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Lawinenunglück in Kanada - Lama und Auer starben bei Abstieg

©APA/Twitter
Die näheren Umstände des Lawinentodes der Tiroler Bergsteiger und Kletterer David Lama (28) und Hansjörg Auer (35) sowie ihres US-Kollegen Jess Roskelley in den kanadischen Rocky Mountains sind geklärt: Die drei starben während des Abstiegs vom Berg Howse Peak im Banff-Nationalpark. Indes blieb der Zeitpunkt der Überstellung der Leichen der beiden Tiroler vorerst weiter unklar.

Man habe bis dato noch keine Informationen seitens der Familien der Verunglückten, wie die weitere Vorgangsweise von statten gehen soll, sagte Außenministeriumssprecher Peter Guschelbauer der APA. Das Management von David Lama erklärte gegenüber der APA, dass es sich bei der Überstellung um “nicht öffentlich relevante Details” handle. Die Familie werde sich zu einem spätere Zeitpunkt noch einmal äußern – was die Trauerfeierlichkeiten anbelangt.

Leichen am Sonntag gefunden

Die drei Alpinisten waren seit Dienstag voriger Woche vermisst worden. Sie wollten den 3.295 Meter hohen Howse Peak über eine sehr schwierige Route an der Ostseite des Berges besteigen. Am Sonntag wurden ihre Leichen schließlich mit Hilfe von Lawinenhunden gefunden.

Obwohl es nur begrenzte Informationen gebe, habe die Familie von Roskelley bestätigt, dass die drei den Gipfel erreicht hätten, hieß es seitens der kanadischen Nationalparkbehörde bei einer Telefon-Pressekonferenz am Montag. Die Männer seien dabei gewesen, über die Ostwand des Berges abzusteigen, als das Unglück geschah, erklärte Behördenvertreter Brian Webster. Sie hätten sich gerade abgeseilt, als sich die Lawine gelöst habe. Indes postete die Familie von Roskelley ein Foto auf Instagram, auf dem die drei offenbar kurz zuvor am Gipfel zu sehen waren. Das Foto soll laut Medienberichten auf dem gefundenen Handy von Roskelley gespeichert gewesen sein.

Keine Markierungsausrüstung

Die drei Alpinisten hatten den Howse Peak am Morgen des 16. April bestiegen. Noch am selben Tag kam es zu dem Unglück. Nach Angaben Websters hatten die Bergsteiger keine Markierungsausrüstung bei sich, um sie im Falle eines Lawinenabgangs möglichst rasch bergen zu können. Zudem hätten die sehr schlechten Wetterbedingungen und die anhaltende Lawinengefahr die Suche verzögert.

Der Tod der Bergsteiger hatte in der Alpinistenszene und weltweit Bestürzung ausgelöst. Die Bergsteigerlegenden Peter Habeler und Reinhold Messner zeigten sich tief betroffen und würdigten die Leistungen von Lama und Auer. “Schlimm, schlimm, schlimm. Das waren die Besten der Besten. Überflieger im positiven Sinn”, sagte etwa Habeler.

Politik trauert

Auch die Politik trauerte um die beiden Tiroler Alpinisten. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatten den Familien bereits vergangene Woche ihr Beileid ausgesprochen. Am Dienstag kondolierte auch Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ). “Mit David Lama und Hansjörg Auer verlieren Tirol und Österreich zwei ihrer bedeutendsten und bekanntesten Extrembergsteiger, die die internationale Kletterszene wesentlich geprägt haben”, so Strache in einer Aussendung. Lama und Auer hätten die “lange Tradition des österreichischen Alpinismus bewahrt und weiterentwickelt und dabei zahlreichen jungen Bergsteigern als Inspiration und Ansporn gedient”. “Ihr Tod macht nicht nur die Kletterszene betroffen, sondern auch zahlreiche Österreicherinnen und Österreicher – darunter auch mich, als Bewunderer ihrer großartigen Leistungen”, erklärte der Vizekanzler.

Die Familien selbst äußerten sich schon am vergangenen Freitag online zum Unglück. “David lebte für die Berge und seine Leidenschaft für das Klettern und Bergsteigen hat uns als Familie geprägt und begleitet. Er folgte stets seinem Weg und lebte seinen Traum. Das nun Geschehene werden wir als Teil davon akzeptieren”, schrieben etwa Lamas Eltern.

Ausnahmetalent

David Lama galt als Ausnahmetalent der Alpinisten- und Klettererszene. Einer seiner größten Erfolge war die erste Begehung der Kompressor-Route am Cerro Torre (Patagonien) mit Peter Ortner im freien Kletterstil im Jahr 2012. Im vergangenen Herbst gelang ihm die Erstbesteigung des 6.895 Meter hohen Lunag Ri in Nepal über den Westpfeiler im Alleingang.

Der Ötztaler Hansjörg Auer wurde vor allem durch seine Free Solo-Klettertouren bekannt – das heißt die Begehung einer Kletterroute im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs- und Sicherungsmittel. Im April 2007 kletterte Auer etwa die 37 Seillängen und 1.220 Meter lange Route “Weg durch den Fisch” (Schwierigkeitsgrad 7b+) in den Dolomiten auf diese Weise.

Der 36-jährige Jess Roskelley war der Sohn des bekannten US-Bergsteigers John Roskelley. Beide hatten 2003 gemeinsam den Mount Everest bestiegen. Zu diesem Zeitpunkt war Jess Roskelley 20 Jahre alt und damit der zu diesem Zeitpunkt jüngste US-Bergsteiger, der den höchsten Berg der Welt bezwang.

(APA/ag.)

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