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Kurz will Arbeitslose verteilen: So ist die rechtliche Situation

Franz Beck, Referent für Sozialrecht der AK Vorarlberg sieht de Initiative von Kanzler Kurz kritisch.
Franz Beck, Referent für Sozialrecht der AK Vorarlberg sieht de Initiative von Kanzler Kurz kritisch. ©AK, VOL.AT, AP
Bundeskanzler Sebastian Kurz will Arbeitslose aus Ostösterreich in den Westen vermitteln. Laut AK-Sozialrechts-Experte Franz Beck gibt es allerdings einige Knackpunkte.
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Arbeitlosengeld für alle, die Unterstützung brauchen, weil sie arbeitslos sind und keinen Job finden und nicht für solche, die gar nicht arbeiten wollen. Das will Kanzler Sebastian Kurz. Es gehe jetzt darum, Menschen, die in Ostösterreich arbeitlos seien in Westösterreich zu beschäftigen - gerade, wenn sie nicht hier verwurzelt seien, etwa Asylberechtigte. Doch ist das überhaupt zumutbar? Grundsätzlich gilt ein Arbeitsweg von jedenfalls zwei Stunden als zumutbar.

Beck: Wo liegen die wahren Probleme?

"Diese ganze Wegzeitenproblematik spielt aber dann keine Rolle, wenn für den Arbeitslosen am Wohnsitz des Arbeitsgebers eine Unterkunft zur Verfügung steht", so Franz Beck, Referent für Sozialrecht der AK Vorarlberg. Rechtlich betrachtet könne eine überregionale Vermittlung stattfinden. Es brauche keine strengeren Regeln, man müsse allerdings überlegen, wo die wahren Probleme liegen. Man müsse es aus der Sicht des Arbeitslosen sehen. Hier gebe es einige Knackpunkte.

Attraktivere Saisonsarbeitsplätze

Der Tourismus, insbesondere Saisonbetriebe, seien für viele Arbeitnehmer nicht so attraktiv. Als Beispiel nennt Beck hier das größte Wintertourismusland Tirol: "Der größte Tiroler Arbeitgeber für gelernte Köche ist die Firma Swarovski in Wattens", informiert er. Die Facharbeiter seien eher bereit bei Swarovski an einer Maschine zu arbeiten als in einem Tal im Tourismus zu arbeiten. Die Lösung sei eindeutig: Man müsse Saisonarbeitsplätze so attraktiv machen wie möglich, Hoteliers seien hier bereits sehr bemüht.

Zwang bringt nichts

Die kostenlosen Unterkünfte vor Ort seien schön und gut, wenn aber ein Wiener als Saisonarbeiter im Montafon arbeite hätte er trotzdem die Kosten für die Wohnung in Wien - auch wenn diese leer stehe. Die Politik mache sich wahrscheinlich zu wenig Gedanken über diese Probleme. "Hoteliers brauchen gute Arbeitskräfte. Eine Arbeitskraft kann nur dann eine gute Arbeit machen, wenn sie gerne den Job macht", sagt Franz Beck im VOL.AT-Gespräch. Der Zwang zum "Vorstellen" am möglichen Arbeitsplatz in einem anderem Bundesland bringe so gesehen nichts. Auch familiäre Bindungen seien ein Hindernis dafür, in einem anderen Bundesland arbeiten zu gehen.

"Was würde ich machen?"

"Der Vorarlberger kann sich oftmals ein Leben außerhalb Vorarlbergs nicht vorstellen", gibt Beck zu bedenken. Man solle sich daher folgende Fragen stellen: "Was würde ich machen? Würde ich die Regelung immer noch gut finden, wenn ich arbeitslos wäre? Was würde ich sagen, wenn man zu mir sagt 'du gehst jetzt ins Burgenland'?" Kurz' Aussage sei eine einfach politische Botschaft, auf die schnell vom Großteil der Bevölkerung eine Zustimmung komme. Aber: "Wenn es so einfach wäre, wäre das Problem schon lange behoben", betont Franz Beck abschließend.

(VOL.AT)

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