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Kulturhauptstadt 2024: In wenigen Stunden fällt die Entscheidung

Dornbirn, Bad Ischl oder St. Pölten - wer macht das Rennen?
Dornbirn, Bad Ischl oder St. Pölten - wer macht das Rennen? ©APA - Dietmar Stiplovsek
Die drei Bewerber im direkten Vergleich. Das sind die zwei Gegner von Dornbirn.
Jurybesuch in Dornbirn gut verlaufen

Dornbirn bot bei Jurybesuch "Theaterstück"

Der Besuch der Jury für die Kulturhauptstadt 2024 in der Bewerberregion "Dornbirn plus" am Mittwoch ist offenbar erfolgreich verlaufen. "Wir haben großes Lob bekommen", so die für die Bewerbung verantwortliche Kulturmanagerin Bettina Steindl am Donnerstag zur APA. "Wir konnten interessante Geschichten erzählen, haben alles sehr persönlich angelegt und gezeigt, wo wir hinwollen", sagte sie.

"Es war wie in einem Theaterstück, wir hatten alles perfekt organisiert und durchgetaktet", beschrieb Steindl die durch Vorarlberg führende Tour für vier Mitglieder der insgesamt zwölfköpfigen Jury, die mit internationalen Kulturmanagern besetzt ist. Acht Stunden war beim finalen Besuch Zeit, die Bewerberregion ins rechte Licht zu rücken. Wohl ein knapper Zeitrahmen, denn hinter "Dornbirn plus" stehen neben Dornbirn auch die Städte Feldkirch und Hohenems sowie der Bregenzerwald. Es gehe bei der Bewerbung um die Kulturhauptstadt nicht um eine "Landschaftsführung" oder darum, die "eigene Genialität zu zeigen", betonte Steindl. Vielmehr wolle man herausstellen, welche Themen den Menschen in Vorarlberg exemplarisch für jene in ganz Europa unter den Nägeln brennen und "wie man mit Mitteln der Kunst Antworten findet".

Zuviel verraten wollte Steindl über den zuvor geheim gehaltenen Jurybesuch nicht, aber man habe sich etwa mit dem Führungskräftemangel und dem Fehlen von Frauen in Führungsriegen beschäftigt, auch mit Fragen des Zusammenlebens. Um internationale Kräfte an eine Region zu binden, brauche es eine offene, bunte Gesellschaft sowie ein kulinarisches und kulturelles Angebot, das abseits von Institutionen auch im Alltag gelebt werde. "Die Jury bekam einen guten Eindruck, sie haben unsere Organisation gelobt", so Steindl. Laut ihrem Feedback sei es besonders gut gelungen, die sogenannten "Needs", also was es in einer Region braucht oder wo es drückt, herauszustreichen. Die Vorarlberger Bewerbung steht unter dem Motto "Mutausbruch".

Die Bekanntgabe der Entscheidung der Jury wird am Dienstag, 10.00 Uhr, durch das Bundeskanzleramt erfolgen. Eine öffentliche Veranstaltung dazu werde es in Dornbirn nicht geben, so Steindl. Neben "Dornbirn plus" gehen das Salzkammergut, mit Bad Ischl an der Spitze, und St. Pölten ins Rennen um die Kulturhauptstadt 2024.

Countdown für EU-Kulturhauptstadt - Vorarlberg (Video)

Jury "erlebte Vielfalt" des Salzkammerguts

Acht Stunden abseits bekannter Klischees haben vier Juroren für die Kulturhauptstadt 2024 die Bewerberregion Salzkammergut präsentiert bekommen. Vom "Bauchgefühl" her war es für Projektleiter Stefan Heinisch eine "gelungener Tag", denn die Dramaturgie, die "Vielfalt der inneralpinen Region durch Orte, Menschen und Programm zu erleben", sei stimmig gewesen.

Nach einem Get-together mit dem Kaiser-Ururenkel Valentin Habsburg-Lothringen in Bad Ischl, der Bannerstadt von Salzkammergut 2024, führte der Weg von der "Macht der Tradition" mit Zug und Schiff ins Heute nach Hallstatt. Dort erhielten die Jurymitglieder einen Eindruck vom "Hyper-Tourismus" - einer der Schwerpunkte des Bewerbungskonzeptes befasst sich etwa mit Gegenstrategien. Wenn Heinisch an Venedig oder Amsterdam denkt, habe dieses Thema europäische Dimensionen.

Das Ziel sei es gewesen, "die 100 Seiten des Bidbook zum Leben zu erwecken", meinte Heinisch. Also den vier Jurymitgliedern ein Gefühl vom Salzkammergut nach Wien mitzugeben, wo am 12. November die Entscheidung fällt, ob der Titel Europäische Kulturhauptstadt erstmals einer Region verliehen wird. "Das Salzkammergut braucht diesen Titel jedenfalls", sagt Heinisch. Er sieht darin so etwas wie einen regionalen Entwicklungsplan. Der Titel sei Anstoß, sich aktiv mit der Zukunft des Salzkammerguts auseinanderzusetzen. "Wie wollen wir hier leben? Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?", dies seien zentrale Fragen.

Kultur soll das "new Salt" werden

Das Salz, seit Jahrtausenden prägendes Element, werde dazu neu gedacht. Die Kultur soll das "new Salt" werden, so auch das Motto der Bewerbung. Rund 20 Gemeinden aus Oberösterreich und der Steiermark beteiligen sich daran. Anfänglich hatte das Land Oberösterreich Bedenken. Die budgetierten 21 Millionen Euro schienen unrealistisch. Das Dreifache hatte die Europäische Kulturhauptstadt "Linz09" benötigt. Doch inzwischen ist die Skepsis gewichen.

Ob der Titel ein zweites Mal nach Oberösterreich geht, bleibt abzuwarten. "Es ist ein Dreikampf im besten Sinne", meint Heinisch.

Countdown für EU-Kulturhauptstadt - Oberösterreich (Video)

St. Pölten bot "lebendiges Bid Book"

Ein "lebendiges Bid Book" hat sich der Jury für die Europäische Kulturhauptstadt 2024 am 9. November in St. Pölten geboten. Nach Dornbirn und dem Salzkammergut hat damit der dritte und letzte Bewerber seine Vorhaben vorgestellt, bevor es am 11. November zur Abschlusspräsentation in Wien kommt. Projektleiter Jakob Redl zeigte sich im APA-Gespräch guter Dinge.

"Wir sind natürlich aufgeregt und freuen uns schon auf die Präsentation morgen. Es ist der Abschluss eines langen und intensiven Bewerbungsprozesses. Wir haben versucht, der Jury die Grundideen und das Programm sowie die Langzeitstrategie und die Einbindung der Bevölkerung zu präsentieren", erklärte Redl, der die vierköpfige Delegation gemeinsam mit Geschäftsführer Michael Duscher von Station zu Station führte. "Wir wollten einen sehr guten Eindruck der Stadt, ihres kulturellen Profils und vor allem jener vielen Menschen, die hinter dem Bid Book stehen, vermitteln", ergänzte Duscher. Das reiche von der Plattform "KulturhauptSTART" als Initiatoren des Prozesses bis zu politischen Verantwortungsträgern wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ).

Abstecher zur ehemaligen Synagoge

Besucht habe man nicht nur große Kulturinstitutionen wie das Landestheater oder das Festspielhaus, Orte wie Rathaus- und Domplatz, sondern auch Vereine aus der lokalen Subkulturszene wie Sonnenpark oder LAMES, die im Süden der Stadt ein fünf Hektar großes Areal betreiben. Zudem ging es zu jenen Schauplätzen, die Teil des Projekts sind, "aber erst eine neue Bedeutung brauchen", so Redl, der auf das Autohaus Wesely oder die Glanzstoff-Fabrik verwies. Einen Abstecher machte man außerdem zur ehemaligen Synagoge, für die eine langfristige kulturelle Bespielung etabliert werden soll.

Im Zentrum stand für das Team der Kulturhauptstadt-Bewerbung, "dass wir das lebendige Bid Book vorstellen wollen. Dementsprechend sind wir am Schluss auch auf diejenigen gestoßen, die Projekte eingereicht haben." Rund 60 davon haben es schlussendlich in das Konzept für das Jahr 2024 geschafft. "Wir wollten damit zeigen, wie breit die Basis war an Menschen, die dieses Bid Book ermöglicht haben", sagte Redl.

"Es ist ein Ruck durch die Stadt gegangen"

Erleichterung sei nach dem achtstündigen Besuch jedenfalls da. "Wir hatten den Eindruck, dass wir das, was wir auf Papier gebracht haben, auch in der Realität abbilden und herzeigen konnten", sagte Duscher. Grundsätzlich spüre man in der Stadt eine Aufbruchsstimmung: "Egal mit wem man spricht, man merkt, dass alle das wirklich wollen", so Redl. "Das ist sehr motivierend und wir sind sehr dankbar dafür, weil es nicht selbstverständlich ist." Die Bewerbungsjahre hätten St. Pölten verändert. "Es ist ein Ruck durch die Stadt gegangen."

Was die Mitbewerber aus Vorarlberg und Oberösterreich betrifft, habe man deren Vorhaben natürlich via Medien verfolgt. Sich zu vergleichen, mache aber keinen Sinn, meinte Redl. Unabhängig vom Ausgang am 12. November hätten sich die drei Bewerber aber bereits darüber verständigt zu kooperieren. "Es ist etwas sehr besonderes. Die Herausforderungen, denen sich Europa stellen muss, verbinden die Städte schon. Also haben wir uns wechselseitig versichert, dass wir danach zusammenarbeiten wollen - egal, wer es wird." Und ohnehin sei St. Pölten durch den Bewerbungsprozess für die Kulturhauptstadt "aufgerüttelt und motiviert" worden. "Das bestärkt einen: Es ist schon jetzt ein tolles Projekt, ohne über die Zeit nach Dienstag nachzudenken", betonte Redl.

Countdown für EU-Kulturhauptstadt - Niederösterreich (Video)

Wer wird Kulturhauptstadt 2024?

(APA)

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