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Krise verschärft private Schuldenprobleme

Bregenz - Die österreichischen Schuldenberater warnen im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise vor einem "Überschuldungs-Tsunami" und fordern deshalb umfassende Maßnahmen.

Dazu gehören ein leichterer Zugang zum Privatkonkurs, transparente und verständliche Produkte seitens der Banken und Finanzdienstleister sowie die Anhebung des unpfändbaren Existenzminimums. Bereits für die zweite Jahreshälfte rechnen die Schuldenberater mit einem deutlichen Zuwachs der Klientenzahlen, erklärten am Freitag Hans W. Grohs, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen “asb”, und Peter Kopf, Geschäftsführer der Vorarlberger IfS-Schuldenberatung, anlässlich der 3. Österreichischen Schuldenberatungstagung in Bregenz.

Bereits 2008 hätten 47.525 Personen (2007: 42.681; 2006: 37.225) Unterstützung in einer der zehn staatlich anerkannten Schuldenberatungen Österreichs in Anspruch genommen, sagte Grohs. Zwar hätten derzeit viele Leute noch Reserven oder könnten auf familiäre Netzwerke zurückgreifen, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise seien aber noch nicht wirklich angekommen, befürchtete Kopf bald steigende Klientenzahlen. Man müsse verhindern, dass aus einer Klientenzunahme ein Klienten-Tsunami werde, betonte Kopf. Besonders gefährdet seien Personen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, familiäre Schicksalsschläge erleiden oder Trennungen vom Partner vollziehen wie auch gescheiterte Selbstständige.

Zur Verbesserung der Situation forderte Kopf einen erleichterten Zugang zum Privatkonkurs (“es gibt viele, die ihn sich nicht leisten können”), sowie die Anhebung des Existenzminimums auf mindestens 1.000 Euro. “Damit wäre man auf deutschem Niveau. Mit 700 bis 750 Euro kann man nicht leben”, unterstrich Kopf.

Grohs wiederholte seine Forderung nach einem gesetzlich abgesicherten Zugang zu einem Girokonto ohne Überziehungsrahmen, das in Schuldenberatung befindlichen Personen oft nicht zugestanden werde. Die P.S.K.-Bank biete seit Frühling ein solches Konto an, das seither an 1.000 Personen vergeben worden sei. “Das zeigt, dass es eine große Zahl von Menschen gibt, die ein solches Konto brauchen”, sagte Grohs. Bundesweit mussten zuvor rund 50.000 Österreicher wegen mangelnder Bonität auf ein Girokonto verzichten.

Zur Zukunft der Schuldenberatung sagte Kopf, dass man den Blick auf die Prävention richten müsse. “Wir haben im Moment viele junge Klienten, die nicht gut mit Geld umgehen können”, stellte Kopf fest. Das Angebot müsse verbessert und an die künftigen Anforderungen angepasst werden. Nicht nur das Durchschnittsalter der zu Beratenden werde ansteigen, sondern auch der Frauenanteil.

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