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Letzte Schiene im Lötschberg

Der kleine Alexander Rhomberg darf Papa Hubert an dessen großen Tag in die Schweiz begleiten. Auch Alex‘ Opa, Seniorchef Walter Heinz Rhomberg ist in den Kanton Bern gekommen.  Rhomberg "Keep Track"

Der Rhombergsche Familienausflug markiert einen Meilenstein für das Vorarlberger Unternehmen. Heute werden die letzten beiden Schienen stränge im 35-Kilometer-Tunnel zwischen dem Rhonetal und dem Kandertal verschweisst.

Für Rhomberg ist der Lötschberg mit immerhin 350 Millionen Euro der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte, Leistungen für 110 Millionen davon führt die Ländle-Firma selbst aus.

Feste Fahrbahn

Wir gleiten mit dem Sonderzug fast geräuschlos in den Tunnel. „Das ist der Vorteil der festen Fahrbahn”, sagt Hubert Rhomberg. Die Schwellen wurden einbetoniert, Schotter ist Geschichte. 85.000 Kubikmeter Beton waren dazu nötig. Dieses Verfahren garantiert Laufruhe für Hochgeschwindigkeitszüge, verlangt beim Bau aber absolute Exaktheit. „Die Tunnelbauer rechnen zunächst in Dezimeter. Im Rohbau wird in Zentimetern gearbeitet und wir arbeiten beim Einbau der Bahntechnik schließlich auf Millimeter genau”, so Rhomberg.

Die 110-köpfige Mannschaft der Bregenzer Firma hat gut gearbeitet. Drei Wochen früher als geplant kann nun das letzte Gleisstück verschweisst werden.

Wir bleiben nach gut 17 Kilometern Tunnelfahrt im Berg stehen. Über uns 2000 Meter Gestein. Hier, tief in den Schweizer Bergen, steht der Vorarlberger Unternehmer heute gemeinsam mit seinem Auftraggeber Peter Teuscher von der BLS Alp-Transit AG im Mittelpunkt.

Wie in einer Kathedrale

Den Tunnelabschnitt haben sie mit ultraviolettem Licht ausgeleuchtet. Grell-grüne Laser zerschneiden die Schwaden der Nebelmaschine. Nahezu ein religiöser Moment für die Techniker. Der Lötschbergtunnel als Kathedrale.

Dann gehen die Schweißer Heinz Schmid und Mjio Maranovic ans Gerät, schweissen die letzten Schienen mit 2000 Grad Celsius heißem Metall zusammen.

Das Einschlagen des goldenen Nagels hat heutzutage lediglich noch symbolischen Charakter. Denn Gleisnägel gibt es beim System der festen Fahrbahn keine mehr. „Und auch Gold wäre als Werkstoff viel zu weich”, sagt Schweißer Schmid. Rund 1000 Schweißungen haben die Arbeiter in den vergangenen 20 Monaten hinter sich. „Aber diese letzte ist die Schönste. Wie in einer Boxarena fühlst Du Dich, wenn alle so gespannt zuschauen”, bricht es aus Heinz Schmid heraus.

Noch lange nicht fertig

Mit dem Verlegen der letzten Schienen ist der Lötschbergbasistunnel aber noch lange nicht betriebsbereit. Rhombergs Auftrag läuft noch bis Dezember, bis dahin müssen noch Fahrleitungen montiert und die Anlage getestet werden. Derzeit fahren die Testzüge in Abschnitten mit 80 km/h – die Geschwindigkeit wird von den Betreibern bis Tempo 280 erhöht.

Die ersten regulären Züge werden ab 16. Juni 2007 durch den Tunnel rollen, am 9. Dezember 2007 wird der Lötschberg in den Fahrplan integriert.

Zu diesem Zeitpunkt hätte Hubert Rhomberg bereits gern den Auftrag für den nächsten Schweizer NEAT-Tunnel in der Tasche. Die Entscheidung, wer den 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel ausstatten darf, fällt bis Sommer 2007.

„Ich hoffe, wir sehen uns am Gotthard wieder”, verabschiedete sich Rhomberg von der Baustelle im Kanton Bern.

STICHWORT:

  • NEAT: Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) umfasst mehrere Großprojekte zur Verbesserung des Eisenbahn-Transitverkehrs auf der Nord-Süd-Achse. Die beiden Hauptprojekte sind der Gotthard-Basistunnel (57 km) und der Lötschberg (35 km).
  • Rhomberg Gruppe:
    Umsatz im Jahr 2004/05: 188 Mill. Euro.
    616 Mitarbeiter
    Unternehmenstöchter in Wels, St. Gallen und Sydney.

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