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Lang Lang bei den Salzburger Festspielen

Wenn Lang Lang in der Programmankündigung steht, dann sind die Karten meist nach wenigen Tagen vergriffen. Wenn der chinesische Goldfinger dann auch noch in einem Doppelkonzert mit Daniel Barenboim zu erleben ist, dann umso mehr. Bilder des anschließenden Empfangs 

Auch das Konzert der beiden Topstars Montagabend im Großen Festspielhaus war seit Monaten ausverkauft. Aber diesmal sind die beiden den kulinarischen Unterhaltungs-Gelüsten vieler Zuhörer nur teilweise entgegengekommen und haben ein durchsaus sperriges Programm gespielt.

Erst einmal gab’s “Meine Mama, die Gans” (Ma mere l’oye) von Maurice Ravel zu hören, jenes vierhändige Kinderstück in fünf Sätzen, das so gar nicht kindisch ist und erst recht nicht kinderleicht zu spielen. Raffiniert, zugleich schlicht und entschlackt vom dekorativen Überfluss brachte Ravel in diesem Stück seine Kinderliebe auf den Punkt. Die beiden Pianisten zauberten eine entzückende Wohnzimmer-Atmosphäre in das mit Menschen und Erwartungshaltung rappelvolle Große Festspielhaus und ließen dabei – Gott sei Dank – den Kelch des Reißerischen weitgehend unbeachtet an sich vorbei ziehen.

Dafür war die Opern-Fantasie “Reminiscences de Don Juan” von Franz Liszt ohnehin besser geeignet. Endlich kamen die Fans des akrobatisch Virtuosen auf ihre Rechnung, und als dieser feurige Klavier-Auszug mit der Champagner-Arie für 20 Flinkfinger seinen energetischen K-Punkt erreichte, war das Ventil geöffnet für frenetische Begeisterungs-Stürme.

Pianistisch agierten beide Musiker auf allerhöchstem Niveau, aber es war doch Barenboim, der führte. Lang war klug genug, den Altmeister leiten, fast dirigieren zu lassen. Das bewährte sich vor allem nach der Pause, als mit der Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug eine kantig-schroffe, fast unkulinarische Komposition auf den Pulten lag. Bartok versuchte, die bisher in der klassischen Musik als Soloinstrumente kaum verwendeten Becken, Trommel, Tamtam oder Xylofon prominent in die melodische Struktur einzubauen. Dieser Pilotversuch hat Türen geöffnet für eine sprunghafte Entwicklung der Schlaginstrumente in den folgenden Jahrzehnten. Für sich gehört klingen diese perkussiven Gehversuche allerdings auch holprig und gelegentlich sogar unorganisch – kein Werk für breites Publikum.

So war die Unzufriedenheit greifbar bei den vielen Menschen, die sich ein Lang-Lang-Recital mit Barenboim erhofft hatten. Doch der Jungstar hat diesmal seine persönliche musikalische Weiterentwicklung über den Applaus gestellt. Die geistigen Schunkel-Bedürfnisse mussten also wieder mit nach Hause genommen werden, aber dafür bestraften die Zuhörer die Musiker mit kurzem, bestenfalls höflichem Applaus. Der sonst übliche, manchmal endlose Reigen an Zugaben ist gestern Abend gänzlich ausgeblieben.

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