AA

Knapp 385.000 ohne Job: Arbeitslosigkeit in Österreich ist im April gesunken

Im April haben 384.486 Personen keinen Job gehabt.
Im April haben 384.486 Personen keinen Job gehabt. ©APA (Sujet)
Die Arbeitslosigkeit im April ist im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Die stärksten Rückgänge verzeichnete dabei der Bau mit minus 16,6 Prozent.

Im April haben 384.486 Personen keinen Job gehabt. Das ist ein Minus von 7,1 Prozent oder 29.197 Personen verglichen zum selben Monat des Vorjahres. 75.627 Personen befanden sich in Schulungen. Die Zahl der Beschäftigten stieg im Vergleich zum April 2017 um 89.000 Menschen oder 2,5 Prozent auf 3,694 Millionen Personen an, teilte das Arbeitsmarktservice (AMS) am Mittwoch mit.

April-Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr rückläufig

“Wolkenlos zeigt sich die Arbeitsmarktentwicklung in allen Bundesländern, den wichtigsten Branchen, aber auch bei älteren bzw. langzeitarbeitslosen Personen”, so AMS-Vorstand Johannes Kopf. “Die stärksten Rückgänge an arbeitslos gemeldeten Menschen (inkl. Personen in Schulung) verzeichnen der Bau mit minus 16,6 Prozent und der Bereich der Herstellung von Waren mit minus 13,5 Prozent.” Die Konjunkturprognosen sowie ein weiterer Anstieg der offenen Stellen um fast 28 Prozent ließen für das restliche Jahr weitere deutliche Rückgänge in der Arbeitslosigkeit erwarten. Derzeit gibt es 71.013 sofort verfügbare Stellen.

Arbeitslose in …sterreich im April - Erste Fassung der Grafik
Arbeitslose in …sterreich im April - Erste Fassung der Grafik

“Grund also zur Freude zumindest über die Entwicklung, mit der absoluten Höhe der Arbeitslosigkeit sollte man nämlich noch nicht zufrieden sein”, so Kopf. Die national berechnete Arbeitslosenquote lag im April bei 7,7 Prozent (minus 0,9 Prozentpunkte). Sie bezieht sich auf die 308.859 Arbeitslosen, die sich im Gegensatz zu den 75.627 (minus 0,2 Prozent) weiteren nicht in Schulung befanden.

Nur Mini-Rückgang bei unter 25-Jährigen

Bei den Jugendlichen unter 25 Jahren haben laut Eurostat 10,1 Prozent oder 63.777 keinen Job. Das ist ein Minus im Vergleich zum April 2017 von 0,2 Prozentpunkten. Laut AMS ging die Zahl um 4.078 oder 6 Prozent zurück. Die Frauenarbeitslosigkeit ging um 9.362 (-4,9 Prozent) auf 179.913 Personen zurück. Bei den Männern sank die Arbeitslosigkeit um 19.835 oder 8,8 Prozent auf 204.573 Personen.

Auch in Wien Rückgang von 4 Prozent

Die Zahl der Jobsuchenden ist in Wien weiter rückläufig. Im April waren mit 114.980 Personen um 5,5 Prozent weniger als arbeitslos vorgemerkt als vor einem Jahr. Allerdings gab es gleichzeitig um 1,6 Prozent mehr Schulungsteilnehmer – nämlich 33.121. Unterm Strich waren somit in der Bundeshauptstadt um 4 Prozent weniger Menschen ohne Job, wie das AMS Wien am Mittwoch mitteilte. Bemerkenswert ist das Plus an offenen Stellen, welche die Betriebe dem Arbeitsmarktservice meldeten. Es betrug 44,3 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat 2017, Ende April waren es 9.947 Stellen. Man wolle die Konjunkturlage nutzen, “um Jugendliche aus der sogenannten überbetrieblichen Lehrausbildung im ersten Lehrstellenmarkt unterzubringen”, kündigte Wiens AMS-Chefin Petra Draxl in einer Aussendung an.

Auftakt dieser Bemühungen sei die Lehrstellenbörse “Volltreffer” am 8. Mai im Allianz-Stadion. Rund 500 Jugendliche sollen dort die Chance zu einem Bewerbungsgespräch bei einem von knapp 40 teilnehmenden Betrieben erhalten.

Jugendliche profitierten zuletzt schon überdurchschnittlich von der besseren Arbeitsmarktsituation. Bei den Unter-25-Jährigen ging die Arbeitslosigkeit im April um 15,4 Prozent, bei den Unter-20-Jährigen sogar um 26,3 Prozent zurück. Bei den älteren Arbeitslosen über 50 Jahre verzeichnete man indes nur ein Minus von 2,7 Prozent. Nach Branchen betrachtet gab es in Wien die stärksten Rückgänge in der Baubranche (minus 13,3 Prozent) und in der Warenproduktion (minus 11 Prozent), gefolgt von der Hotellerie und Gastronomie (minus 6,9 Prozent) und dem Einzelhandel (minus 5,7 Prozent).

Hartinger-Klein: Positiven Trend beibehalten

Arbeits- und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat am Mittwoch in Reaktion auf die neuesten April-Arbeitslosenzahlen einen “positiven Trend” geortet. Dieser müsse beibehalten werden. “Wir müssen dafür sorgen, dass die steigende Zahl der offenen Stellen auch mit gut ausgebildeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern besetzt werden können”, so Hartinger-Klein in einer Aussendung.

Dafür seien “personalisierte Maßnahmen, wie sie das Programm ‘Job Aktiv’ vorsieht, zur Weiter- und Fortbildung der Arbeitssuchenden notwendig”, so die Politikerin. Die Regierung will – nachdem sie die Aktion 20.000 für ältere Langzeitarbeitslose beendet hat – mit der neuen Ausbildungsoffensive “Job Aktiv” Jugendliche ohne Arbeitsplatz und Langzeitarbeitslose unterstützen. Insgesamt sollen heuer 79 Mio. Euro in dieses Programm fließen. Etwa werden Jugendliche bis 18 Jahre mit 12 Mio. Euro an Ausbildungsmaßnahmen unterstützt, für Jugendliche bis 25 gibt es 37 Mio. Euro.

Anderl warnt vor Einsparungen beim AMS

Die neue Präsidentin der Arbeiterkammer (AK), Renate Anderl, hat in Reaktion auf die gesunkene Arbeitslosigkeit den Mitarbeitern des Arbeitsmarktservice (AMS) gedankt. Das AMS sei eine der besten Arbeitsmarkteinrichtungen der EU. Wenn die ÖVP-FPÖ-Regierung aber “nach noch mehr Effizienz schreit, muss sie wissen, dass es das nicht zum Nulltarif gibt”. Es brauche entsprechende Ressourcen. Der Aufschwung gehe viel zu oft an jenen vorbei, die es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer hätten, so Anderl. “Für Ältere, Arbeitssuchende mit gesundheitlichen Problemen oder mit langer Arbeitslosigkeit darf das Arbeitsmarktservice nicht zum Abstellgleis werden”, fordert Anderl mehr Vermittlungsunterstützung durch die schwarz-blaue Bundesregierung. Auch brauche es für die Arbeitssuchenden mit fehlenden oder veralteten beruflichen Kenntnissen ausreichende und auf die Situation der einzelnen Betroffenen abgestimmte Qualifizierungsmaßnahmen.

Änderungen beim AMS kann sich Anderl im Bereich der Lohnsubventionen und Eingliederungsbeihilfen vorstellen, teilte die AK-Präsidentin am Mittwoch weiters in einer Aussendung mit. “Da fließen Förderungen auch an Arbeitgeber für die Aufnahme neuer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sie sowieso einstellen würden.” Das führe zu hohen Mitnahmeeffekten. Anderl, die zuletzt ÖGB-Frauenchefin war, will das Geld lieber in geordnete Bahnen gelenkt sehen – und zwar “hin zu jenen, die es wirklich brauchen: Ältere ab 55, WiedereinsteigerInnen und Arbeitslose mit gesundheitlichen Problemen”.

(APA/Red)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Österreich
  • Knapp 385.000 ohne Job: Arbeitslosigkeit in Österreich ist im April gesunken