Experten aus Bayern und der Schweiz informierten sich kürzlich in Bregenz über dieses Projekt, das in Niederösterreich seinen Ausgang nahm.
In den Archiven mitteleuropäischer Klöster und Bistümer werden wichtige Kulturgüter gehütet: Urkunden. Diese wertvollen Dokumente sind auf viele Archive zerstreut und meist nur schwer zugänglich. Das “Institut zur Erforschung und Erschließung kirchlicher Quellen” mit Sitz in St. Pölten hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Urkunden digital über das Internet frei zugänglich zu machen. Bereits jetzt stellt das Monasterium-Projekt (www.monasterium.net) ein virtuelles Archiv mit rund 30.000 Urkunden zur Verfügung. Bis 2008 sollen es 120.000 Urkunden sein; darunter 9.500 Urkunden, die das Vorarlberger Landesarchiv in Bregenz bewahrt.
9.500 Vorarlberger Urkunden
Der Urkundenschatz des Landesarchivs ist bereits durch eine Mikroverfilmung gesichert. Ab Herbst sollen nun hochwertige Scans der Urkunden weltweit über das Internet abrufbar sein. “Ausgangspunkt unserer Beteiligung waren die kostbaren Klosterarchive, die das Landesarchiv birgt,” erklärt Manfred Tschaikner, der als Leiter der Abteilung “Historisches Archiv” die Kontakte geknüpft hat. So reicht die Überlieferung der 1808 aufgehobenen Benediktinerabtei Mehrerau bis ins Jahr 1139 zurück. Als erstes Landesarchiv ergriffen die Vorarlberger nun die einmalige Gelegenheit, gleich ihren gesamten Urkundenbestand digitalisieren zu lassen. “Wir wollen unsere Schätze nicht nur in Sicherheitsdepots hüten,” so Tschaikner, “sondern auf diesem Weg alle Interessierten am Vorarlberger Kulturgut teilhaben lassen”.
Über Prag, Ungarn, Passau nach Bregenz
Daniel Jeller hat für das Monasterium-Projekt bereits über 40.0000 Urkunden digitalisiert. Über Archive in Prag, Esztergom (Ungarn), Reichersberg und Schlägl (Oberösterreich) sowie Passau führte ihn der Weg nach Bregenz, wo er Anfang Februar seine Hochleistungsgeräte im Landesarchiv aufbaute. Der Tiroler Student der Geschichte wird seine Erfahrungen in einer Diplomarbeit dokumentieren. Mit geschultem Blick und historischem Fachwissen hat er mittlerweile bereits über 6.500 Vorarlberger Urkunden zu hochwertigen Scans verarbeitet.
Finanziert wird dieses elektronische Schatzhaus Europas vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, der Europäischen Union (Culture 2000), zahlreichen Klöstern sowie mit zusätzlichen nationalen und privaten Mitteln aus den beteiligten Ländern. Kürzlich informierten sich Experten des Bayerischen Hauptstaatsarchivs in München, des Klosterarchivs Einsiedeln und des Stadtarchivs St. Gallen in Bregenz über das beeindruckende Unternehmen.
Landesarchiv im Internet: 557.000 Zugriffe pro Jahr
Neben zahlreichen anderen Findbehelfen steht den Benützern auf der Homepage des Vorarlberger Landesarchivs bereits ein Verzeichnis aller Urkunden samt Inhaltsangaben zur Verfügung. Auf verschiedenen Websites, die es inhaltlich betreut, verbuchte das Landesarchiv 2006 557.000 Zugriffe. Damit werden die Seiten im Durchschnitt 1.580 Mal pro Tag angeklickt: www.landesarchiv.at.
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