größe und Form ausgewählt wird. Ein Tracheostoma kann vorübergehend (nach Operationen bei bösartigen Tumoren im Kopf-Hals-Bereich) oder dauerhaft (wenn ein Patient dauerhaft künstlich beatmet werden muss) erforderlich sein. Die Maßnahme wird unter anderem bei Krebserkrankungen im Kopf-Halsbereich oder bei schweren neurologischen Erkrankungen erforderlich. Patienten mit einem Tracheostoma stellen komplexe Anforderungen in der adäquaten Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Um die Betreuung dieses speziellen Patientenkollektivs zu verbessern, wurde im November 2012 die erste interdisziplinäre (HNO-Fachärztin, Logopädin, diplomierte Pflegefachkraft, Diaetologin) Tracheostoma-Fachambulanz in Österreich am Landeskrankenhaus Feldkirch eingerichtet.

Maria-Magdalena Wetzinger, MSc, Diaetologin am LKH Feldkirch, erklärt: „Von der verstärkten Zusammenarbeit im Sinne einer interdisziplinären Ambulanz können hauptsächlich Bereiche,  die mit Ernährungsproblemen indirekt konfrontiert werden (z.B. Krankheiten betreffend den Verdauungstrakt, chronische Erkrankungen wie z.B. Diabetes, Fettstoffwechsel, Nieren-, Lebererkrankungen, … und natürlich Krebserkrankungen).Hier könnten zum Beispiel neben der Chirurgie auch die medizinischen Bereiche der Onkologie, Nephrologie und Interne Medizin sehr profitieren.“

Wann soll die Tracheostoma-Fachambulanz aufgesucht werden?

Durch diese interdisziplinäre Zusammenarbeit wird dem betroffenen Patienten eine rasche und zielführende Lösung bei Fragestellungen rund um das Tracheostoma angeboten, zudem kann eine adäquate Versorgung mit Hilfsmitteln und eine Optimierung der Ernährung gewährleistet werden. Maria-Magdalena Wetzinger MSc, Diaetologin am LKH Feldkirch, berichtet, dass im Rahmen dieser bis Ende des letzten Jahres insgesamt 61 Tracheostoma-Patienten das Angebot in Anspruch genommen haben und diaetologisch betreut wurden. Die interdisziplinäre Spezialambulanz ist eine Einrichtung der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am LKH Feldkirch, Leiter ist Prim. Dr. Wolfgang Elsäßer.

Folgende Probleme treten manchmal bei Tracheostoma-Patienten auf und werden in der Ambulanz behandelt: Probleme mit der Stimmprothese oder Trachelkanüle, aber auch Schwierigkeiten mit der Ernährung (Evaluation des Ernährungsrisikos,unterstützende Ernährungstherapie, Supplemente und Sondenkost)  im Fall eines Tracheostomas. Nicht zuletzt kann es auch zu Problemen mit dem Schlucken kommen.

Weitreichende Konsequenzen von Schluckstörungen (Dysphagie)

Ein besonderes Gewicht kommt hier dem Thema Schlucken zu. Etwa 7% der Bevölkerung (also rund 600.582 Österreicher) sind grundsätzlich von einer Schluckstörung (Dysphagie) betroffen, welche meist durch eine Grunderkrankung, wie Erkrankungen des Gehirns oder durch Veränderungen der Speiseröhrenwand, bedingt ist. Dysphagie führt häufig zu Mangelernährung, Austrocknung und stark eingeschränkter Lebensqualität (angepasste Kostform, Abhängigkeit von Sondennahrung und Trachealkanüle). Gelangt beim Schlucken Nahrung oder Speichel versehentlich in die Luftröhre (Fehlschlucken), wird meist eine sogenannte geblockte Trachealkanüle verwendet, die mit einem Ballon am unteren Ende die Luftröhre – zum Speiseweg hin – abdichtet.

Weitere Behandlungsschwerpunkte der Tracheostoma-Fachambulanz

Neben dem Thema Schlucken sind es auch die Beratungsgespräche mit den Fachleuten, die Patienten häufig nutzen. Der Behandlung geht immer eine Untersuchung des Patienten voraus, um z.B. den Schluckakt durch videoendoskopische Untersuchung beurteilen zu können. HNO-Ärztin OÄ Dr. Ranta stellt schließlich die Diagnose.

Einige Patienten benötigen auch ein Rezept für Sondenkost, weiters finden gezielte Versorgungen mit speziellen Heil- und Hilfsmitteln für tracheotomierte Patienten statt. Dazu zählen Neuanpassungen, Neuverordnungen und Neuausgaben, aber auch Sonderanfertigungen der Kanülen. Eine Vision des Teams ist eine verstärkte Nutzung des interprofessionellen Kompetenz-Pools auch in anderen Fachbereichen, im September wird die Spezialambulanz auch auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN; http://www.espen.org/lisbon) in Lissabon vorgestellt.

Anmeldung

Öffnungszeiten der Spezialambulanz:

2 x monatlich: dienstags 9.00 – 12.00 Uhr

Anmeldung & Kontakt:

Überweisung durch niedergelassene Ärztinnen/Ärzte erforderlich!

Terminvereinbarung: T +43 (0)5522 303-1330, lkhf.hno@lkhf.at

 

Quelle: Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H./Delacher

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