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Konsistorium-Fieber im Vatikan

Papst Benedikt XVI. will bei der Generalaudienz am kommenden Mittwoch für den 25. März sein erstes Konsistorium zur Ernennung neuer Kardinäle einberufen.

Damit würde der Papst mit einer Tradition brechen, während der vorösterlichen Fastenzeit keine Konsistorien einzuberufen.

Die in Purpur gekleideten Kardinäle sind nach dem Papst die höchsten Würdenträger der römisch-katholischen Kirche. Sie werden auf Lebenszeit ernannt und beraten den Papst bei seinen Entscheidungen.

In heutiger Zeit beruft der Papst öffentliche Konsistorien nur zu feierlichen Anlässen im Vatikan ein, so zur Verleihung der Kardinalswürde oder bei abschließenden Plädoyers zu einer Heiligsprechung. Geheime Konsistorien finden zur Beratung von Verwaltungsangelegenheiten statt. Wenn ein Papst stirbt, finden sich die Kardinäle unter 80 Jahren im Konklave zur Wahl eines Nachfolgers zusammen.

Derzeit zählt das Kardinalskollegium 168 Mitglieder, darunter 110 unter 80 Jahren. Bis Ende März werden weitere zwei diese Altersgrenze für das Konklave überschreiten. Mehrere Erzbischöfe wichtiger Diözesen werden als mögliche Kandidaten für eine Ernennung zum Kardinal gehandelt, darunter auch der US-Erzbischof William Joseph Levada, der als Nachfolger Joseph Ratzingers die Leitung der vatikanischen Glaubenskongregation übernahm.

Der Papst will eine Reihe neuer Kardinäle ernennen. Unter den Kandidaten für den Kardinalspurpur ist etwa der neu ernannte Erzbischof von Krakau, der frühere Sekretär Johannes Pauls II., Stanislaw Dziwisz. Der engste Freund des verstorbenen Papstes war im vergangenen August feierlich zum neuen Krakauer Erzbischof aufgerückt. Ebenso ist der neue Erzbischof von Paris, Andre Vingt-Trois, ein Anwärter auf den Kardinalspurpur. Ihn hatte noch Johannes Paul II. als Nachfolger für den aus Altersgründen zurückgetretenen Erzbischof Kardinal Jean-Marie Lustiger ernannt.

Das bisher letzte Konsistorium fand im Oktober 2003 statt. Johannes Paul II. hatte damals 31 Bischöfen den Kardinalspurpur verliehen. Mit dem neunten Konsistorium im 26-jährigen Pontifikat von Karol Wojtyla war die Zahl der Mitglieder des Kardinalskollegiums auf 194 gestiegen. Die letzten Kardinäle, die Johannes Paul II. kreiert hatte, stammen aus allen Teilen der Welt.

Unter ihnen war erstmals ein Ghanese, Erzbischof Peter Kodwo Appiah Turkson. Besondere politische Bedeutung hatte die Kardinalserhebung des Erzbischofs der sudanesischen Hauptstadt Khartum, Gabriel Zubeir Wako, und des Erzbischofs von Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt), Jean-Baptiste Pham Minh Man.

Nach Angaben von Vatikan-Experten will der Papst den Kardinälen ermöglichen, bis zum Alter von 78 Jahren im Amt zu bleiben. Papst Paul VI. hatte bestimmt, dass Bischöfe und Kurienleiter mit 75 Jahren zurücktreten müssen. Dies will Benedikt XVI. nun ändern.

Über mögliche Nachfolger des 78-jährigen vatikanischen Staatssekretärs Angelo Sodano wird im Vatikan bereits spekuliert. Zu den aussichtsreichsten Nachfolgern zählen der Substitut Erzbischof Leonardo Sandri, sowie Kardinal Crescenzio Sepe, Präfekt der Kongregation „Propaganda Fide“. Auch der Nuntius in Paris, Bischof Fortunato Baldelli, sowie der „Außenminister“ des Papstes, Erzbischof Giovanni Lajolo, kommen als Sodanos Nachfolger in Frage.

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