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Kunstkurie steht weiter zur Aufnahme von Teodor Currentzis

Teodor Currentzis soll in die Kunstkurie aufgenommen werden
Teodor Currentzis soll in die Kunstkurie aufgenommen werden ©APA/BARBARA GINDL
Die österreichische Kurie für Kunst verteidigt ihren umstrittenen Vorschlag, den Dirigenten Teodor Currentzis in ihren Kreis aufzunehmen. Entscheidungen über Berufungen in die Kurie sowie über Verleihung des Ehrenzeichens beruhten "ausschließlich auf der herausragenden schöpferischen Leistung einer Person und ihrem Beitrag zur Kunst", heißt es in einem Statement gegenüber der APA. "Dabei steht nicht das Verhalten einer Person im Zentrum, sondern die Bedeutung ihres Werkes."

"Die Kurie bewertet keine politischen Einstellungen und trifft keinerlei Aussagen zu weltpolitischen Fragen oder aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten", schreibt Kurienvorsitzender Peter Noever namens der derzeit 28 Mitglieder des Gremiums. Man entziehe sich parteipolitischer Vereinnahmung und sei gerade in schwierigen Zeiten "Werten wie Humanität, Vielstimmigkeit und der Freiheit des künstlerischen Schaffens verpflichtet. Die Kurie respektiert unterschiedliche Auffassungen in der öffentlichen Debatte und nimmt sie ernst. Sie bekennt sich klar zum Grundprinzip der Freiheit der Kunst."

Die Nominierung Currentzis' für eine Auszeichnung mit dem österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und eine damit automatisch verbundene Aufnahme in die Kunstkurie mit ihren maximal 18 österreichischen und 18 internationalen Mitgliedern hatte nach ihrem Bekanntwerden im Oktober für Kritik gesorgt: Der aus Griechenland stammende und zuletzt vor allem in Russland tätige Stardirigent, dem der russische Präsident Wladimir Putin kurz nach der Annexion der Krim im April 2014 die Staatsbürgerschaft verlieh, schweigt seit 2022 beharrlich zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Ukrainer gegen russische "Softpower"

Öffentliche Kritik der Invasion würde Currentzis unter aktuellen Umständen freilich eine weitere Tätigkeit mit seinem gut eingespielten Orchester MusicAeterna in St. Petersburg praktisch unmöglich machen und könnte im zunehmend totalitären Russland auch zu strafrechtlichen Ermittlungen sowie ins Gefängnis führen.

Inakzeptabel erscheint seine Würdigung aus ukrainischer Sicht: Angesichts des Kriegs verwandle sich russische "Softpower" in eine Feindeswaffe und müsse daher gecancelt werden, erklärte kürzlich der bekannteste ukrainische Rocksänger Swjatoslaw Wakartschuk gegenüber der APA. Bereits zuvor hatte der ukrainische Botschafter in Wien, Wassyl Chymynez, die Verantwortlichen via ORF ersucht, "sehr akkurat und ordentlich" Entscheidungen zu treffen. Auch in der Kurie selbst scheint der Vorschlag nicht uneingeschränkt auf Zustimmung zu stoßen. Sie verstehe es, "wenn man die geplante Auszeichnung von Herrn Currentzis mit der höchsten Kulturauszeichnung des Landes Österreich kritisch hinterfragt", ließ etwa die Komponistin Olga Neuwirth auf Nachfrage die APA wissen. Sie sei allerdings "an dieser Angelegenheit überhaupt nicht beteiligt, da sie aus verschiedenen Gründen seit über einem Jahr nicht mehr an den Sitzungen teilgenommen hat".

Vorschlag liegt seit 25. Juli beim Bundespräsidenten

Die Causa ist weiterhin in Schwebe. Kulturminister Andreas Babler (SPÖ) hat den Kurienvorschlag in Bezug auf Currentzis am 25. Juli an Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen weitergereicht. Dieser ist nach dem Ehrenzeichengesetz für die finale Bestätigung der Auszeichnung verantwortlich. Der Vorschlag sei mit "mit hochstehenden künstlerischen Leistungen" begründet worden, hieß es aus der Präsidentschaftskanzlei gegenüber der APA. "Der Herr Bundespräsident hat den Vorschlag bislang nicht resolviert." "Um dem Bundespräsidenten die unbeeinträchtigte Vorbereitung seiner Entscheidung, im Sinne der unbeeinträchtigten rechtmäßigen Willensbildung und ihrer unmittelbaren Vorbereitung, zu ermöglichen", könne der gestellten Anfrage über Akteneinsicht nach dem Informationsfreiheitsgesetz nicht nachgekommen werden.

(APA)

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