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Kritik: Falcos "neue" Platte - "The Spirit Never Dies"

"Neue" Falco-CD erschienen
"Neue" Falco-CD erschienen ©APA (Archiv)
Es gibt gute Gründe, warum manche Songs unveröffentlicht bleiben - zumindest zu Lebzeiten eines Künstlers. Im Fall der meisten Stücke, die nun für Falcos dritte posthume CD "The Spirit Never Dies" (Warner) ausgegraben und überarbeitet wurden, sind diese nur zu verständlich.
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Denn das Album (eigentlich mehr eine Kopplung) erreicht nur stellenweise den Ansatz jener Qualität, die der 1998 verunglückte Wiener Popstar immerhin noch auf seinen schwächeren Platten geboten hatte.

Die Verpackung löst Vorahnungen aus: Auf weißem Hintergrund befindet sich im Zentrum ein kleines, am Computer überarbeitetes Porträt des Falken in schwarz-weiß, darüber dominiert in fetten Lettern der Schriftzug “Falco” (so, dass man in den Großmärkten gar nicht daran vorbei kommt) – ein liebloses Cover. Noch dazu verbreitet es eine Unwahrheit: “8 New Songs & Jeanny Trilogy”. Aber unter den acht angeblich neuen Liedern befinden sich ein unsinniges Intro, ein ebensolches Outro (beide als Songs getarnt) sowie die Tracks “Poison” und “Que Pasa Hombre”, Bestandteile der zweiten posthumen Scheibe “Verdammt wir leben noch” von 1999. Somit bleiben – inklusive des entdeckten Jeanny-Abschlusses – fünf bisher unbekannte Nummern. Oder anders formuliert müsste es am Cover wahrheitsgemäß heißen: “4 New Songs & Jeanny Trilogy”.

“Jeanny, Part 1” und “Coming Home (Jeanny Part 2, Ein Jahr danach) sind hinlänglich bekannt. Zu den “neuen” Sachen: Der Disco-Afro-Beat-Stampfer “Nuevo Africano” hat Club-Potenzial, geht nach mehrmaligem Anhören ins Ohr, würde allerdings auf einem der Falco-Klassiker zu den durchschnittlicheren Beiträgen zählen. Dass der Abschluss der Jeanny Trilogy, das medial ordentlich berummelte “The Spirit Never Dies (Jeanny Final)” seinerzeit verworfen oder vom Label abgelehnt wurde, wundert kaum. Falcos Versuch, “richtig” zu singen statt zu rappen, bringt ihn in eine gefährliche Nähe zum Schunkelschlager. Die Produzenten haben auf die CD trotzdem zusätzlich noch einen “Special Mix” gepackt. Wofür das “Special” steht, darf gerätselt werden.

“Sweet Symphony” lebt von einer weiblichen Gospelstimme, die dem dünnen, möglicherweise bei den damaligen Sessions nicht fertiggestellten Song Power verpasst. Das Gefühl, Falco hätte bis zu einem Release – so er mitreden könnte – noch sehr intensiv an den Stücken gearbeitet, will bisher nicht verfliegen. Da kommen “Kissing In The Kremlin”, ein typischer Falco-Rap im 80er-Stil mit Selbstzitaten, und “Dada Love” gerade recht. Denn zumindest diese beiden Kompositionen hätten auf “Wiener Blut” oder einem ähnlichen Werk enthalten sein können. In “Dada Love” blitzen endlich auch der Sprachwitz und Humor des Falken auf.

“The Spirit Never Dies” kann als “Album” neben Standards wie “Einzelhaft”, “Junge Römer” oder “Falco 3” nicht bestehen. Es gibt Lichtblicke und viel Füllmaterial. Mehr Sinn hätte ein ordentliches Falco-Box-Set gemacht, das auf mehreren Discs die gesamte Karriere zusammenfasst. Zwei oder drei der nun restaurierten Lieder wären dabei als Bonus-Tracks für eingefleischte Fans nicht weiter störend, ja sogar willkommen gewesen.

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