Heute, im März 2011, sind Frauen in Vorarlberg in der Überzahl. Sie sind vom Gesetz her gleichberechtigt. Sie dürfen wählen. Vorarlbergs Maturanten sind mehrheitlich weiblich. Auch in den Universitäten haben sie ihre männlichen Kommilitonen zahlenmäßig längst überholt. Immer mehr Frauen sind berufstätig.
Dass der Gleichstellungsprozess auch am 100. Jubiläumstag nicht abgeschlossen ist, zeigen nicht nur die Dutzenden Aussendungen verschiedener Organisationen und Parteien, sondern auch die Statistiken. Die Einkommensschere, also der Unterschied zwischen Frauen- und Männergehältern, ist weit geöffnet. Männer verdienen laut aktuellem Rechnungshofbericht in Vorarlberg mit 33.348 Euro im Vergleich zu allen anderen Bundesländern am meisten. Vorarlbergerinnen erzielen mit 15.851 Euro weniger als die Hälfte des mittleren Einkommens der Männer.
Der Unterschied ist auch deshalb so groß, weil Vorarlberg bei der Teilzeitquote an der Spitze steht. Aber selbst wenn man nur den Vollzeitbereich berücksichtigt, verdienen Vorarlbergerinnen fast ein Drittel weniger. Österreich selbst hat, wenn es um Einkommensgleichheit geht, alles andere als Vorbildwirkung: Frauen verdienen ein Viertel weniger als Männer. Damit liegt das Land weit unter dem EU-Schnitt von 17 Prozent.Zum Vergleich: In Slowenien sind es drei, in Rumänien acht, in Schweden 16 Prozent Unterschied. Gleichzeitig entscheiden sich überdurchschnittlich viele Frauen für Berufe, die tendenziell schlechter bezahlt sind: An der FH Vorarlberg liegt die Frauenquote im technischen Bereich bei elf, im sozialen bei 77 Prozent. Für die Kinderbetreuung sind großteils Frauen zuständig.
Nur zwei Prozent der Väter gehen derzeit in Vorarlberg in Karenz und damit so wenige, wie nirgends sonst in Österreich. In 100 Jahren, im März 2111, wird der Weltfrauentag seinen 200. Jahrestag feiern. Ob man ihn dann noch brauchen wird? Laut einer Statistik der Vereinten Nationen werden wir auch noch den 500. Jahrestag feiern können: Wirklich gleichberechtigt sind Frauen beim jetzigen Tempo der Angleichung erst im Jahre 2490.
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