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Land und Kirche wollen "Original Play" vorerst nicht mehr sehen

©Symbolbild: VOL.AT/Philipp Steurer
Nach Berichten über Vorwürfe des Kindsmissbrauchs in Deutschland überprüfen die Behörden die Sachlage in Vorarlberg.
Missbrauchsvorwürfe gegen "Original Play"

In Deutschland gab es laut Berichten des ARD und ORF Missbrauchsvorwürfe gegen den Verein "Original Play". Dieser will den Kindern eine "ursprüngliche" Form des Spiels beibringen, das an Raufen und Rangeln erinnert. Dazu kommen Erwachsene an Schulen und Kindergärten.

Pädagogen entscheiden über Programm

Original Play wird auch in Vorarlberg angeboten. Vonseiten der Behörden kann man das Ausmaß jedoch nicht einschätzen. Denn welche pädagogische Maßnahmen ergriffen werden, ist Sache der Kindergartenerhalter und der dortigen Pädagogen. Verbindlich sind dabei nur die Vorgaben der pädagogischen Grundlagendokumente, erklärt Heidemarie Thalhammer von der Abteilung Elementarpädagogik, Schule und Gesellschaft des Landes Vorarlberg.

Bisher keine Beschwerden oder Anzeigen

Bisher sind keine Beschwerden im Rahmen der Aufsichtspflicht des Landes bekannt, auch bei der Landespolizeidirektion weiß man von keinen entsprechenden Anzeigen. Aufgrund der Berichterstattung werde jedoch derzeit intensiv geprüft, wie sich die Situation im Ländle tatsächlich darstellt.

Land: "Original Play" einstellen

Vonseiten des Büro der Landesschulrätin Barbara Schöbi-Fink kündigt man noch für heute eine "pädagogische Empfehlung" an: Kinderbetreuungseinrichtung sollten bis zur Klärung der Situation "Original Play" nicht stattfinden lassen. Eine vergleichbare Empfehlung wird vor dem Ende der Herbstferien an die Schulen ergehen. Verbieten könne man die Praxis nicht, daher wird nur eine Empfehlung ausgesprochen. Niederösterreich verbietet mit einer Weisung die Ausübung von "Original Play". Da das Land Vorarlberg jedoch kein Kindergartenerhalter ist, könne es keine vergleichbare Weisungen erteilen.

Kirche stoppt Fortbildungen

In den vergangenen Jahren wurden über die Elternbildung des Katholischen Bildungswerks in Vorarlberg Vorträge und Workshops zu dieser Methode mit Vertretern von "Original Play" für Erwachsene angeboten und  vermittelt, bestätigt auch die Diözese Feldkirch gegenüber VOL.AT. Bisher habe es jedoch weder von Besuchern, Eltern oder Pädagogen kritische Rückmeldungen. Man werde nun jedoch bis zur Klärung der Vorwürfe keine weitere Fortbildungen anbieten. "Jeder Verdachtsfall ist einer zu viel", betont Elisabeth Willi von der Diözese. Das Kindeswohl müsse im Vordergrund stehen.

Bitschi fordert sofortigen Stopp

Die FPÖ Vorarlberg fordert in einer Aussendung den sofortigen Stopp von "Original Play": "Die Verantwortlichen haben umgehend sicherzustellen, dass der Verein 'Original Play' ab sofort nicht mehr an Kinderbetreuungseinrichtungen, Kindergärten und Schulen in Vorarlberg tätig sein darf“, so FPÖ-Landesobmann Christof Bitschi.

Die Freiheitlichen stellten darüber hinaus eine Anfrage an Landeshauptmann Wallner und die zuständigen Landesräte Schöbi-Fink und Wiesflecker. Darin wollen Christof Bitschi und Landtagsabgeordnete Nicole Hosp unter anderem wissen, in welchen Einrichtungen und wie oft der Verein „Original Play“ im Einsatz ist und seit wann die zuständigen Behörden davon wussten.

Original Play in Vorarlberg

Vergangenes Jahr wurde "Original Play" als Fortbildung in Dornbirn angeboten. Organisiert wurde dies laut Webseite auch von der Sportabteilung des Landes wie auch der Stadt Dornbirn in Zusammenarbeit mit dem Eltern-Kind-Turnen und der Vorarlberger Turnerschaft. Dem widerspricht jedoch das Land Vorarlberg auf VOL.AT-Anfrage: Die Sportabteilung sei nicht eingebunden gewesen, das Eltern-Kind-Turnen erhalte nur eine grundsätzliche Jahresförderung von einigen hundert Euro. Die Zielgruppe waren Pädagogen, Eltern, Sportverbände und Kinderbetreuer. Auch die katholische Kirche in Vorarlberg hatte bereits Berührungen mit "Original Play". So gab es Vorträge in St. Arbogast oder auch Veranstaltungen in Familientreffs.

Keine Fremden im Kindergarten

Die Lustenauer Ortsgruppe des Vorarlberger Familienverbandes hat ebenfalls "Original Play"-Workshops organisiert. Auf Anfrage von VOL.AT betont man jedoch, dass man kein falsches Bild davon haben dürfe. So kämen hier nicht wie in Deutschland Fremde in die Kindergärten, sondern das Kindergartenpersonal werde geschult und setze dies dann selber in der Betreuung um. Man werde nun jedoch die weiteren Entwicklungen beobachten. Die Landesgeschäftsstelle des Vorarlberger Familienverbands in Bregenz hat keinerlei Kenntnis von Vorwürfen irgendwelcher Art bezüglich "Original Play".

(Red.)

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