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Liebe kennt keine (Corona-)Grenzen

Sande und Luca
Sande und Luca ©Privat
Corona belastet nicht nur die Paare, die jetzt 24 Stunden aufeinander hocken – sondern auch jene, die durch Grenzschließungen getrennt sind. W&W sprach mit zwei von ihnen.

Von Anja Förtsch/Wann & Wo

Der Mensch, den Sande am meisten liebt, ist weg. Luca lebt am anderen Ende des Bodensees, in Singen. Nur ungefähr 100 Kilometer mit dem Auto, aber die entsprechen aktuell einer unüberbrückbaren Unendlichkeit. Denn dazwischen liegt die österreichisch-deutsche Grenze.

„Wir haben gerade erst vier Monate Fernbeziehung hinter uns, weil Luca auf einer Reise zu den Philippinen war“, schildert die Dornbirnerin. „Und jetzt ist er zurück und trotzdem wieder weg.“ Die 34- und der 29-Jährige hatten sich vergangenen Mai kennengelernt. „Zu der Zeit wollte ich eigentlich nach Neuseeland zurück, wo ich zuvor schon eine Weile gelebt hatte“, erinnert sich Luca. Die beiden waren aber schnell unzertrennlich und merkten, dass da gerade etwas Ernstes entsteht. Und Luca cancelte für Sande sogar seine Auswandererpläne. Nur die Philippinenreise ließ sich nicht ändern und so stand das Paar die vier Monate Trennung durch. Schließlich war ja ein Wiedersehen absehbar. Eigentlich. „Jetzt sind wir wieder getrennt“, klagt Sande. „Und wir können nichts weiter tun, als die Zeit abzusitzen.“

Am Geburtstag allein

Das müssen auch Jana und Joao. Die Bludenzerin und der Portugiese führen seit einem Jahr eine Fernbeziehung. „Das ist ja ohnehin schon nicht einfach. Und jetzt nochmal schwieriger“, sagt Jana finster. Regelmäßig war sie nach Portugal geflogen, Joao nach Österreich oder beide trafen sich auf halbem Weg in Barcelona. Und auch, wenn das durchaus auch eine Belastung ist: Dass das nun gar nicht mehr geht, ist eine noch viel größere. „Ich hatte kürzlich Geburtstag, Joao wollte mich eigentlich besuchen, hatte den Flug schon längst gebucht“, erzählt Jana. „Und nun saß ich allein da.“ Aber nicht nur sie selbst musste ihren Geburtstag allein feiern – sondern auch ihre kleine Tochter musste ihren zweiten Geburtstag ohne ihren Papa feiern. „Ihr Vater lebt in München. Er durfte sie nicht einmal an ihrem Geburtstag besuchen.“

Hoffen auf Einsicht

Jana und Sande hoffen deshalb auf eine Sonderregelung für Paare und Verwandte ersten Grades gebe. „Vor allem innerhalb der EU“, wie Jana betont. Denn WhatsApp und Skype können den echten Menschen eben niemals ganz ersetzen. „Luca und ich wollen im Herbst auf eine längere Reise gehen“, erzählt Sande. „Aber wo die hinführt, steht noch in den Sternen. Erst einmal müssen hier die Grenzen wieder offen sein.“ Und die unendliche Corona-Entfernung wieder auf realistische 100 Auto-Kilometer schrumpfen.

Online-Petition

Online macht gerade eine Petition die Runde, die Paaren und Familien den Kontakt trotz Corona ermöglichen will. Den Aufruf „Grenzen öffnen für binationale Paare und Angehörige 1. Grades“ haben bereits mehr als 3600 Personen unterzeichnet. Die Organisatoren führen das Grundbedürfnis nach Beziehung und realem Kontakt ins Feld und beziehen sich auch auf Kinder von getrennt lebenden Eltern, auf Geschwister, die bei verschiedenen Elternteilen aufwachsen, oder frischgebackene Mütter und Väter.

Die gesamte Ausgabe der Wann & Wo lesen Sie hier.

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