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Leichenfund im Neusiedler See: Wiener gesteht Tötung und Zerstückelung der Frau

Der mutmaßliche Mörder wollte die Leichenteile der Frau kosten.
Der mutmaßliche Mörder wollte die Leichenteile der Frau kosten. ©APA
Im Fall der im Neusiedler See aufgefundenen Frauenleiche zeigt sich der in U-Haft sitzende Tatverdächtige geständig. Er soll die bislang Unbekannte in einem Streit in seiner Wohnung in Wien getötet und anschließend zerstückelt haben. In einer Tiefkühltruhe entdeckten die Ermittler weitere eingefrorene Leichenteile.
Leiche ohne Kopf entdeckt
Polizeitaucher im Einsatz
Weitere Leichenteile entdeckt
Identität weiterhin unklar
Leichenteile von einer Person
Suche unterbrochen
Suche wird fortgesetzt
Beschuldigter festgenommen
Wiener in U-Haft
Bei der Pressekonferenz

Die Identität einer verstümmelten Frauenleiche, die Mitte April im Neusiedler See im Burgenland aufgefunden worden war, ist noch nicht geklärt. Ein seit Sonntag als mutmaßlicher Täter in U-Haft sitzender Mann habe ein umfangreiches Geständnis abgelegt und die Tötung und Zerstückelung der Frau zugegeben, gaben die Ermittler am Mittwoch in Eisenstadt bekannt.

Umfangreiches Geständnis von Tatverdächtigem

Beim Beschuldigten handle es sich um einen 1955 geborenen Österreicher mit Wohnsitz in Wien. Er sei am 17. Oktober 2016 aus dem Maßnahmenvollzug bedingt entlassen worden, wofür sich damals ein beigezogener Sachverständiger, behandelnde Ärzte und Psychologen der Justizanstalt ausgesprochen hätten, sagte Verena Strnad, Sprecherin der Staatsanwaltstadt Eisenstadt. Sie verwies auf das “massiv einschlägig getrübte Vorleben” des Mannes, der zuvor in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht gewesen war. Der Mann habe sich da bereits mehr als 20 Jahre im Vollzug befunden.

Bei der Entscheidung für seine Freilassung aus der Wiener Haftanstalt sei auch berücksichtigt worden, dass der Beschuldigte das letzte Jahr seiner Anhaltung als Freigänger in einer betreuten Wohneinrichtung verbracht hatte. “Er integrierte sich gut, zeigte sich einsichtig, selbstkritisch und stand – bis zuletzt – in engem Kontakt zu seinem Therapeuten und seinem Bewährungshelfer”, berichtete Christina Salzborn, Leiterin der Medienstelle des Wiener Landesgerichts.

Nach der Entlassung habe er sich bis zum Frühjahr 2018 in einer betreuten Wohneinrichtung aufgehalten. Er “ging einer geregelten Tagesstruktur nach und hielt sämtliche Weisungen ein. Die Berichte der Bewährungshilfe und seiner Betreuer waren positiv und erfolgversprechend”, betonte die Sprecherin. Im Frühjahr 2018 bezog er nach Einholung einer zustimmenden Stellungnahme seiner Betreuer eine eigene Wohnung, absolvierte aber laut Gericht weiterhin die Therapie und hielt sich an die ihm erteilten Weisungen.

Beschuldigter soll alle Auflagen befolgt haben

Der Beschuldigte ist gelernter Drucker sowie nach Kenntnis der Behörden seit Jahrzehnten trockener Alkoholkranker, der bis zuletzt Treffen der Anonymen Alkoholiker besucht haben soll. Die ihm auferlegten Weisungen im Zusammenhang mit seiner bedingten Entlassung nach mehr als 20 Jahren Maßnahmenvollzug soll er penibel befolgt haben. Seit 2015 war der Mann Freigänger, ab 2016 in einer Einrichtung für betreutes Wohnen untergebracht. Seinem Wunsch, eine eigene Wohnung zu beziehen, war zunächst nicht entsprochen worden, eine betreute Struktur wurde für wichtig befunden. Anfang dieses Jahres erfolgte dann der Wohnortwechsel.

“Es gab hier keine Warnsignale für uns”, sagte Christina Salzborn, Sprecherin des Landesgerichts für Strafsachen Wien, der APA. “Es ist nichts leichtfertig gemacht worden. Es war ein engmaschiges Überwachungs- und Kooperationssystem.” Der im Oktober 2016 ausgesprochenen bedingten Entlassung waren mehrere Ablehnungen vorausgegangen – zumindest drei Mal sei ein negativer Entschluss gefällt worden. Hinter Gitter gebracht hatte den Mann ein schweres Sexualdelikt.

Zu den Auflagen, die der Beschuldigte erfüllte, gehörten u.a. der regelmäßige Kontakt zur Bewährungshilfe sowie eine Therapie bei der Männerberatung. Auch Versuche, wieder im Berufsleben Fuß zu fassen, soll es gegeben haben. Das scheiterte zuletzt aber offenbar an der maroden Gesundheit des Mannes. Er soll sich seit einiger Zeit im Krankenstand befunden haben, nachdem er sich einer schweren Operation unterziehen musste.

DNA-Spur des Opfers in Wohnung

“Der Beschuldigte hat bei der ersten Einvernahme versucht, eine falsche Spur zu legen”, berichtete Harald Brenner (LKA, Einsatzbereich Leib und Leben). Nachdem eine Tatortgruppe des Landeskriminalamts Wien die Opfer-DNA in der Wohnung des Mannes entdeckte, habe er aber ein “umfangreiches Geständnis abgelegt”. In der Bootsgarage des Mannes sowie in seiner Seehütte, zwei der insgesamt drei im Auftrag der Staatsanwaltschaft durchsuchten Objekte in seinem Besitz, waren zuvor keine unmittelbaren Hinweise auf das Opfer entdeckt worden. Das Profil der noch unbekannten Frau befand sich bisher nicht in der Polizeidatenbank. Ihr genetischer Fingerabdruck sei aber bei einem Einbruchdiebstahl in ein Wiener Kellerabteil vom Frühjahr 2017 aufgetaucht – der Zusammenhang sei noch unklar.

Am Vormittag des 13. April war der Torso der Frau im Bereich der Ruster Bucht von einem Fischer gefunden worden. Der Kopf wurde noch am selben Abend von der Cobra aus dem Neusiedler See geborgen. Polizeitaucher und Leichenspürhunde sowie die Feuerwehr Rust mit einem Sonargerät waren in den Folgetagen im Einsatz und entdeckten weitere sterbliche Überreste. Noch fehlen Teile, wie die Hände und die Unterschenkel. Der Beschuldigte habe zugegeben, den Kopf und die Unterarme abgeschnitten und den Torso selbst noch einmal durchtrennt zu haben, sagte Brenner.

Beschuldigter wollte Opfer “kosten”

Der Beschuldigte im Fall einer vor knapp drei Wochen im Neusiedler See bei Rust entdeckten, zerstückelten Frauenleiche hatte Teile der Toten eingefroren und habe diese laut seiner Aussage später “kosten” wollen. Das gab die Staatsanwaltschaft (StA) Eisenstadt am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekannt. Um welche Teile es sich hierbei gehandelt habe, wollten die Ermittler nicht bekanntgeben. Zum “Kosten” sei der Mann offenbar nicht mehr gekommen.

Astrid Wagner, Verteidigerin des 63-jährigen Beschuldigten, meinte auf APA-Anfrage zu diesem Vorwurf, dass dies ursprünglich nicht geplant gewesen sei. Ihr Mandant habe einen Teil der Leiche in der Wohnung “vergessen” gehabt und es sei ihm nichts anderes eingefallen, als diesen zu lagern. Auf die Idee, Überreste des Opfers zu essen, sei er erst später gekommen.

Der 63-jährige Seehüttenbesitzer aus Wien, der Verbindungen ins Burgenland hat, soll Ende März das spätere Opfer in der Nähe des Westbahnhofs in der Bundeshauptstadt kennengelernt haben, sagte StA-Sprecherin Verena Strnad. Das genaue Datum ist nicht bekannt, zwei Tage kämen für dieses Treffen infrage. Er habe die Frau mit nach Hause genommen. Dort seien die beiden in Streit geraten und er habe sie schließlich erwürgt, schilderte die Sprecherin der Anklagebehörde. “Im Anschluss daran hat er ihren Leichnam mehrfach zerteilt” und sei danach nach Rust gefahren, um mit einem Boot auszufahren und die sterblichen Überreste im See zu versenken.

Eine wichtige Rolle bei der Ausforschung des Verdächtigen spielten Leichenspürhunde. “Die Leichenspürhunde haben im unmittelbaren Bereich der Bootsgarage von unserem Beschuldigten Zeichen gegeben und auch bei der Seehütte”, berichtete Ermittlungsleiter Harald Brenner vom Landeskriminalamt Burgenland (LKA). Außerdem habe sich ein Mann bei der Polizei gemeldet, der erzählte, dass er den Verdächtigen kenne und sich nicht sicher sei, “ob er nicht wieder rückfällig geworden ist”.

Schließlich habe man drei Objekte durchsucht. “Die Suche in der Bootsgarage und in der Seehütte ist negativ verlaufen”, teilte Brenner mit. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Wieners habe man allerdings DNA-Spuren des Opfers entdeckt. Der Verdächtige wurde 14 Tage nach dem Fund des Torsos festgenommen. Zwei Tage später wurde Untersuchungshaft verhängt.

Identität des Opfers weiter unklar: Hinweise erbeten

Um die Identität des Opfers zu klären, hoffen die Ermittler auf Hinweise aus der Bevölkerung. Laut Brenner soll es sich um eine Frau im Alter von etwa 25 bis 30 Jahren handeln. Sie seit zierlich und schlank gewesen, etwa 1,55 bis 1,65 Meter groß und habe das rötlich-schwarze Haar kurz getragen. Außerdem hatte sie eine Mandeloperation hinter sich. Die Frau weise eine Zahnfehlstellung auf, wobei man aber nicht wisse, ob diese nach außen gut sichtbar war. Weiters soll sie zwei Ohrlöcher gehabt, sonst aber keinen Schmuck getragen haben. Die Polizei bittet mithilfe eines Fotos um Mithilfe. Hinweise an das LKA werden telefonisch unter 059 133 103333 oder via Mail unter LPD-B-LKA@polizei.gv.at erbeten.

Der Torso der Frau war am 13. April in der Ruster Bucht entdeckt worden. Noch am selben Tag bargen Cobra-Taucher den Kopf, später fand man weitere Leichenteile, die in Wien obduziert wurden. An der Suche waren nicht nur Spezialtaucher, sondern auch Leichenspürhunde und Feuerwehrleute aus Rust, Purbach und Neusiedl am See beteiligt. 14 Tage nach der Auffindung der Toten wurde der verdächtige 63-Jährige, der laut Strnad ein “massiv einschlägig getrübtes Vorleben im Bereich der Gewalt und des Sexualverbrechens” aufweist, festgenommen.

Am Mittwoch wurde die Suche nach den noch fehlenden Leichenteilen – die beiden Hände und Füße sowie ein Ober- und ein Unterschenkel – fortgesetzt. Es gebe kein zeitliches Limit dafür, sagte der Leiter der Staatsanwalt, Johann Fuchs.

(APA/Red)

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