Das eher lau beklatschte Bühnenereignis hat einen berühmt gewordenen Vorläufer. Frédéric Beigbeder, einst selbst erfolgreich als Werbetexter tätig, verspürte vor einigen Jahren Lust, mit seiner Branche abzurechnen. Weil er ob es nun um den Absatz von Literatur oder Alltagsprodukten geht kann, was er tut, wurde das Buch (erschienen 2001) ein Renner.
Schöner Schein
Der Zynismus von Verkaufsstrategen, das Klischee vom kokainschnüffelnden Yuppie, der nicht nur im Motivationstraining über glühende Kohlen, sondern gegebenenfalls auch über Leichen geht, sind Themen, die die Leser berühren. Man labt sich am schönen Schein wie an der Kapitalismuskritik und sieht (meist) gelassen zu wie die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird. Dort wo Beigbeder die Kapitalanhäufung bei Arbeitsplatzreduzierung anprangert also in der Tat ein globales Problem angesprochen wird, gerät die Inszenierung von Christian Himmelbauer jedoch komplett aus den Fugen.
Funktionierte das Zusammentreffen von Videoeinspielung und Bühnenaktion (Ausstattung: Karl-Heinz Steck und Natascha Wöss, Videos: Ludwig Löckinger) zuvor noch einigermaßen gut, verkommt die Schlusseinstellung zum billig überdrehten Gewaltakt. Schmutziges Geschäft Unsere Werbefuzzis, denen zuvor kaum eine Strategie zu schmutzig war und die mit einem Joghurt-Spot, in dem vorgegaukelt wird, dass das Milchprodukt die sexuelle Lust bis zur Unbremsbarkeit steigert, einen Preis gewonnen haben, überkommt der Weltschmerz. Die Beweggründe bleiben aber ebenso unklar wie viele Dinge, die die einzelnen Charaktere fassbar machen könnten. Man hat Spaß an der Scharfzüngigkeit eines Auftraggebers Wolfgang Pevestorf, erkennt die Beweggründe des scheiternden Werbehengstes Mario Plaz, bekommt von Johannes Gabl und Wolfgang M. Reicher die Oberflächlichkeit der Sieger schön vorgeführt, fragt sich aber letztlich, ob das alles gewesen sein soll.
Am Weg auf die Bühne ist da allzu viel durch den Rost gefallen, was im Buch noch interessierte. Auch wer von Rankings nicht viel hält, muss zum Schluss kommen, dass es doch mehr bringt, den (Buch-)Bestseller in der Hand zu halten, als diesen (Theater-)Lustkiller auf der Bühne zu sehen.
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