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Lateinischer Patriarch: Ende der Gewalt

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, hat in der Mitternachtsmesse in der Geburtskirche von Bethlehem zum Ende der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern aufgerufen.

Vor hunderten Gläubigen sagte Sabbah in der Nacht zum 1. Weihnachtsfeiertag, Israel müsse aufhören, militante Palästinenser zu verfolgen. Die Regierung von Ministerpräsident Ariel Sharon solle die palästinensischen Häftlinge freilassen.

Israels Sicherheit erwachse nicht aus Mauern und Militäroperationen. Den Palästinensern solle Israel „völlige Freiheit“ geben. Der lateinische Patriarch rief Israel auf, seine Politik zu überdenken und Frieden in die Konfliktregion zu bringen. Er hoffe auf ein neues Verhältnis zwischen Palästinensern und Israelis, um die bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden.

An dem Gottesdienst nahm auch Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) teil, der im Jänner in dieses Amt gewählt worden war.

Das Oberhaupt der römischen Katholiken in Israel und den Palästinensergebieten war bereits vor der Kirche von einer Menschenmenge, darunter vielen Pilgern, erwartet worden. Das Gebäude hatte der römische Kaiser Konstantin der Große (326-335) über einer als Geburtsstätte Jesu geltenden Grotte errichten lassen, es war um 540 von Justinian erneuert worden.

Michel Sabbah ist der erste Palästinenser in dem 1099 nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter errichteten und 1889 vom Osmanischen Reich wieder akzeptierten Amt. Die Weihnachtsprozession der Lateinischen Patriarchen von Jerusalem nach Bethlehem gilt alljährlich als Auftakt der Feierlichkeiten zum Christfest im Heiligen Land.

Die Feiern finden unter strengen Sicherheitsmaßnahmen statt. Nach palästinensischen Polizeiangaben in Bethlehem werden dort 880 Beamte eingesetzt. Ein israelische Armeesprecher sagte, das Militär werde die Ein- und Ausreise nach Bethlehem erleichtern. Soldaten würden im Raum Bethlehem nur im Falle drohender Anschläge operativ tätig.

Der Bürgermeister von Bethlehem, Victor Batarseh, hatte sich vor kurzem darüber beklagt, dass seine Stadt aus der christlichen Welt keine politische oder wirtschaftliche Unterstützung bekomme. „Die militärische Besatzung, die Reisebeschränkungen, Schikanen an den Militärkontrollpunkten und die illegale israelische Mauer um Bethlehem werden zu einem Zusammenbruch unserer Wirtschaft führen“, sagte er. Auch den Tourismus, die Haupteinnahmequelle der Stadt, sieht er deshalb gefährdet.

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