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90. Oscar-Verleihung im Zeichen von "Shape of Water" und Diversität

Guillermo Del Toro holt nach bester Regie mit "Shape of Water" auch den OScar für den besten Film 2018.
Guillermo Del Toro holt nach bester Regie mit "Shape of Water" auch den OScar für den besten Film 2018. ©Chris Pizzello/Invision/AP
In der Nacht auf Montag wurden in Los Angeles wieder die "Academy Awards" vergeben.
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Am Ende wurde es dann doch der prognostizierte Erfolg für Guillermo del Toros “Shape of Water” bei den 90. Oscars: Auch wenn die Fantasyromanze nur vier ihrer 13 Nominierungen in Preise ummünzen konnte, fanden sich darunter doch die Königskategorien Bester Film und Regie. Ansonsten verteilte sich der Preisregen recht gleichmäßig bei einer Gala, in der das Thema der Diversität im Mittelpunkt stand.

Darstellerpreise für “Three Billboards”

Während sich “Shape of Water” in den beiden Spitzenkategorien behauptete, brachte der nicht zuletzt durch großartige schauspielerische Leistungen beeindruckende, politische Film “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” seinen Darstellern Glück. Die als selbsternannte Rachegöttin brillierende Hauptdarstellerin Frances McDormand (60) holte ihren zweiten Oscar nach “Fargo” ab und Sam Rockwell (49) für seine Rolle als rassistischer Kleinstadtpolizist bei seiner ersten Nominierung gleich die Trophäe bei den Nebendarstellern. Nichts wurde es in diesen Kategorien mit dem vierten Oscar für Meryl Streep, nichts mit dem zweiten Oscar für den 88-jährigen Altmeister Christopher Plummer.

Eislaufmutter holt Oscar

Auch der Engländer Gary Oldman (59) hatte bei den Buchmachern die Nase vorn gehabt und lieferte wie erwartet. Seine wortgewandte und eindringliche Performance als britischer Premierminister Winston Churchill in Joe Wrights Historiendrama “Die dunkelste Stunde” gefiel auch der Academy am besten. Jungstar Timothee Chalamet hatte ebenso das Nachsehen wie Daniel Day-Lewis oder Denzel Washington. Bei den Nebendarstellerinnen war Allison Janney (58) siegreich. In dem auf der Lebensgeschichte der Eiskunstläuferin Tonya Harding basierenden Film “I, Tonya” spielt sie eine ehrgeizige Eislaufmutter, ihre als Hauptdarstellerin nominierte Filmtochter Margot Robbie ging dagegen leer aus.

Altmeister James Ivory konnte sich mit 89 Jahren über seinen ersten Oscar freuen. Für sein Coming-of-Age-Drama “Call Me by Your Name” gewann er in der Sparte Bestes adaptiertes Drehbuch und ist damit der bisher der älteste Oscar-Gewinner überhaupt. Und “Coco”, das farbenfrohe Abenteuer der Pixar-Studios, holt sich wie erwartet die Krone bei den Animationsfilmen.

“Habe einige Dinge zu sagen”

Etwas überraschend spielte die in den vergangenen Monaten unter den Stichworten #MeToo und Time’s-Up gebündelte Thematisierung von Missbrauch und Diskriminierung von Frauen in Hollywood in der Mehrheit der Dankesreden keine zentrale Rolle. Vor allem McDormand tat sich hier in ihrer gewohnt trockenen Art hervor und eröffnete ihre Rede mit den Worten: “Ich hyperventiliere – wenn ich zusammenbreche richtet mich wieder auf, denn ich habe einige Dinge zu sagen.” Sie brachte anschließend die Frauen im Saal dazu, gesammelt als Zeichen der Solidarität aufzustehen und forderte die Produzenten auf, weibliches Filmschaffen am besten mit konkreten Terminen in den kommenden Tagen zu finanzieren.

“Er hat die Hände, wo man sie sieht”

Doch auch wenn viele der sonstigen Stars in ihren Ansprachen das Thema nicht in den Mittelpunkt stellten, zog sich die Frage der Diversität doch als roter Faden durch die Gestaltung des Abends. Bereits in seiner Eröffnungsnummer hatte Moderator Jimmy Kimmel, der zum zweiten Mal in Folge durch die Gala führte, direkt auf die beherrschende Diskussion der jüngsten Zeit angespielt. Weshalb die Oscarstatue heute der respektierteste Mann in Hollywood sei, sei schnell geklärt: “Er hat seine Hände, wo man sie sieht, er sagt nichts Anrüchiges – und hat keinen Penis. Wir brauchen mehr von seiner Sorte.”
Auch in weiterer Folge kamen die Themen der Diversität – die auch die Frage der Position von Schwarzen oder Homosexuellen und anderen Minderheiten in der Hollywoodindustrie umfasst – immer wieder zur Sprache. In einem Einspieler plädierten Stars wie die #MeToo-Proponentinnen Mira Sorvino und Greta Gerwig für einen Wechsel, der bereits im Gange sei, während Kollegin Geena Davis an ihren feministischen Erfolgsfilm “Thelma & Louise” aus 1991 erinnerte, nachdem jeder fälschlicherweise gedacht habe, er werde eine ganze Welle ähnlicher Werke nach sich ziehen.

Auf Ebene der Preise blieb der feministische Überraschungserfolg allerdings aus. Weder Solo-Regiedebütantin Greta Gerwig konnte sich als Geheimfavoritin in der Regiekategorie gegen die männliche Konkurrenz durchsetzen, noch ging Rachel Morrison (“Mudbound”), als erste Kamerafrau überhaupt im Rennen, mit dem Oscar nach Hause. Immerhin konnte mit Jordan Peele erstmals ein Schwarzer den Oscar für das beste Originaldrehbuch (“Get Out”) in Empfang nehmen, während beim Auslandsoscar das chilenische Transgenderdrama “A Fantastic Woman” von Sebastian Lelio gekürt wurde.

Dunaway und Beatty bekommen zweite Chance

Bei allem gesellschaftspolitischen Engagement blieb die Oscar-Show aber auch heuer wieder launig. So lobte Kimmel einen Jetski im Wert von 17.999 Euro an denjenigen Preisträger aus, der die kürzeste Dankesrede hielt – wovon Mark Bridges, Kostümdesigner bei “Der seidene Faden” profitierte. Und nach ihrer legendären Panne vom Vorjahr, als Warren Beatty und Faye Dunaway wegen eines falschen Umschlags zunächst mit “La La Land” den falschen Streifen zum Sieger in der Kategorie Bester Film kürten, wurden die beiden Kinoveteranen erneut als Präsentatoren der Sparte eingeladen. “Beim zweiten Mal ist alles besser”, so Dunaway. (APA/red)

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