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Leise Kollision, laut begrüßt

Was kann noch kommen, wenn der „Bregenzer Frühling“ so toll beginnt? Mit „Silent Collisions“ des Ensembles Charleroi Danses wurde der „Bregenzer Frühling“ eröffnet.

Es ist schon eine tolle Idee, in einer Zeit, in der neue Architektur das Kulturprogramm eines Landes in hohem Maße mitbestimmt, ein Festival mit einem Stück zu eröffnen, in dem sie eine große Rolle spielt.

Frédéric Flamand, Choreograph und Leiter der belgischen Truppe Charleroi Danses arbeitet seit einigen Jahren mit den namhaftesten Architekten der Zeit zusammen. Das waren Zaha Hadid oder Jean Nouvel und das ist jetzt Thom Mayne, der die Bühne baute, aber nicht zubaute. Genau genommen entspricht er sogar den vordergründigen Erwartungen, die man hegt, wenn man weiß, dass sich das Stück „Silent Collisions“ auf Calvinos „Die unsichtbaren Städte“ bezieht.

Die dritte Haut

Geometrische Elemente umschließen einen ungewöhnlich niedrigen Bühnenraum, bilden die dritte Haut nach der zweiten, der Bekleidung. Doch nichts wirkt beengend. Der Mensch hat gelernt, den Raum, der ihm bleibt, optimal zu nutzen. Zwischen starrer Haut und beweglichen Körpern tun sich enorme Spannungsfelder auf. Das lotet Flamand exakt aus. Es bleibt zwar die Begrenzung und auch die Bedrohung, Flamand vergreift sich rotz berücksichtigter Erwartungshaltung aber an keinen Klischees. Man wird vielmehr damit konfrontiert, wie sich eventuell gehegte Vorurteile auflösen.

Dazu steht dem Choreographen freilich eine exzellente Truppe zu Verfügung. Und die ist in der Lage, aufzuzeigen, wie viel Spielraum immer noch bleibt, wenn die Bewegung an sich durchgehend rasch, durchgehend groß und im zeitlichen Ablauf sogar recht eindimensional ist. Spielraum, der genutzt wird, um „Silent Collisions“ wie einen Stromstoß empfinden zu lassen, der nicht vernebelt, sondern den Blick schärft, für verbauten Raum, der Menschen frei machen kann.

Stürmischer Applaus beendete ám Freitag den Eröffnungsabend des Festivals „Bregenzer Frühling“, das in der Tat Tanz auf der Höhe der Zeit präsentiert.

Eine weitere Aufführung findet am Samstag, 6. März im Bregenzer Festspielhaus statt. 

Im Rahmen des „Bregenzer Frühlings“ sind bis Mai noch weitere Ballettensembles zu Gast.

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