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KUB-Bregenz: Rachel Whiteread bis 29. Mai

Das Kunsthaus Bregenz zeigt von 9. April bis 29. Mai die Ausstellung "Walls, Doors, Floors and Stairs" der britischen Künstlerin Rachel Whiteread. In Bregenz feiert sie Österreich-Premiere.

Der Bogen der Präsentation umspannt Grundelemente des Hauses wie die Treppe, Bodenabformungen, einen kompletten Raum sowie eine 14-teilige Serie mit Abformungen von Türen verschiedener Londoner Gebäude, die Whiteread speziell für Bregenz realisiert hat. Von der 1963 in London geborene Künstlerin stammt auch das im Jahr 2000 fertig gestellte Wiener „Holocaust-Mahnmal“.

Whiteread hat seit Ende der 1980er-Jahre ein einzigartiges Oeuvre von Abgüssen von Einrichtungsgegenständen geschaffen. Sie nimmt den Vorgang des Füllens eines Raumes wörtlich und füllt tatsächlich Räume aus – mit Industriematerialien wie Gips, Beton, Gummi, Polyesterharzen und anderen Substanzen. Sobald das Material hart geworden ist, wird die „Hülle“ entfernt. Die entstandene Skulptur weist an ihrer Oberfläche die Abdrücke des sie vormals umschließenden Materials auf. Mit ihrem Negativabgussverfahren verwandelt Whiteread Leerraum in Volumen.

Eine der im Kunsthaus Bregenz ausgestellten Arbeiten von Whiteread aus dem Jahr 2003 – „Untitled (Room 101)“ zeigt etwa ein Büro im Broadcasting House der Londoner BBC-Zentrale, in der George Orwell während des Zweiten Weltkriegs eine Zeit lang arbeitete. Der Raum lieferte Orwell die Inspiration für die Folterkammer in seinem Roman “1984“. Auf Einladung der BBC nahm Whiteread einen kompletten Abguss des Zimmers. In „Untitled (Bronze Floor)“ präsentiert Whiteread hingegen einen Bodenabdruck aus dem Haus der Kunst München, der auf die Mitte der 1930er-Jahre zurückgeht. Auch ihr eigenes Haus hat die Künstlerin zum Thema gemacht: „Untitled (Upstairs)“ ist ein Abguss der Treppe ihres Hauses im Londoner Stadtteil Bethnal Green.

Rezeption und Interpretation von Whitereads Objekten kreisen um Themen wie Erinnerung, Intimität, häusliches Leben oder auch Verlust und Tod. Der Betrachter sucht nach Indizien für sein vages Gefühl, in den Räumen persönliche Spuren ihrer Bewohner zu entdecken oder projiziert seine Vorstellungen davon hinein. Die Räume selbst weisen aber keine wahrnehmbaren Elemente auf, aus deren symbolischer Aufladung sich eine persönliche Raumbedeutung oder gar Geschichte ablesen ließe. In diesem Zusammenhang steht auch die Thematik von Verlust und Tod. Mit dem Erstarren von Raumvolumen geht die Möglichkeit des Seins in ihm verloren. Der Raum gibt keine Identität seiner Bewohner mehr preis.

Whiteread erhielt 1993 den renommierten Turner-Preis, 1997 wurde ihr für ihren Beitrag zur Biennale in Venedig eine Medaille verliehen. Sie hat ihre Arbeiten weltweit präsentiert und bedeutende Werke für den öffentlichen Raum geschaffen, etwa das „Holocaust-Mahnmal“ (2000) in Wien, „Monument“ (2001) in London und „Water Tower“ (1998) in New York.

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