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Küng-Nachfolgespekulationen beginnen

Mit dem Wechsel von Klaus Küng nach St. Pölten steht die Diözese Feldkirch ab Donnerstag vorerst ohne Bischof da. Namen möglicher Nachfolger kursieren in Vorarlberg bereits einige.

Bis ein neuer Bischof bestellt ist, werden aber noch einige Monate vergehen. Bis dahin wird ein Apostolischer Administrator die Diözese Feldkirch leiten.

Dass Bischof Klaus Küng morgen, Donnerstag, um 10.30 Uhr seine Bestellung zum Bischof von St. Pölten bekannt geben wird, ist zwar nicht offiziell bestätigt, gilt aber als offenes Geheimnis. Er wird noch am selben Tag in die niederösterreichische Landeshauptstadt abreisen und dort bereits als neuer Bischof ankommen. Mit dem päpstlichen Ernennungsdekret für St. Pölten erlöschen für Küng seine bisherigen Funktionen. Gleichzeitig wird der Generalvikar der Diözese Feldkirch, Elmar Fischer, seines Amtes enthoben. Das ist von der Kirche so vorgesehen. Der Generalvikar ist als Vertreter des Bischofs der „zweite Mann“ in der Diözese und wird vom Bischof selbst bestimmt.

Namen möglicher Nachfolger Küngs als Bischof von Feldkirch werden unterdessen einige gehandelt. Des Öfteren wird Benno Elbs genannt, der sehr eng mit Bischof Küng zusammenarbeitet. Dem Pastoralamtsleiter der Diözese Feldkirch wurde vom Bischof etwa die Klärung der „Causa Paterno“ übertragen. Ebenso in Frage kommen der Abt des Stifts Mehrerau, Kassian Lauterer, oder Caritas-Seelsorger Elmar Simma. Bischof Küng hat am Dienstag in Bezug auf seine Nachfolge gesagt, er trage „so manche Hoffnung im Herzen“. Als Bischof muss er vorsorglich alle drei Jahre einen Dreiervorschlag in den Vatikan senden.

Vorschläge über die Nachfolge werden aber auch von den Bischöfen der Kirchenprovinz Salzburg sowie von der Nuntiatur erstellt. Apostolischer Nuntius in Österreich ist Erzbischof Georg Zur. Diese beiden Vorschläge werden ebenfalls an die Bischofskongregation im Vatikan übermittelt. Bis zur Bestellung des neuen Bischofs werden daher laut Rainer Juriatti „im besten Fall zwei bis sechs Monate“ vergehen. Nach Auskunft des Leiters des Pressebüros der Diözese Feldkirch kann die Auswahl des neuen Bischofs aber auch bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen. Schließlich entscheidet der Papst, wer neuer Bischof in Feldkirch werden wird. Erst nach der Entscheidung des Heiligen Vaters wird der Kandidat befragt, ob er sich der Berufung gewachsen fühlt und sie annehmen wird.

Solange der Bischofsstuhl in Feldkirch vakant ist, übernimmt ein apostolischer Administrator die Leitung der Diözese. Der Administrator, der mit allen Vollmachten des Bischofs ausgestattet ist, wird entweder direkt vom Vatikan vorgegeben oder ist vom zwölfköpfigen Konsultorenkollegium der Diözese Feldkirch zu wählen. Welcher der beiden Fälle eintreten wird, war am Mittwoch noch nicht absehbar. Dass Bischof Küng als Administrator bestellt wird, ist durchaus möglich.

Stichwort: Opus Dei

Mit der Ernennung des Vorarlberger Bischofs Klaus Küng zum Diözesanbischof von St. Pölten rückt das Opus Dei wieder ins öffentliche Interesse. Schließlich war Küng vor seiner Bischofsweihe im Jahr 1989 Chef von Opus Dei in Österreich.

Das Opus Dei ist eine Personalprälatur und damit direkt dem Papst unterstellt. Das „Werk Gottes“ geniest damit eine privilegierte Stellung innerhalb der katholischen Kirche. Es wurde am 2. Oktober 1928 in Madrid durch den Spanier Josefmaria Escriva (1902-1975) gegründet. Escriva wurde vor zwei Jahren vom Papst heilig gesprochen.

Heute gehören der Prälatur mehr als 84.000 Personen aus den fünf Kontinenten an. Die Arbeit des Opus Dei in Österreich begann 1957 in Wien. Später wurden Zentren in Graz (1968), Salzburg (1983), Markt Piesting (1984) in Niederösterreich – ein Tagungshaus – sowie Innsbruck (1987), Dornbirn und Linz (1999) errichtet. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nahm das Opus Dei auch die Arbeit in Ungarn und in der ehemaligen Tschechoslowakei auf. In Prag und Budapest wurden 1991 und 1992 die ersten Zentren errichtet, in Pressburg 1996, in Brünn 1999. Auch in Kroatien hält das Opus Dei von Österreich aus religiöse Bildungskurse.

Der Sitz der Regionalleitung ist Wien. Es gibt heute 350 Mitglieder. Die Zahl der enger mit der Prälatur verbundenen Sympathisanten wird mit 1.000 angegeben. Regionalvikar – also „Chef“ des Opus Dei in Österreich – ist der 40-jährige Priester Martin Schlag. Seine Vorgänger waren Ernst Burkhart und Bischof Küng,

Die Grundidee des Opus Dei ist die „Heiligung der Arbeit“. Im Opus Dei sind die Priester in der Minderheit, in Österreich gibt es nur 20. Die meisten Mitglieder sind verheiratete Laien, die in ihrem Beruf weiter tätig sind. „Jeder ehrbare Beruf kann ein Weg zu Gott sein“, so die Philosophie der Bewegung. Dem Opus Dei in Österreich gehören nach Angaben der Prälatur u.a. Ärzte, Rechtsanwälte, Lehrer, Hausfrauen, Bauern, Krankenschwestern, Musiker, Schauspieler, Komponisten und sogar ein Rauchfangkehrer an. Kritiker betonen die Sektenartigkeit der Gruppe und deren Streben nach politischer und ökonomischer Macht, während sich Anhänger bemühen, ein Bild von Opus Dei als fromme Gebets-, Diskussions- und Fortbildungsrunde zu zeichnen. Umstritten sind auch Praktiken wie das Tragen eines Bußgürtels (Metallband mit nach innen gerichteten Dornen am Oberschenkel) oder die Selbstgeißelung mit einer fünf-schwänzigen Peitsche.

Das Opus Dei gilt als „konservativ“ und „papsttreu“. Der Vorwurf, es handle sich um einen „Geheimbund“, wird stets heftig dementiert. Es wird darauf verwiesen, dass alle Mitglieder dazu gehalten seien, zu ihrer Mitgliedschaft offen zu stehen. Es wäre auch denkbar schwierig, die Grundideen des Werkes zu verbreiten und sich zugleich bedeckt zu halten, heißt es. Opus Dei sei außerdem im Telefonbuch und im Internet (http://www.opusdei.at) zu finden und berichte auch regelmäßig den Ortsbischöfen von seinen Tätigkeiten.

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