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"Laden hat keine Überlebenschance"

Dornbirn - Nach einem Jahr des Hoffens und Bangens dürfte das endgültige Aus des "Lädeles" in Watzenegg unmittelbar bevorstehen. Zwei Monate will die Familie Schwendinger noch durchhalten.

Die 1000 Bewohner von Watzenegg bekamen es am Mittwoch Schwarz auf Weiß in ihre Haushalte geliefert. „Der Laden hat keine Überlebenschance!“, heißt es in dem von der Betreiberfamilie Schwendinger herausgegebenen so genannten „Watz-Blättle“. In der Kundenzeitung des ADEG-Marktes Schwendinger schreibt Mitbewohner Elmar Mayer: „Die Bürger brauchen den Laden nicht und wollen ihn auch nicht.“ Zusatz: „Das ist meine ganz persönliche Meinung.“

Den Stein ins Rollen brachte auf den Tag genau vor 11 Monaten die NEUE in einem Exklusiv-Bericht, auf den die anderen Medien reagierten. Die NEUE titele: „Aus fürs Lädele?“ Die Familie Schwendinger wollte den Laden zusperren und an eine Tanzschule vermieten. Daraufhin entstand eine Welle der Solidarität. Wildfremde Leute begannen plötzlich den gut platzieren Laden an der Straße aufs Bödele zu stürmen. Die Bilanzen zeigten sich plötzlich wie verwandelt. Zwei Monate lang liefen die Geschäfte wie geschmiert.

Aber schon in der zweiten Jahreshälfte nach dem eher müden Sommer zeigte der Trend wieder nach unten. Die Jahresbilanz verlief dank des Medien-Rummels dennoch ausgeglichen. Die ersten beiden Monate des neuen Jahres ebenfalls. Aber im März rutschte der Laden erstmals wieder ins Minus. Es gab Defizit.

Dass das den Eltern Roswitha und Werner Schwendinger und Sohn Stefan Schwendinger auf die Dauer nicht zuzumuten ist, liegt auf der Hand. Roswitha Schwendinger zur NEUE: „Wir wollen im April und Mai noch weitermachen, dann wird man weitersehen.“ Und weiter: „Ich danke jedenfalls unseren treuen Stammkunden.“ Von den damaligen Neukunden sind zwar einige, aber nur wenige übrig geblieben.

Ob das Lokal, so wie im letzten Jahr geplant, weitervermietet wird und ihr Mann Werner Schwendinger einen anderen Job in oder außerhalb der Branche annimmt, steht noch in den Sternen. „Wir wissen noch nicht, wie es weiter gehen soll!“, meint Roswitha Schwendinger ziemlich ratlos. Auch was Sohn Stefan, ebenfalls gelernter Kaufmann, in Zukunft beruflich weitermacht, ist noch völlig ungewiss. Sicher ist nur, dass es so nicht weitergehen kann.

Initiator Elmar Mayer klagt: „Beim großen Schneefall in der vergangenen Woche war der Laden gut genug für Kunden, die man ansonsten das ganze Jahr nicht sieht.“ Das bemerkt man seit vielen Wintern natürlich auch bei der Betreiberfamilie. Roswitha Schwendinger im schneereichen Winter 2005/2006: „Heute haben uns wieder mindestens sechs Kundschaften besucht, die ich überhaupt nicht kannte.“ Daher die ziemlich harten Worte von Elmar Mayer: „Als es einfach keine Möglichkeit gab, ans Land zu fahren, waren die Schwendinger’s gut genug.“ Mit „Land“ meint man am „Berg“ die „Stadt“.

In dem ganz offiziellen Mitteilungsblatt schreibt Elmar Mayer, dass seit der Initiative vor elf Monaten die Öffnungszeiten angepasst, bei Obst und Gemüse die Frische verbessert und das Sortiment erweitert wurde. Und dann weiter: „Wer arbeitet schon sechs Tage die Woche zehn bis zwölf Stunden und unter dem Strich kommt kein Euro für den Eigenbedarf herein?“ Vorläufig existiert der „Laden“ noch und vielleicht geschieht doch noch ein Wunder. Eher nicht. Es geht schließlich auch um die beiden geschützten Arbeitsplätze von Heidi und Lukas.

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