Mit den Sechsparteien-Gesprächen zu möglichen Gesetzesbeschlüssen vor der Neuwahl sind nach längerer Zeit wieder die Modellregionen zur Gesamtschule in den Fokus gerückt. Doch die Grünen knüpfen ihre Zustimmung an Bedingungen.
Regelung für Modellregionen nicht vorgesehen
Eine Regelung zu eigenen Modellregionen für die Erprobung der Gesamtschule gibt es derzeit nicht. Auch im umstrittenen Schulautonomie-Paket ist eine solche nicht vorgesehen. Grundlage sind vielmehr die im November 2015 mit dem legendären “High-Five” zwischen der damaligen Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und dem damaligen Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) vereinbarten Eckpunkte zur Bildungsreform.
Darin war vorgesehen, dass solche Modellregionen zwar in jedem Bundesland eingerichtet werden dürfen, dort aber nicht 15 Prozent aller Standorte der jeweiligen Schulart bzw. 15 Prozent aller Schüler der jeweiligen Schulart überschreiten dürfen. Konsequenz: So muss die überwiegende Mehrheit der AHS-Unterstufen in einem Bundesland erhalten bleiben. Umgekehrt müssen jene (öffentlichen) Schulen, die in eine Modellregion fallen, einer Teilnahme an dieser formal nicht zustimmen – was die AHS-Lehrergewerkschaft umgehend als “Schuldiktatur a la Nordkorea” klassifizierte. Privatschulen müssen dagegen ohne Zustimmung nicht an einer Modellregion teilnehmen.
Leistungsstarke Schüler fehlen an NMS
Mit dieser – bisher nicht gesetzlich fixierten – Konstruktion sind Gesamtschul-Modellregionen zumindest in dicht besiedelten Regionen praktisch nicht möglich: Gesamtschule bedeutet nichts anderes, als dass zehn- bis 14-jährige Schüler nicht mehr auf mehrere Schulformen verteilt werden (in Österreich eben AHS-Unterstufe bzw. Hauptschule/Neue Mittelschule), sondern in einer einzigen gemeinsamen Schulform unterrichtet werden. Finden sich aber in unmittelbarer Nähe neben der vermeintlichen Gesamtschul-Modellregion wieder AHS-Unterstufen, ist die Chance hoch, dass Schüler mit AHS-Reife statt am Modellversuch teilzunehmen an einen ohnehin nicht weit entfernten AHS-Standort wechseln. Damit ist dann aber die Modellregion keine Modellregion mehr, weil eben die leistungsstärkeren Schüler fehlen.
Obergrenze Ländle-ÖVP skeptisch
Das dürfte auch die SPÖ bald bemerkt haben: Schon wenige Wochen später nannte Justizsprecher Hannes Jarolim die Obergrenze eine “Unverschämtheit”, auch die Vorarlberger ÖVP zeigte sich skeptisch. In Vorarlberg haben sich alle Parteien für eine Erprobung einer gemeinsamen Schule ausgesprochen. Dem trägt auch der jüngste Kompromissvorschlag der Grünen Rechnung: Eine Obergrenze von 15 Prozent für das gesamte Bundesgebiet (und nicht pro Bundesland) würde eine Ländle-Modellregion ermöglichen.
Eine Einigung zwischen ÖVP und SPÖ auf ein gemeinsames Vorgehen in Sachen Modellregionen steht trotzdem in weiter Ferne: Nicht umsonst war von Modellregionen im Update des Regierungsprogramms im Jänner nicht mehr die Rede – und die Modellregionen auch nicht Teil des Autonomiepakets.
(APA)
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