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Land Vorarlberg startet Kampagne gegen Gewalt in der Erziehung

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Jede Gewalt gegen Kinder – auch in der Erziehung – ist gesetzlich verboten und findet doch tagtäglich statt. Daher soll nun mit einer neuen Sensibilisierungskampagne des Landes Vorarlberg das Gewaltverbot in der Erziehung verstärkt ins Bewusstsein – insbesondere in das von Eltern – gerückt werden.

Zugleich sollen Handlungsalternativen sowie Unterstützungs- und Hilfsangebote aufgezeigt werden. “Dieses Thema geht uns alle an. Als Gesellschaft sind wir – jede und jeder einzelne – aufgerufen, zu handeln und für den Schutz von Kindern einzutreten”, sagte Landesrätin Katharina Wiesflecker bei der Vorstellung der Kampagne am Mittwoch.

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“Kinder sollen in ihrer Erziehung als eigenständige Persönlichkeiten mit Wünschen und Bedürfnissen, Begabungen und Interessen wahrgenommen und gestärkt werden”, betonte Wiesflecker. Die Stärkung der Erziehungsfähigkeit der Eltern durch entlastende Angebote sei dabei ebenso wichtig wie soziale Unterstützung im Nahraum, Entlastungs- und Kinderbetreuungsangebote und eine gute soziale Absicherung von Familien.

Gewaltverbot in der Verfassung verankert

Deutsche und österreichische Studien belegen, dass rund ein Viertel aller Kinder in ihrer Erziehung Gewalt erleben müssen. Umgelegt auf das Bundesland Vorarlberg heißt das, dass ca. 1.100 Kinder und Jugendliche pro Jahrgang im Alter zwischen 6 und 14 Jahren verschiedene Sanktionsformen einschließlich mehrmaliger Körperstrafen erleben und dass ca. sieben Prozent der Kinder – das sind 300 Minderjährige pro Jahrgang – gravierenden körperlichen Angriffen ausgesetzt sind.

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Dabei hat Österreich schon 1989 – als viertes Land weltweit – das Züchtigungsverbot gesetzlich verankert. Auch das Bundesverfassungsgesetz über die Rechte von Kindern betont im Artikel 5, dass jedes Kind das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung hat. Aber bei Erhebungen in den Jahren 2009 und zuletzt 2014 wurde deutlich, dass immer noch fast die Hälfte der Befragten nichts vom Gewaltverbot in der Erziehung wusste.

Information und Sensibilisierung

“Deshalb geht es uns darum, die breite Öffentlichkeit über das Ausmaß, die Schwere und die Folgen von Gewaltanwendungen an Kindern eingehend zu informieren und zu sensibilisieren”, betonte Landesrätin Wiesflecker. Die breit angelegte Öffentlichkeitskampagne des Landes ziele darauf ab, eine persönliche Betroffenheit und Identifikation mit dem Thema herzustellen.

Die Kampagne wird auch vom Vorarlberger Gemeindeverband unterstützt. “Gemeinden und Städte sind der unmittelbare Lebensmittelpunkt von Kindern und Jugendlichen. Deshalb wollen wir erreichen, dass Gewalt an Kindern nicht als etwas Abstraktes gesehen wird, das irgendwo, sondern auch konkret im eigenen Lebensumfeld passiert”, so der Bludescher Bürgermeister Michael Tinkhauser. Wichtig sei, den Betroffenen Hilfe und Auswege anzubieten.

Darüber hinaus müssen alternative Erziehungsmethoden in den Blickpunkt gerückt werden, um einen besseren Weg für Kinder und Eltern aufzuzeigen, erklärte Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch: “Jede Form von Körperstrafen ist ebenso abzulehnen wie seelische oder psychische Gewalt. Es gibt ebenso wirksame Erziehungsansätze, die ohne die nachteiligen Folgen von Gewalt auskommen.”

(Red.)

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