Sabine Schirra, Leiterin des Kulturamts der Stadt Mannheim, verwies in ihrem Vortrag vor allem darauf, dass es auf internationaler und nationaler Ebene eine Vielzahl von Erklärungen zum Thema gebe, die wichtigsten Projekte mit Migrantinnen und Migranten aber auf lokaler Ebene stattfänden. Als Beispiele nannte sie Musikwettbewerbe, Museumskooperationen und Filmfestivals. Wesentlich gehe es darum, Migrantinnen und Migranten den Zugang zu kulturellen Einrichtungen zu erleichtern.
Rolf Graser, Leiter des Forums der Kulturen Stuttgart, bewertete die Rahmenbedingungen ähnlich. Er stellte den Paradigmenwechsel in den Mittelpunkt, der wegführe von der Betrachtung der Migrantinnen und Migranten unter dem Aspekt der Defizite hin zu einem Verständnis, das die Chancen und Potentiale sehe.
Beda Meier, Leiter Integration und Gleichstellung St. Gallen, hinterfragte noch substanzieller die Begrifflichkeiten, die in der Debatte eine Rolle spielen. Er führte an, dass die meisten Begriffe der vielschichtigen Realität kaum mehr entsprächen. Als Beispiel führte er den Begriff des Migranten an, welcher sehr unterschiedliche Menschen umfasse. Mit diesem Begriff könne der ökonomisch gut gestellte und mit sozialem Prestige versehene Computerspezialist ebenso gemeint sein wie eine ökonomisch sehr schlecht gestellte Person, die keine Arbeit finde.
Dr. Eva Häfele, Vorarlberg, freischaffende Kulturmanagerin aus Vorarlberg, legte dar, dass vermittelt über Kultur gesellschaftliche Anerkennung für Migrantinnen und Migranten erfolgen könne. Wichtig sei es, die notwendige Infrastruktur für Begegnungen zu schaffen und die geleistete Arbeit gut sichtbar zu machen.
Im Rahmen der sich anschließenden Podiumsdiskussion, die von Dr. Alfred Knödler, SWR4 Baden-Württemberg, moderiert wurde, diskutierten die Anwesenden auf Basis der vier Vorträge. Josef Büchelmeier, Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen, legte dar, dass der kulturell aufgeladene Begriff Heimat nur gelebt werden könne, wenn klar sei, dass alle mit dazu gehörten.
Verwiesen wurde auf das Problem, dass viele Gremien und Institutionen nicht in dem Maße mit Migranntinnen und Migranten besetzt seien, wie es ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entspreche, was eine zentrale Aufgabe für die Politik darstelle. Insgesamt wurde für mehr Selbstverständlichkeit und Normalisierung im Umgang miteinander und in der Diskussion plädiert. Dies unterstrich auch Dr. Mohamed Badawi, Sprachwissenschaftler und Verleger, der den Nachmittag nicht nur durch inhaltliche Beiträge, sondern als Sänger der Weltmusik-Band Diwan im Anschluss an die Diskussion auf phantastische Weise musikalisch bereicherte.
Dr. Werner Grabher, Vorsitzender der Kommission Kultur der IBK, äußerte zusammenfassend die Hoffnung, dass in der Kultur, als Sprache, die jeder verstehe, im Hinblick auf Migrantinnen und Migranten ein enormes positives Potential stecke, das bei guten Rahmenbedingungen auch genutzt werden könne.
Die Referenten und Diskutanten des Nachmittags waren:
Das Kulturforum der IBK findet jährlich zu einem kulturellen Thema in der Regio Bodensee statt.
Quelle: Aussendung der Geschäftsstelle der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK)
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