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"Konstruktive Provokation" aus Vorarlberg

Warum hat das Architekturzentrum Wien (Az W) die französische Wanderausstellung "Konstruktive Provokation. Neues Bauen in Vorarlberg" übernommen, fragte Az W-Direktor Dietmar Steiner am Mittwoch bei der Pressekonferenz rhetorisch.

„Weil Vorarlberg so weit von Wien entfernt ist, dass man die Schau ruhig als Information über ein fremdes Land ansehen kann“, erklärte er. Zu sehen sind 13 „Themenportale“, die anhand aufeinander bezogener Fotos und Texte die europaweit einmalige Baukultur im „Ländle“ seit den sechziger Jahren präsentieren (30. Juni bis 29. August).

Seit zwei Jahren tourt die Gemeinschafts-Schau von Vorarlberger Architekturinstitut und Institut francais d’ architecture durch Frankreich, und hatte zuletzt im Kunsthaus Bregenz Station. Otto Kapfinger, der die Konzeption gestaltete: „Das ist eigentlich absurd, dass die für Frankreich gestaltete Ausstellung jetzt in Vorarlberg zu sehen ist“. Kuratorin Marie-Helene Contal von La Cite de l’architecture et du patrimoine in Paris meinte: „Die Ausstellung war ein großer Erfolg in Frankreich. Wir müssen sie jetzt sogar nach Belgien bringen“. Interessant an der Schau sei auch, dass „zwei verschiedene Blicke gekreuzt werden, der österreichische und der europäische“, so Contal weiters.

Vorarlberg gilt heute als Mekka von Architekturtouristen, und verblüfft Profis wie Laien mit der Vielfalt seiner neueren Baukunst. Die architektonischen Herausforderungen wie Zersiedelung oder wirtschaftliche Umbrüche sind nicht anders als in den Nachbarländern, und dennoch gelang es in der Region Vorarlberg, die Architekturpolitik nicht durch vorwiegend ökonomisch bedingte Interessen vereinnahmen zu lassen. Dazu gesellt sich die große Bedeutung des Handwerks in Vorarlberg, ein ausgeprägtes Bewusstsein für Baukultur, und engagierte Architekten, deren ältere Vertreter noch bei Roland Rainer in Wien studiert hatten.

Die sich abzeichnende Architekturbewegung, die in den sechziger Jahren als widerständige Haltung einiger Unangepasster begonnen hatte, war eine Entwicklung „von unten“, wie Kapfinger erläuterte. Als Folge davon bestimmt heute eine technologisch, ökologisch und ästhetisch innovative Architektur das Gebiet zwischen Bodensee und Arlberg.

Zu sehen sind großformatige Fotografien und Textblöcke, die auf den Fronten rechteckiger Kuben angebracht sind. 13 Themenportale führen durch die Geschichte der vorarlbergischen Baukunst, wie etwa „Die Radikalität der Grundsteine“, „Intelligenz der Kargheit“ oder „Baukultur als Bürgerstolz“. Absichtlich werden die Architekten nicht namentlich hervor gehoben, da die Topographie einer Gesellschaft vermittelt werden soll.

Ausstellung „Konstruktive Provokation. Neues Bauen in Vorarlberg“, Architekturzentrum Wien im Museumsquartier, 30. Juni bis 29. August, tgl. 10 – 19, Mi 10 – 21, Tel: 01-5223115, www.azw.at

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