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„Lerne immer mehr dazu, und normalerweise lerne ich schnell“

„Das Leben ist wie Skispringen“, sagt Hans-Peter Metzler: „Auch die Haltung wird bewertet.“
„Das Leben ist wie Skispringen“, sagt Hans-Peter Metzler: „Auch die Haltung wird bewertet.“ ©MiK
Schwarzach - Hans-Peter Metzler, Präsident der Bregenzer Festspiele, spricht mit WANN & WO über Erfolg, Arbeit, Familie und Autos.


WANN & WO: 70 Jahre Bregenzer Festspiele: Nächste Woche geht es los. Sind Sie aufgeregt?

Hans-Peter Metzler: Ja, unbedingt. Das ist jetzt die fünfte Eröffnung, auf die ich als Präsident zugehe, also nicht mehr die große Nervosität, aber es ist auch niemals Routine. Hier entsteht ja jedes Jahr etwas Neues, auch mit neuen Menschen. Da ist man sicher aufgeregt, aber nur so bleibt man auch voll konzentriert.

WANN & WO: Sie gelten als großer Fan des Musiktheaters. Auf welche Programmpunkte freuen Sie sich dieses Jahr besonders?

Hans-Peter Metzler: Da gibt es zwei. Einer davon, der Meisterkurs-Abend mit Brigitte Fassbaender sowie jungen Sängerinnen und Sängern hat bereits stattgefunden. Das war unserer Intendantin Elisabeth Sobotka, welche diese Talente fördert, ein großes Anliegen. Dann bin ich auch sehr gespannt, wie „Amleto“, die italienische Oper basierend auf Shakespeares „Hamlet“, funktionieren wird. Das ist eine echte Neuentdeckung.

WANN & WO: Das Stück aufzuführen, ist vielleicht auch ein bisschen Risiko. Stehen Sie hinter solchen Produktionen?

Hans-Peter Metzler: So etwas kann man nur in Bregenz machen, finde ich. Elisabeth Sobotka genießt in Sachen Programmgestaltung unser vollstes Vertrauen. Ich bin Verwaltungsratspräsident, ich mische mich in das Künstlerische nicht ein. Das gilt ja für jedes Unternehmen. Wenn der Verwaltungratsschef operativ tätig wird, sollte man die Aktien der Firma verkaufen.

WANN & WO: Sie sind seit vielen Jahren bei den Bregenzer Festspielen engagiert, seit vier Jahren Präsident. Ihr Rückblick?

Hans-Peter Metzler: Ich bin mehr oder weniger in diese Aufgabe hineingerutscht. Ich habe vor 15 Jahren den Verein der Freunde der Bregenzer Festspiele übernommen, vor zehn Jahren wurde ich ins Präsidium berufen. Man denkt aber in dem Moment nicht daran, dass in der Konsequenz vielleicht einmal die Präsidentschaft ansteht. Ich bin aber mit dieser Aufgabe sehr glücklich, fühle mich sehr wohl, lerne immer mehr dazu, und in der Regel lerne ich schnell. Zudem bin ich mittlerweile in einer Lebensphase, in der man das Berufliche ein bisschen zurückfährt. Ich mache operativ wenig, deshalb sind das Aufgaben, die ich gerne übernehme.

WANN & WO: Sie haben erfolgreiche eigene Unternehmen gegründet, sitzen in mehreren Aufsichtsräten, investieren in Start-ups und sind stets detailliert informiert. Gibt es noch Herausforderungen für Sie?

Hans-Peter Metzler: Absolut. Dazu gehören auch die Festspiele, dieses Projekt beginnt quasi alle zwei Jahre bei Null. Wir fahren hier vor allem finanziell volles Risiko. Wir müssen ja beispielsweise jetzt schon die Lieferanten für das Bühnenbild, das wir erst im nächsten Jahr sehen, bezahlen. Das ist unternehmerisch eine extreme Herausforderung, die uns sehr beschäftigt. Wir müssen produktiv und innovativ sein, uns gute Lösungen überlegen. Mit so etwas fühle ich mich ganz wohl, ich freue mich über Herausforderungen.

WANN & WO: Im Jahr 2014 gab es Wirbel um die Benachteiligung der Bregenzer Festspiele in Sachen Bundessubventionierung. Hat sich das mittlerweile gebessert?

Hans-Peter Metzler: Ja, das hat es. Dennoch gibt es da eine finanzielle Schere, die immer weiter aufgeht, da die Beiträge der Subventionsgeber konstant bleiben, die Kosten für Orchester, Personal, Sicherheit, Betrieb etc. aber stets mit dem Index steigen.

WANN & WO: Werden Ihnen all die Aufgaben nie zu viel?

Hans-Peter Metzler: Nein, gar nicht. Ich mag es, wenn viel zu tun ist. Das ist wahrscheinlich ein Geburtsfehler, das kann ich nicht ändern. Als ich damals unser Unternehmen New Logic verkauft habe, dachte ich mir auch, na gut, und was machst du jetzt? Nach zwei Tagen war klar: Weitermachen wie bisher. Sonst wäre ich nicht glücklich. Ich kann nicht aus meiner Haut. Mich interessieren Herausforderungen, die Aufgabe und die Verantwortung für die Menschen dahinter. Solange ich gesund bin, mache ich das. Die Blutwerte sind ok. (lacht)

WANN & WO: Haben Sie ein Rezept für Erfolg?

Hans-Peter Metzler: Es hilft vielleicht, dass ich nicht immer alles als Erfolg oder Misserfolg sehe. Ich mache halt die Dinge und wenn sie funktionieren, bin ich glücklich, aber es kann nicht alles klappen. Ich jage dem Erfolg nicht per se nach. Es gibt allerdings Leute, die sagen, ich hätte ein Händchen für gewisse Dinge. Ich wähle meine Aufgaben schon so aus, dass sie Erfolg haben können, ich bin ja kein Masochist.

WANN & WO: Was macht einen guten Manager und Chef aus?

Hans-Peter Metzler: Ich glaube, dass man teamorientiert führen, aber hart und gerecht sein muss, neugierig und direkt. Die Welt ändert sich ständig, und wenn der Chef derjenige in der Firma ist, der sich nicht ändert, dann ist das Unternehmen in Gefahr. Ich schaue immer, was man noch verbessern, und das beginnt bei mir selbst. Ich kann nicht von anderen erwarten, sich dauernd umzustellen und es dann selbst nicht tun. Ich bin jemand, der mit Wandel gut zurechtkommt. Ich kann mit Dingen abschließen.

WANN & WO: Ist es für junge Unternehmer heutzutage schwieriger, eine Firma zu gründen?

Hans-Peter Metzler: Ob schwieriger oder leichter, weiß ich nicht. Es ist auf jeden Fall völlig anders. Früher war man als Gründer ein Exot, heute steht fast schon jeder unter dem Druck, so ein Silicon Valley-Typ zu werden. Beides ist nicht gut. Es mangelt nie an Ideen. Die Frage ist, wie machet man den Schritt von der Idee zum Produkt und dann zum Markterfolg und einem funktionierenden Unternehmen. Ich brauche keine Idee, sondern in erster Linie ein Team, das die Idee zum Erfolg macht.

WANN & WO: Braucht es eine Ellbogen-Mentalität?

Hans-Peter Metzler: Ja, klar. Wir brauchen eine Kultur des Wettbewerbs, denn so ist das Leben und es ist sinnlos, einen Raum zu schaffen, in dem das Leben ausgesperrt wird. Wir haben acht Milliarden Menschen auf dieser Erde, da muss man sich irgendwie durchsetzen. Dabei aber immer Mensch bleiben. Mein Lieblingsspruch: „Das Leben ist wie Skispringen. Auch die Haltung wird mitbewertet.“

WANN & WO: Wie wichtig ist Geld?

Hans-Peter Metzler: Geld ist bei uns schon ein schwieriges Thema. Ich habe damals bei New Logic gesagt, es geht uns um Cash und Fun. Denn was treibt uns an? Genau das. Diese Kultur gibt es aber bei uns nicht, die Arbeit wie die Schule darf keinen Spaß machen, es muss immer alles mühsam sein und langweilig. Und übers Geld spricht man nicht. Geld sollte man verstecken. Andererseits hätte jeder gerne möglichst viel davon. Das ist also eine komplizierte Liebesbeziehung.

WANN & WO: Sie haben einmal gesagt, Sie hätten immer Ideen, Sie seien Erfinder. Gilt das noch?

Hans-Peter Metzler: Ich erfinde Lösungen. Ich bin an Jahren mittlerweile zu weit weg von den neuesten Entwicklungen, um etwas Neues zu erfinden, aber ich helfe in Aufsichtsgremien und den Firmenbeteiligungen und bilde mir ein, dass ich manchmal Lösungen finde, die nicht so auf der Hand liegen. Das ist auch Innovation.

WANN & WO: Was tun Sie, wenn Sie einmal abschalten wollen?

Hans-Peter Metzler: Ich bin ein unruhiger Typ, aber ich bin sehr gern allein. Das glaubt mir nur niemand. Aus dem Alleinsein hole ich mir Kraft, beim Spazieren, Wandern und vor allem beim Autofahren. Ich bin wohl der letzte Dinosaurier, der noch Spaß mit richtig tollen Autos hat, meinem Aston Martin zum Beispiel. Da lebe ich auf. Im Batterien aufladen bin ich gut.

WANN & WO: Was ist die Faszination am Autofahren?

Hans-Peter Metzler: Also, cuore motore. Ich will den Motor hören und, wenn ich aufs Gas gehe, spüren, dass Musik in der Kiste ist. Darum fahre ich auch so gerne am Berg. Bei Kurven, Beschleunigung und Bremsen spürt man die Geschwindigkeit. Außerdem kann einen im Auto niemand stören. Hinter dem Steuer ist man allein.

WANN & WO: Sind Sie gern allein oder einsam?

Hans-Peter Metzler: Gern allein, aber einsam, das kann ich mir nicht vorstellen. Nein. Ich werde wohl niemals einsam sein.

WANN & WO: Familienmensch?

Hans-Peter Metzler: Ja, total. Freizeit verbringe ich am liebsten mit der Familie. Leider wird das immer schwieriger, unsere drei Töchter sind aus dem Haus und über die ganze Welt verteilt. Das ist eine neue Situation. Die Herausforderung ist da aber für meine Frau Antje noch größer, sie hat sich ja in der Erziehung um das Meiste gekümmert.

WANN & WO: Wie war das als Vater mit drei pubertierenden Töchtern daheim?

Hans-Peter Metzler: Ehrlich gesagt habe ich das gar nicht so mitbekommen. Damals haben wir gerade eine Firma aufgebaut und meine Frau musste das allein aushalten. Ich fürchte, ich habe mich da eher rausdividiert. Ich habe allerdings das Glück, dass meine Frau aus einem Unternehmerhaushalt kommt und es gewohnt ist, dem Mann den Rücken freizuhalten. Das ist ja auch nicht selbstverständlich. Mit den Mädels ist es mittlerweile so, dass sie immer wieder einen neuen Prinzen heimbringen, aber der König bin ich. (lacht)

WANN & WO: Was würden Sie den jungen „Prinzen“ heute raten?

Hans-Peter Metzler: Wenn junge Menschen zu mir kommen, sage ich immer, tue nicht das, was naheliegt. Spring nicht über den niedrigsten Zaun. Hab den Mut, wegzugehen und auch einmal etwas „Verrücktes“ zu tun. Mach, was du gerne machst, denn dann wirst du gut darin und du musst gut in etwas sein. Wenn du etwas besser kannst, überlebst du.

Wordrap

Oper: Spaß! Auto: Emotion! Arbeit: Möglichst wenig Familie: Ist mir ganz, ganz wichtig Medien: Ändern sich ständig Bregenzer Festspiele: Sind meine Leidenschaft.

Zur Person

Name: Hans-Peter Metzler Geboren: 31. März 1959 in Bregenz Studium: Mathematik und theoretische Physik Familie: Verheiratet mit Antje Metzler, drei Töchter Hobbys: Musiktheater, Wandern, Autofahre

(WANN & WO)

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